Was ist Wald-Engelwurz?
Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris) ist die kleinere Variante der Echten Engelwurz und gehört wie diese zur Familie der Doldenblütler (Apiaceae). Man findet sie in ganz Europa recht verbreitet in Auwäldern, Erlenbrüchen, Staudenfluren und Mooren, an Ufern und nassen Wiesen. Sie riecht in allen Teilen hoch aromatisch.
Es handelt sich dabei um eine ausdauernde krautige Pflanze, die eine Höhe von 80-160 Zentimetern erreicht. Sie hat eine kräftige fleischige Wurzel und einen aufrechten verzweigten runden Stängel, der innen hohl und außen weiß bereift ist. Seine Farbe reicht von dunklem Grün bis zu einem kräftigen Braunrot.
Am Grund stehen 30-60 Zentimeter lange dunkelgrüne Blätter, die nach oben hin am Stängel zusehends kleiner werden. Sie haben typischerweise eine Rinne auf der Oberseite des Stiels und der Spindel. Dabei sind sie zwei- bis dreifach gefiedert mit bis zu acht Zentimeter langen Fiederblättchen, die länglich-eiförmig geformt sind, mit einer deutlichen Spitze und unregelmäßig gesägtem Rand. Ihre Oberseite ist rau, die Unterseite kurz behaart, und am Grund stehen große aufgeblasen erscheinende Blattscheiden, die einen großen Teil des Stieles bedecken.
Die Blüten stehen in Doppeldolden, die einen Durchmesser von bis zu 20 Zentimetern erreichen. Ihre Doldenstrahlen sind auf der ganzen Länge grau und flaumzottig behaart. In den kleinen, fast kugeligen Unterdolden stehen zwei Millimeter große weiße oder zart rosafarbene Blüten, deren Kronblätter vor dem Erblühen grün sind. Bei den Früchten handelt es sich um braune geflügelte Achänen.
Wald-Engelwurz im Garten

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Standort
Die Wald-Engelwurz fühlt sich auf einem sickernassen oder wechselfeuchten, nährstoffreichen und locker-humosen tiefgründigen Lehm- oder Tonboden am wohlsten. Sie hat es gerne sonnig bis halbschattig.
Schnitt
Ein Schnitt ist bei der Wald-Engelwurz nur zur Ernte oder zum Entfernen verwelkter Anteile nötig. Beim Hantieren sollte man Handschuhe tragen, da der Saft Hautirritationen hervorruft.
Vermehrung
Die Vermehrung der Wald-Engelwurz ist mithilfe der reichlich gebildeten Samen möglich.
Verwendung
Mit ihren hübschen Dolden ist die Wald-Engelwurz eine Zier für Bauern- und Apothekengärten, fühlt sich als Unterwuchs von Hecken und Gehölz wohl und kann am Teichrand als auch in Kübel gepflanzt werden. Sie ist eine ausgezeichnete Nahrungsquelle für viele Insekten und Vögel.
Schädlinge
Die Wald-Engelwurz ist recht resistent gegen Krankheiten und Schädlinge. Selten treten Mehltau und Rostflecken an den Blättern auf. Blattläuse finden sich vor allem am frischen Grün.
Ökologie

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Die Blüten der Wald-Engelwurz werden von einer Vielzahl von Insekten besucht, Bienen, Wespen, Schmetterlinge, Käfer, Schwebfliegen sowie Vögel sind hier Dauergäste. Hauptbestäuber sind Fliegen.
Im Winter sollte man einige der abgestorbenen Pflanzen im Garten stehenlassen. Die aufrechten hohlen Stängel dienen im folgenden Frühjahr einigen Wildbienen als Nistmöglichkeit. Abgeschnitten und horizontal gelegt sind sie für die Tiere uninteressant.
Wissenswertes
Wegen der darin enthaltenen Furocumarine kann der Saft der Wald-Engelwurz Hautausschläge hervorrufen. Sie wirken photosensibilisierend, sodass bereits wenig Sonnenlicht für einen Sonnenbrand ausreicht, ganz ähnlich wie bei der Herkulesstaude.
Der botanische Name bedeutet Engel – die medizinischen Eigenschaften sollen der Legende nach einem Mönch vom Erzengel Raphael offenbart worden sein. Sie sollte sogar gegen die Pest helfen, Gifte neutralisieren und das Leben verlängern. Die Wald-Engelwurz ist allerdings offizinell weniger gebräuchlich als die Echte Engelwurz.
Dessen ungeachtet verwendet man die Pflanze früher in der Küche. Den Stängel kann man roh verzehren, die Blätter lassen sich in Eintöpfen verwenden und die Samen dienen als Gewürz. Man verwendete sie auch zum Tuchfärben.
Neben der Wildform gibt es Kultivare mit rosa Blüten und anderen Abweichungen.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner