Was ist Akelei?
Die Akelei oder Gemeine Akelei (Aquilegia vulgaris) ist ein Staudengewächs aus der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae) und in Europa weit verbreitet. Genetisch ist sie ausgesprochen variabel, sodass es eine unüberschaubare von wildwachsenden Varietäten gibt. Das mehrjährige Kraut erreicht eine Wuchshöhe von bis zu 80 Zentimetern und ist mit einem kräftigen braunen Rhizom fest verankert. Daraus entspringt eine Rosette mit doppelt dreizähligen, gekerbten Blättern, die auf der Oberseite blaugrün und kahl, auf der Unterseite graugrün und behaart sind. Während die Rosettenblätter einen langen Stiel aufweisen, sind die Stängelblätter ungestielt und wesentlich kleiner.
Aus der Blattrosette entspringen reich verzweigte Stängel, an deren Enden die nickenden, meist blauen Blüten sitzen. Sie haben einen Durchmesser von bis zu fünf Zentimetern und bestehen aus fünf langen Perigonblättern. Die typischen Sporne der Blüten haben der Akelei zu ihrem Namen verholfen: Er leitet sich vom lateinischen aquila für Adler ab und bezeichnet die Krallen des Raubvogels.
Unmittelbar nach der Blüte vergeht das Kraut und zieht sich bis auf das unterirdische Rhizom zurück. Die aufrecht stehenden Fruchtstände mit ihren zylindrischen Balgfrüchten bleiben eine Weile erhalten und sorgen für die Ausbreitung der 2,5 Millimeter langen, schwarzglänzenden Samen.
Akelei im Garten
Standort
Die Akelei bevorzugt wie an ihren natürlichen Standorten einen eher nährstoffarmen, kalkreichen und durchlässigen Boden mit Halbschatten und gleichmäßiger Feuchtigkeit. Staunässe ist absolut tödlich.
Schnitt
Blühende Exemplare sind schöne Schnittblumen und bereichern jeden Strauß. Wer die Selbstaussaat zügeln möchte, sollte die ausgeblühten Exemplare regelmäßig vor dem Heranreifen der Samen abschneiden. Dadurch bilden die Pflanzen zudem mehr Blüten.
Vermehrung
Die Früchte der Akelei trocknen in luftiger Höhe und werden vom Wind wie aus einem Salzstreuer oder von vorüberstreifenden Tieren weitergetragen. Will man sich nicht auf die Selbstaussaat verlassen, kann man die ausgereiften Früchte ernten und die Samen im nächsten Jahr aussäen. Das Teilen der Stauden ist wegen der ausgeprägten Pfahlwurzeln heikel und sollte nur bei großen Horsten vorgenommen werden.
Verwendung
Mit ihren wunderhübschen Blüten bereichert die Akelei Staudenbeete, Rabatten und Bauerngärten, in denen sie sich mit anderen bunt blühenden Kollegen gut kombinieren lässt. Gleiches gilt für die Bepflanzung von Kübeln und Balkonkästen, mit denen sie man sie auch auf Terrasse und Balkon bringen kann.
Schädlinge
Die in der Akelei enthaltenen Giftstoffe halten viele Fressfeinde fern, sogar hungrige Schnecken. Nur Mehltau und Rostpilze bereiten zeitweise Probleme.
Ökologie
Um eine Selbstbefruchtung zu verhindern reifen die Staubblätter vor den Fruchtknoten. Der Nektar findet sich tief unten in den Spornen der Blüte, sodass nur Nektarsammler mit langem Rüssel bis dorthin gelangen. Neben Schmetterlingen gehören dazu vor allem Hummeln, während Bienen und Schwebfliegen hier leer ausgehen. Kurzrüsselige Hummeln machen oft kurzen Prozess und knabbern einfach die nektarreichen Honigblätter auf. Den verkürzten Weg zum Büffet machen sich danach Wild- und Honigbienen zunutze, ebenfalls ohne dass die Räuber etwas zur Bestäubung beizutragen.
Wissenswertes
Die Akelei ist eine uralte Heilpflanze, die sich im Mittelalter besonderer Beliebtheit erfreute. Die erste schriftliche Erwähnung des Namens findet sich in der Physica der Hildegard von Bingen, die die Pflanze gegen Fieber und Hautausschläge empfahl. Als pflanzliches Heilmittel hat sie sich in der Homöopathie erhalten, wo man Tinkturen und Globuli bei PMS, Hauterkrankungen, nervöse Zustände und körperliche Schwäche verwendet. Ansonsten spielt sie in der modernen Phytotherapie keine Rolle mehr. Das Glykosid Triglochinin gilt als cyanogen, bildet also Blausäure und ist giftig.
Die unverwechselbaren Blüten haben in der Ikonographie der Kunst vielfältige Bedeutung, sowohl als Zeichen der Demut und Melancholie als auch der Manneskraft und Sinnesfreude. Ihre blaue Farbe verleiht ihnen das Anthocyanidin Delphinidin. Bei einigen wilden Mutationen und Zuchtsorten fehlt es, sodass die Blüten Rottöne aufweisen oder komplett weiß erscheinen.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner