Was ist Wald-Geißbart?
Der Wald-Geißbart (Aruncus dioicus) ist eine ausdauernde krautige Pflanze und gehört zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Er ist auf der ganzen nördlichen Hemisphäre weit verbreitet, und man findet ihn zerstreut in Schluchtwäldern, an Gebirgsbächen und schattigen Steilhängen, wo er große Bestände bilden kann. Wo er nicht wild vorkommt, ist er oftmals aus Gärten ausgewildert.
Das kräftige Rhizom trägt aufrechte Stängel, die sich nicht verzweigen und weit unten verholzen. Seine Blätter sind dünn, bis zu einem Meter lang, doppelt dreizählig, 2-3fach gefiedert und ohne Nebenblätter. Jung sind sie meist rötlich überlaufen und ohne scharfen Geschmack. Mit den Blütenständen erreichen sie eine Höhe von 80-200 Zentimetern.
Die großen Blütenstände stehen endständig und bestehen aus in Rispen angeordneten dünnen schmalen und 20-30 Zentimeter langen Ähren, die wie die gesamte Infloreszenz leicht überhängen. Der Wald-Geißbart ist zweihäusig; die weiblichen Blütenstände sind reinweiß, die männlichen cremeweiß; ein einzelner Blütenstand beherbergt bis zu 10.000 Blüten. Die nur drei Millimeter breiten Blüten sind kurz gestielt, radiärsymmetrisch und fünfzählig. Bei der Frucht handelt es sich um eine Balgfrucht mit jeweils drei bis fünf lanzettlichen und geflügelten Samen.
Wald-Geißbart im Garten
Standort
Der Wald-Geißbart bevorzugt einen dauerhaft frischen nährstoff- und basenreichen, vorzugsweise kalkarmen Lehm- und Tonboden, der auch steinig sein darf, mit Sonne oder Halbschatten. Er ist winterhart. Bei der Bepflanzung sollte man daran denken, dass er sich schnell ausbreitet und viel Platz in Anspruch nimmt.
Schnitt
Ein Beschneiden nimmt man beim Wald-Geißbart vor, um alte und vertrocknete Teile zu entfernen oder um die Selbstaussaat zu verhindern.
Vermehrung
Die Vermehrung des Wald-Geißbartes erfolgt am einfachsten durch Teilung der Bestände. Eine Vermehrung mit Samen ist möglich, aber langwierig. Sie benötigen als Kaltkeimer eine Kältephase, sodass man sie am besten an Ort und Stelle im Garten ausbringt.
Verwendung
Mit seinen dekorativen Blütenschwänzchen ist der Wald-Geißbart für Staudenbeete und als Unterpflanzung von Gehölz zu empfehlen. Man kann ihn auch in der Nähe des Gartenteiches anpflanzen, wo er allerdings nicht direkt im Wasser stehen darf.
Schädlinge
Schädlinge und Krankheiten machen dem Wald-Geißbart nur selten zu schaffen. Selbst Schneckenmachen einen großen Bogen um ihn. Nur an den Blüten finden sich bisweilen auch Blattläuse ein, die in Anbetracht der Insektenschar aber kaum ins Gewicht fallen.
Ökologie
Die reichhaltige Blütenpracht lockt eine Vielzahl von Insekten an, und die Bestäubung erfolgt vor allem mit der Hilfe von Hummeln und Schmetterlingen. Ebenso finden sich hier Honigbienen, Wildbienen, Schwebfliegen und Käfer in großer Zahl ein. Auf den Blättern des Wald-Geißbartes legt der Grünliche Gebüsch-Lappenspanner (Acasis viretata) seine Eier ab und nutzt ihn als Raupenfutter.
Wissenswertes
Der Wald-Geißbart ist essbar – in Norditalien kocht man die jungen Pflanzen als Gemüse. Roh sollte man sie keinesfalls genießen, denn sie enthalten Blausäure-Glykoside, die erst beim Kochen zerfallen.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner