Was ist Kriechender Günsel?
Kriechender Günsel (Ajuga reptans) ist, wie der Name bereits andeutet, eine kriechende immergrüne Rhizomstaude, die sich im Garten mit Hilfe von oberirdischen Ausläufern schnell ausbreitet. Das Mitglied aus der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae) trifft man häufig auf Wiesen, feuchten Waldrändern, Schlägen und krautreichen Laubwäldern an. Er ist in Europa bis zum Kaukasus und Iran beheimatet.
Seine vierkantigen aufsteigenden Stängel sind zweizeilig behaart und erreichen eine Höhe von bis zu 30 Zentimetern. Die lang gestielten elliptischen oder ovalen Grundblätter sind bis zu 10 Zentimeter lang, weich, kahl, mittelgrün, oft rötlich überlaufen und bei dieser Art zur Blütezeit noch vorhanden; sie stehen in einer Rosette und sind wesentlich größer als die oberen Stängelblätter. Zudem sind die Blätter wesentlich länger als die obersten Deckblätter.
Die blauen, seltener rosafarbenen oder weißen Blüten erscheinen zu 6-8 in wirteligen Scheinquirlen in den Achseln blattähnlicher Hochblätter. Die typischen Lippenblüten sind 1-2 Zentimeter lang, fünfzählig, zwittrig und zygomorph mit einer winzigen Oberlippe und einer prominenten vierzipfeligen Unterlippe, die dunklere Adern aufweist. Die Kelchröhre weist in ihrem Inneren einen haarigen Ring auf; der Kelch ist kurz und weich behaart, glockenförmig, mit fünf dreieckigen Kelchzähnen. Aus den oberständigen Fruchtknoten bilden sich vierkammerige Spaltfrüchte mit Samen.
Kriechender Günsel im Garten

Quelle: lis_wilks/shutterstock.com
Standort
Kriechender Günsel möchte einen frischen und nährstoffreichen, neutralen bis mäßig sauren und humosen Lehmboden. Dabei bevorzugt er einen lichtreichen Stand im Schatten oder Halbschatten, in voller Sonne bekommt er Verbrennungen. Die Pflanze ist vollkommen winterhart, und ihre Horste erreichen problemlos einen Durchmesser von einem Meter.
Schnitt
Ein Schneiden ist beim Kriechenden Günsel nur zum Entfernen von vertrocknetem Laub erforderlich oder wenn man ihn in seinem ungestümen Ausbreitungsdrang Grenzen aufzeigen muss.
Vermehrung
Am leichtesten gelingt die Vermehrung von Kriechendem Günsel mithilfe von bereits bewurzelten Stecklingen, die man von den oberirdischen Ausläufern abnimmt. Ebenso ist eine Teilung der Altbestände möglich.
Verwendung
Da er auch im Schatten gedeiht und viele Ausläufer bildet ist der Kriechende Günsel ein guter Bodendecker und vielseitig im Garten einsetzbar. Er ist eine dankbare Unterpflanzung für Gebüsche und Bäume und braucht wenig Pflege.
Schädlinge
Die Pflanzen sind ausgesprochen robust und wenig anfällig für Schädlinge und Krankheiten. Lediglich Mehltau macht ihnen an ihren feuchten Standorten bisweilen Probleme.
Ökologie
Eine Selbstbestäubung ist beim Kriechenden Günsel möglich, vor allem bei Regen und dadurch geschlossen bleibenden Blüten. Er wird aber auch häufig von Insekten wie Bienen und Schmetterlingen bestäubt. Elf Wildbienen suchen hier Pollen als Verpflegung für ihre Brutnester, darunter vier Anthidium- und sechs Osmia-Arten sowie Megachile parietina. Für den Nektar und die Blätter als Raupenfutter interessieren sich elf Schmetterlinge, darunter Perlmuttfalter und Dickkopffalter wie auch Weißlinge und der bekannte Zitronenfalter (Gonepteryx rhamnis) und Aurorafalter (Anthocharis cardamines). Die Verbreitung der Samen übernehmen Ameisen.
Wissenswertes
Kriechender Günsel ist eine Zeigerpflanze für nährstoffreiche und feuchte Böden. Neben der Wildform bekommt man im Gartenfachhandel eine Reihe von Kulturformen mit teils bunt gefärbtem Laub und rosa bis cremefarbenen Blüten.
Der botanische Name leitet sich von lateinisch a-, ohne und juga, Joch ab, da die Blüten eine nur verkümmerte Oberlippe aufweisen; reptans bedeutet kriechend. Günsel kommt vom mittelhochdeutschen cunsele, das sich an das lateinische consolidare, festmachen anlehnt. Damit ist die wundverschließende Wirkung gemeint.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner