Was ist Brauner Storchschnabel?
Brauner Storchschnabel (Geranium phaeum) gehört zu den (vermutlich einheimischen) Storchschnabelgewächsen (Geraniaceae) und wächst selten, aber gesellig wild am Saum von krautreichen Wäldern und Gebüschen, in lichten Auenwäldern, Staudenfluren und frischen Wiesen von Gebirgsregionen. Das Verbreitungsgebiet reicht von den Pyrenäen über den Südosten Deutschlands, die Tschechei bis zum Balkan und nach Weißrussland.
Die ausdauernden krautigen Pflanzen bilden bis zu einem halben Meter breite Gruppen und werden bis zu 70 Zentimeter hoch. Unterirdisch überdauern sie mit einem horizontal wachsenden kräftigen braunen Rhizom, an dem die Abdrücke der bereits verwelkten Blätter leicht erkennbar sind. Der aufrechte Stängel verzweigt erst in der oberen Hälfte und ist unten kahl, erst weit oben findet sich eine abstehende Behaarung. Die gestielten dunkelgrünen Blätter sind sieben- oder neunlappig geteilt mit wiederum geteilten Abschnitten und stehen basal wechselständig an den Trieben. Der Stiel wird 10-30 Zentimeter, die im Umriss runde bis nierenförmige Blattspreite 5-10 Zentimeter lang. Auf der Fläche sind sie oft purpurbraun gefleckt, oben locker behaart und auf der Unterseite kahl oder lediglich an den Blattnerven mit Haaren versehen. Am Grund der Blätter stehen eiförmige bis lanzettlich ausgezogene, trockene und tief rotbraune Nebenblätter.
Die lang gestielten hängenden Blüten erscheinen im späten Frühjahr und Frühsommer in reich verzweigten, oft beinahe einseitswendigen Zymen. Sie sind fünfzählig, zwittrig und sternförmig und werden oft über zwei Zentimeter breit, voll ausgebreitet oder mit leicht zurückgeschlagener Krone. Ihre Farbe reicht von rot- und kastanienbraun bis schwarzviolett, seltener sind sie malvenfarben oder weiß; die Mitte bleibt stets deutlich heller. Die sich zum Teil überdeckenden Kronblätter sind wenig länger als die kurz bespitzten und dicht behaarten Kelchblätter, von denen zwei völlig freistehen. An den Staubblättern reichen die zehn gelben Staubbeutel weit aus der Blüte heraus, ebenso wie der fünfnarbige Griffel. Aus den oberständigen Fruchtknoten bildet sich nach Befruchtung eine der typischen Storchschnabelfrüchte mit 2-3 Zentimeter langem Schnabel und fünf Kammern. Bei der Reife öffnet sich der Schnabel unten und biegt sich in Sekundenbruchteilen nach oben, sodass die eiförmigen braunen Samen wie mit einer Schleuder herausfliegen.
Brauner Storchschnabel im Garten

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Standort
Brauner Storchschnabel bevorzugt einen frischen und nährstoff- und basenreichen, kalkarmen und tiefgründigen Ton- und Lehmboden. Er wächst sowohl in der Sonne als auch im Halbschatten. Mit ausreichender Wasserversorgung breitet er sich auch in der prallen Sonne in Windeseile aus und bildet große Bestände. Die Pflanzen sind winterhart.
Schnitt
Viel zu tun gibt es beim pflegeleichten und anspruchslosen Braunen Storchschnabel nicht. Ein kräftiger Rückschnitt unmittelbar nach der Blütezeit sorgt dafür, dass die Blätter weiterhin schön bleiben. Etwas Dünger extra beschleunigt den erneuten Austrieb.
Vermehrung
Die vegetative Vermehrung geht am schnellsten – man teilt die Bestände und verpflanzt sie nach Belieben. Ansonsten kann man die Pflanzen auch aus Samen ziehen. Für all das sorgt der Braune Storchschnabel auch fleißig in Eigenregie: Er bildet reichlich Ausläufer und liefert eine reiche Selbstaussaat.
Verwendung
In Gruppen kommt der Braune Storchschnabel am besten zur Geltung. Man bepflanzt damit Gehölzränder und Böschungen und kann auch ganze Hänge damit begrünen. So was um die neun Pflanzen sollte man pro Quadratmeter vorsehen. Glockenblumen und Primeln sind hervorragende Begleiter, die mit ihren leuchtenderen Farben einen schönen Kontrast zu den eigentümlichen schwarzvioletten oder braunen Blüten bilden.
Schädlinge
Abgesehen von den für jeden Storchschnabel dankbaren Schneckenist der Braune Storchschnabel empfindlich für Pilzerkrankungen wie Mehltau und Rostflecken.
Ökologie
Bestäubt wird der Braune Storchschnabel vorwiegend von Hautflüglern, also Honigbienen, Wildbienen und Hummeln. Aber auch andere Insekten verirren sich auf die Blüten, die ihren Nektar und Pollen freigiebig zur Schau stellen. Die Verbreitung der Samen erfolgt nach Storchschnabelart mithilfe des Schleudermechanismus – jede Frucht hat zwar nur fünf Samen, aber die fliegen eine ordentliche Strecke oder bleiben im Fell von Kaninchen und anderen Tieren hängen, wenn sie ihn ausgelöst haben.
Wissenswertes
Ob der Braune Storchschnabel in Deutschland heimisch ist wird seit Jahren diskutiert. Zumindest im Süden Deutschland findet man ihn relativ häufig, ob als Neophyt oder als Altbestand sei dahingestellt. Wesentlich öfter ist er aus Gärten und Parkanlagen ausgebüchst. In der Naturheilkunde spielt er keine besondere Rolle – allerdings hat man bei einem Screening mit 70 unterschiedlichen Pflanzenextrakten herausgefunden, dass irgendwelche seiner Inhaltsstoffe die Reverse Transkriptase des HIV-Virus hemmen.
Synonyme für Geranium phaeum sind unter anderem Geranium fuscum, Geranium montanum und Geranium patulum.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner