Heimische Wildpflanzen sind die neuen Exoten
Heimische Wildpflanzen sind vielerorts selten geworden und damit die neuen Exoten in unseren Gärten. Sie sind, im Gegensatz zu Neuzüchtungen und Neuankömmlingen, eine wichtige Nahrungsquelle für Wildbienen und Schmetterlinge. In puncto Stand- und Klimafestigkeit sind sie anderen Arten deutlich überlegen. Auch kalte Winter überleben sie meist ohne Probleme. Gut für dich, gut für die Natur.
Also pflanzt heimische Arten, so wie diese!
Markus Wichert
Naturgärtner
Was ist Schwarzviolette Akelei?
Schwarzviolette Akelei fällt im Garten mit ihren bis über einen halben Meter hoch aufragenden Blütenständen auf, die große braun- bis schwarzviolette Blüten tragen. Wild wächst sie in den Gebirgen und Mittelgebirgen Europas, in Deutschland vor allem in den Alpen und im Alpenvorland. Sie bevorzugt kalkreiche Wälder, Hochstaudenfluren, Magerrasen und Moorwiesen und steigt in den Alpen auf bis zu 2000 Meter Höhe.
Die mehrjährigen krautigen Pflanzen haben ein dickes vertikales Rhizom und die meisten Blätter weit unten in einer Rosette; dort sind diese bis zu 20 Zentimeter lang gestielt mit einer doppelt dreigeteilten Spreite, wobei die Fiederblättchen jeweils wieder einen Stiel aufweisen. Ihr Rand ist unregelmäßig gezackt, die Oberseite dunkelgrün, die Unterseite deutlich heller. Dagegen sind die Stängelblätter wesentlich kleiner, sitzend, zuoberst nur breit-lanzettlich und zudem flaumig behaart statt wie die Grundblätter kahl.
Die Akelei-typischen nickenden Blüten des Hahnenfußgewächses (Ranunculaceae) sind 4-6 Zentimeter groß und erscheinen in lockeren Rispen an den Enden der verzweigten Stängel; charakteristisch ist vor allem der deutlich ausgebildete, leicht gekrümmte Sporn. Vor dem dunklen Hintergrund fallen die weit aus den Blüten hervorragenden gelben Staubbeutel besonders auf. Aus den fünf Fruchtknoten entwickeln sich 15 Millimeter lange Balgfrüchte mit glänzenden schwarzen Samen.
Die Blüten sind immer dunkel, aber nicht immer schwarzviolett; ebenso gibt es sie in braun, violett und weinrot.
Schwarzviolette Akelei im Garten
Standort
Die Schwarzviolette Akelei bevorzugt wie an ihren natürlichen Standorten einen durchlässigen, humosen und lehmigen Boden, der frisch bis trocken ausfallen sollte. Am liebsten steht sie schön warm in der prallen Sonne. Im Winter verträgt der Alpenbewohner bis zu -34 °C.
Schnitt
Stauden werden erst im Frühjahr zurückgeschnitten. Abgestorbene Pflanzenteile schützen die Pflanze, werden von Insekten zum Überwintern genutzt und sehen häufig auch im Winter noch attraktiv aus. Schneide ab Ende März alles Abgestorbene handhoch über den Boden ab. Den unzerkleinerten Rückschnitt kannst du als Mulchmaterial für Deine Hecken und den Küchengarten verwenden.
Vermehrung
Am einfachsten lassen sich die Pflanzen durch Teilen der Horste vegetativ vermehren. Die kalte Jahreszeit übersteht die Schwarzviolette Akelei mit bodennahen Überwinterungsknospen. Zudem kannst Du die im Herbst gesammelten Samen auch zur Aussaat verwenden.
Verwendung
Mit ihren auffälligen Blüten ist Aquilegia atrata für den Bauerngarten, Alpengarten oder den Gehölzrand geeignet. Zudem gibt sie schöne Schnittblumen für die Vase.
Schädlinge
Die meisten Schädlinge hält sich die Schwarzviolette Akelei höchst erfolgreich mit ihren Giften vom Leib – einschließlich der gefräßigen Schnecken, die einen großen Bogen um die Pflanzen machen. Nur bei ungünstigen Standortbedingungen leidet sie bisweilen an Mehltau und Rostpilzen.
Ökologie
- An den in den Spornen verborgenen Nektar gelangt man nur mit langen Mundwerkzeugen, allen voran als Schmetterling und einige Hummeln.
- Frustrierte kurzrüsslige Bienen und Hummeln behelfen sich, indem sie kurzerhand die Sporne anknabbern und den Nektar räubern, ohne etwas zur Bestäubung beizutragen.
Wissenswertes
- Die Schwarzviolette Akelei ist in allen Teilen giftig; sie enthält Alkaloide und Cyanide.
- Beim Verzehr kommt es zu einem Brennen im Mundraum, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall sowie einer Verlangsamung des Herzschlages.
- In der Volksmedizin sagt man der alten Heilpflanze vielfältige medizinische Wirkungen zu. Sie soll adstringierend, antiseptisch, harn- und schweißtreibend, beruhigend und entschlackend wirken.
- Die Samen setzte man früher äußerlich gegen Krätze und Ringelflechte ein.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner