Was ist Gefleckter Aronstab?
Gefleckter Aronstab (Arum maculatum) ist ein einheimischer Vertreter aus der gleichnamigen Familie der Aronstabgewächse (Araceae), der recht häufig in krautreichen Laubmisch- und Buchenwäldern, Auwäldern und Hecken mit feuchten Böden zu finden ist. Die ausdauernde krautige Pflanze ist in Europa bis zum Kaukasus weit verbreitet.
Unterirdisch überdauert der Gefleckte Aronstab mit einem horizontal wachsenden, rundlich-knolligen Rhizom, von dem zahlreiche fleischige Nebenwurzeln ausgehen. Am Grund stehen einige braune Niederblätter, aus deren Mitte die lang gestielten charakteristisch gefleckten Blätter entspringen; diese erreichen eine Länge von 10-20 Zentimetern und haben eine pfeilartige Form. Der Stängel hat etwa 2/3 der Länge der Blattstiele.
Auffällig ist der Blütenstand, der aus einer 12-25 Zentimeter langen violettbraunen trommelschlägelförmigen Blütenkolben (Spadix) und einer sie umgebenden blattartigen weißen Blattscheide, der tütenförmigen Tute (Spatha) besteht. Unterhalb des Kolbens sitzen ein Ring mit kräftigen borstigen Reusenhaaren, gefolgt von einem Ring mit bräunlich-gelben männlichen Blüten und zuunterst einem weiteren mit weiblichen Blüten. Nach der Bestäubung durch Fliegen welken Kolben und Tute, und aus den weiblichen Blüten bilden sich grüne, in der Reife knallrote kugelige Beeren.
Gefleckter Aronstab im Garten

Quelle: Greens and Blues/shutterstock.com
Standort
Der Gefleckte Aronstab benötigt einen feuchten und nährstoffreichen neutralen bis mäßig sauren humosen und tiefgründigen Lehm- oder Tonboden, möglichst mit viel Kalk. Er bevorzugt Schatten und verträgt keine volle Sonne. Die langlebigen Rhizome sind vollkommen winterhart.
Schnitt
Schneiden und sonstige Pflegemaßnahmen sind nicht notwendig; die Blätter vergehen nach der Blüte, sodass nur der Fruchtstand mit den roten Beeren übrigbleibt, der ebenfalls bald verwelkt. Gegebenenfalls muss man ein Auge auf die reichliche Selbstaussaat haben – einmal im Garten angesiedelt breitet sich der Gefleckte Aronstab schnell aus und lässt sich nur noch mit konsequenter Eindämmung beherrschen. Beim Hantieren sollte man wegen der giftigen und hautreizenden Inhaltsstoffe unbedingt Handschuhe anziehen.
Vermehrung
Für die Vermehrung kann man die ausgereiften Früchte von ihrer Schale befreien und die Samen im Frühjahr aussäen. Vorsicht, das Fruchtfleisch kann Verätzungen hervorrufen – daher sollte man unbedingt Handschuhe tragen. Vegetativ lässt sich der Gefleckte Aronstab mit Abschnitten seines Rhizoms vermehren; dazu pflanzt man die Knollen 10-15 Zentimeter tief in Erde. In der Wachstumsphase muss man gründlich gießen, in der Ruhephase nach dem Welken der Blätter nur noch wenig. Danach kann man die Jungpflanzen an geschützten Stellen ausbringen.
Verwendung
Mit seinen im Frühjahr erscheinenden auffälligen Blüten und späteren roten Beeren ist der Gefleckte Aronstab eine hübsche Bereicherung für den Unterwuchs von Gehölz und anderen feuchten, schattigen Stellen im Garten. Er lässt sich gut mit anderen Frühblühern wie Bärlauch und Lungenkraut kombinieren.
Schädlinge
Krankheiten und Schädlinge wird man beim äußerst robusten Gefleckten Aronstab vergeblich suchen – Fressfeinde hält er sich mit seinen giftigen Inhaltsstoffen äußerst erfolgreich vom Leib.
Ökologie
Die Bestäubung des Aronstabes ist recht speziell, denn seine Blüten sind Kesselfallen. Hauptbestäuber ist die winzige, stark behaarte Schmetterlingsmücke (Psychoda phalaenoides), die in den bis zu 40 °C warmen Kolben einen Haufen frischer Exkremente und damit eine geeignete Stelle für die Eiablage vermutet. Für diese hohen Temperaturen wird die Glykolyse der Zellen entkoppelt und Zucker schnell in Wärme umgewandelt. Zusammen mit einem Aroma nach zersetzendem Harn lockt das die Fliegen herbei, die auf der glatten Wandung der Tute abrutschen und in das Innere des Kessels gelangen. Dort versperrt ihnen der Haarring aus umgewandelten sterilen Blüten den Ausgang. Bei den Fluchtversuchen bedecken sie sich mit einem klebrigen Sekret aus den Narben der zuerst reifenden weiblichen Blüten. Daran bleibt der Pollen der sich später öffnenden männlichen Blüten hängen. Schließlich welken die Haare, sodass die Fliegen entkommen – und so den Pollen zum nächsten Aronstab transportieren, wo sie ihn nun an den weiblichen Blüten abstreifen und so für die Bestäubung sorgen.
Die roten Früchte werden vor allem von Vögeln gefressen, denen die Giftstoffe nichts anhaben können. Die Samen verlassen den Verdauungstrakt unbeschadet und sorgen mit einer Portion Vogelmist für den Neustart an weit entfernten Stellen.
Wissenswertes
Neben dem Gefleckten Aronstab mit seinen gefleckten Blättern gibt es noch eine ungefleckte Unterart, die Botaniker folgerichtig als Arum maculatum var. immaculatum bezeichnen. Die Pflanzen sind hochgiftig, insbesondere die Wurzelknollen und die roten Beerenfrüchte. Sie können bereits bei Hautkontakt Ausschläge und Entzündungen hervorrufen. Beim Verzehr kommt es zu Verätzungen von Mund und Rachen, gefolgt von Übelkeit, Erbrechen und Durchfällen, schlimmstenfalls zu Lähmungserscheinungen und Herzrhythmusstörungen.
In der Volksheilkunde spielt der Gefleckte Aronstab heute keine Rolle mehr – ganz im Gegensatz zur Naturmedizin des Mittelalters, wo er in jedem der alten Kräuterbücher ausführlich behandelt wurde. Inzwischen verzichtet man auf den offizinellen Gebrauch, da der Wirkstoffgehalt je nach Standort und Wetterbedingungen erheblich schwankt. Lediglich die Homöopathie bedient sich noch der potenzierten Extrakte, bei denen die Giftstoffe bis zur Unschädlichkeit verdünnt sind. Arum maculatum-Globuli und -Tinktur aus den getrockneten Knollen verwendet man bei Schnupfen, Husten, Entzündungen der Mundschleimhaut, Mumps, Scharlach und Masern.