Schatten mögen längst nicht alle Blumenzwiebeln und Knollenpflanzen, die man vorzugsweise im Herbst pflanzt. Nur vergleichsweise wenige Vertreter vertragen tiefe Schattierung, lichter Schatten ist meistens angebrachter. Die hier vorgestellten Arten wachsen in der Natur häufig in Wäldern, unter Hecken und Sträuchern, wo sie nicht der prallen Sonne ausgesetzt sind. Hier bilden die meisten davon recht flott dichte Bestände, die besonders schön anzusehen sind. Sie geschickt miteinander zu kombinieren sorgt für noch mehr bunte Pracht im Garten.
Etliche davon sind Frühblüher, die der erwachenden Insektenwelt nach der Durststrecke mit dem kalten Winter endlich wieder etwas Essbares bieten. Gerade sie kommen im Frühling gut vor der dunklen Kulisse der Gehölze zur Geltung, wenn sie ihre leuchtenden Blüten zeigen.
Langfristig erweist es sich als besonders praktisch, dass Du Dich eigentlich kaum noch um sie kümmern musst, hast Du sie erst einmal an einer passenden Stelle gepflanzt; Schneiden und andere Pflegemaßnahmen entfallen vor allem bei den Frühblühern, die sich bereits im Sommer wieder bis auf ihre unterirdischen Anteile zurückziehen und das nächste Frühjahr abwarten.
Blaue Anemone oder Balkan-Windröschen ist die vorderasiatische Verwandte unseres Busch-Windröschens (Anemone nemorosa). Beide bevorzugen einen halbschattigen Standort und einen frischen bis trockenen Boden; dementsprechend findet man sie wild in feuchten schattigen Laubwäldern, wo sie oft große Bestände bilden. Im Garten fühlen sich Strahlenanemonen dementsprechend als Unterpflanzung von Büschen und Bäumen am wohlsten, wo sie schnell verwildern. In solchen größeren Mengen sind sie am schönsten anzusehen. Der Boden sollte locker, humos, kalkhaltig und frisch bis mäßig feucht sein.
Der Gefleckte Aronstab fällt im frühjährlichen Wald und im Gebüsch ebenso wie im Garten unter schattigem Gehölz dank seiner glänzenden gefleckten Blätter auf, die wie ein großer Pfeil geformt sind. Oft stehen die Pflanzen dort allein auf weiter Flur; das macht ihre unverkennbaren Blüten noch auffälliger, mit denen sie Fliegen als Bestäuber gefangennehmen. Frisch bestäubt entwickeln sich aus den weiblichen Blüten kugelige, weithin sichtbare rote Beeren, die von Vögeln verbreitet werden. Im Garten bilden sie einen reizvollen Kontrast zu Pflanzen mit großen Blättern und auffälligen Blüten wie Lungenkraut oder Bärlauch.
Der Bärlauch ist eine typische Frühjahrspflanze, die in schattigen Wäldern an feuchten Stellen oft riesige Bestände bildet. Den schlanken Zwiebeln entspringen lanzettliche Blätter, die sich anhand ihres Knoblaucharomas zuverlässig von den gleichzeitig blühenden, aber giftigen Maiglöckchen unterscheiden lassen. Das beliebte Küchenkraut wächst im Garten an ähnlich feuchten und schattigen Stellen wie in Auwäldern oder an Bachläufen; eine passende Stelle unter Hecken oder in Reichweite des Gartenteiches kommt ihm gerade recht. Einmal gekauft und gepflanzt verbreitet er sich an einem ihm zusagenden Standort ziemlich flott – falls er nicht vorzeitig im Bärlauch-Pesto landet.
Osterglocken haben im Garten den Vorteil, dass man sie bei allen Lichtverhältnissen von praller Sonne bis zum Schatten einsetzen kann. Beim Boden sind sie nicht besonders anspruchsvoll, nur gleichmäßig feucht sollte er in der Vegetationsperiode sein; dagegen darf er im Sommer ruhig etwas trockener ausfallen. Praktischerweise werden sie im Gegensatz zu vielen anderen Zwiebelgewächsen von Wühlmäusen verschmäht. Schattige Standorte nehmen die Gelben Narzissen, wie die Osterglocken auch genannt werden, auch als Unterpflanzung von Gehölz oder in Kübeln, Schalen und Balkonkästen auf Terrasse und Balkon hin.
Der Gold-Krokus gehört zu den bekanntesten Frühblühern, der im zeitigen Frühjahr mit seinen glänzend goldgelben Blüten auf sich aufmerksam macht. Ebenso wie die vorwiegend von Crocus vernus abstammenden Gartenkrokusse kann man ihn nicht nur in sonnenbeschienenen Wiesen und Rasen pflanzen, sondern auch gut im Schatten unter Sträuchern, Büschen und Bäumen, wo er vor der dunklen Kulisse besonders ins Auge springt. Dementsprechend viele Sorten sind vom Gold-Krokus im Handel. Im Vergleich zu anderen Frühblühern verträgt er im Sommer einen auch mal recht trockenen Boden, ohne dass ihm die mangelnde Feuchtigkeit etwas ausmacht.
Beim Licht sind die Hasenglöckchen wenig wählerisch; notfalls vertragen sie sogar pralle Sonne, aber im Halbschatten und selbst im Schatten fühlen sie sich noch deutlich wohler. Dementsprechend lassen sie sich gut als Unterpflanzung unter Bäumen und Sträuchern einsetzen, wo die Frühblüher schnell hübsche Bestände bilden und sich perfekt mit Schlüsselblumen und Narzissen kombinieren lassen. Die Erde sollte hier feucht und nährstoffreich sein; die Zwiebeln gelten als besonders empfindlich gegenüber Trockenheit, sodass Du die im Herbst gekauften Exemplare am besten möglichst zeitig im Garten eingräbst.
Lerchensporne gelten in der Kultur als nicht so ganz trivial, aber dafür gedeihen sie selbst an Standorten, mit denen viele andere Pflanzen nichts anfangen können. Das gilt auch für den Hohlen Lerchensporn, der seinen Namen von der innen hohlen Knolle bekommen hat; pflanzt man ihn an einer schattigen bis halbschattigen Stelle in einer lockeren und humosen Erde, die gerne auch steinig und sandig sein darf, und mit hoher Luftfeuchtigkeit, so gewöhnt er sich schnell ein und bildet mit seinen namensgebend typisch gespornten Blüten prachtvolle Polster. Unter Bäumen und Büschen macht er sich daher besonders gut. Zudem bietet Hohler Lerchensporn Bienen Nahrung und wird vom Scharzen Apollofalter als Raupenfutter verwendet.
Die im Garten beliebten Knotenblumen haben recht unterschiedliche Lichtansprüche: Während Herbst-Knotenblume (Leucojum autumnale) gerne in der Sonne steht liebt die Sommer-Knotenblume (Leucojum aestivum) den Halbschatten, und der Märzenbecher (Leucojum vernum) mag es am liebsten schattig bis halbschattig. Bei allen Leucojen ähneln die Blütenblätter denen des Schneeglöckchens, sind aber alle gleich lang und mit einem gelben oder grünen Punkt versehen. Märzenbecher lieben zudem Feuchtigkeit und machen sich dementsprechend gut im Uferbereich eines Gartenteiches oder in einem schattig-feuchten Moorbeet.
Schneeglöckchen sind ungewöhnliche Frühblüher, denn sie scheuen sich nicht bereits bei noch geschlossener Schneedecke ihre Blüten zu zeigen. Was vor dem Weiß nur wenig auffällt kommt vor dem dunklen Hintergrund einer Hecke oder eines Strauches besonders gut zur Geltung, sobald der Schnee geschmolzen ist – zumal sich die kleinen Zwiebelchen fleißig vermehren und schnell dekorative kleine Horste ausbilden. Einen kleinen Frühlingsgruß kann man sich mit den früher noch wesentlich beliebteren Schnittblumen auch in einer Vase ins Haus holen.
Blausternchen sind im Garten wegen ihrer charakteristischen namensgebenden Blüten beliebt, und der Zweiblättrige Blaustern ist auch bei uns in Mitteleuropa heimisch. Der Frühblüher liebt nicht nur schattige Standorte, sondern auch einen fruchtbaren und gleichmäßig feuchten Boden ohne Staunässe; dabei kann er aber ruhig auch mal in der Sonne stehen, ohne das gleich übel zu nehmen. Die Zwiebeln lassen sich dementsprechend als Unterwuchs von schattenreichem Gehölz einsetzen wie auch auf einer feuchten und sonnigen Blumenwiese.