Was ist Wald-Storchschnabel?
Der Wald-Storchschnabel aus der gleichnamigen Familie der Storchschnabelgewächse (Geraniaceae) ist mit seinen großen violetten Blüten eine beliebte Zierpflanze, mit der sich Lücken in Beeten und Rabatten schnell füllen lassen und die zudem Insekten reichlich Nahrung liefert. Beheimatet ist diese Art in einem breiten Streifen von Europa bis nach Zentralasien, wo man ihn in den gemäßigten Zonen nahe den Küsten und in den Gebirgen auf Wiesen und Staudenfluren, am Rand von Misch- und Birkenwäldern oder Sträuchern, in Dickichten, auf Felshängen und Ufern findet, in den Alpen bis in Höhen von 2300 Metern.
Die ausdauernden krautigen Pflanzen weisen ein kurzes unterirdisches Rhizom mit fadenförmigen Wurzeln auf, von dem sich bis etwas über einen halben Meter hohe runde und drüsig behaarte Stängel mit verdickten Knoten ausgehen; sie verzweigen reichlich und tragen Blätter, die weiter unten in einer Rosette gestielt, wechselständig und groß, weiter oben am Stängel fast sitzend ausgebildet, gegenständig und deutlich kleiner sind. Sie haben oberseits eine kräftig dunkelgrüne Farbe, unterseits sind sie deutlich heller; dabei sind sie fiederspaltig mit 5-7 grob gezähnten Lappen. Am Blattgrund finden sich bis zu zwei Zentimeter lange lanzettliche Nebenblätter. Gegen Ende des Jahres gibt es eine gelbe, bei viel Sonne oft sogar leuchtend rote Herbstfärbung.
Im Frühsommer erscheinen an den Enden der Triebe die charakteristischen Blüten – eine einzelne Pflanze bildet bis zu zehn Blüten; sie sind hier 2-3 Zentimeter groß, sternförmig und zwittrig, mit fünf gespitzten Kelchblättern und je nach Bodenverhältnissen dunkelblauen bis rötlichvioletten Kronblättern, die am Grund heller gefärbt sind und deutliche dunklere Adern aufweisen. Aus ihnen erwachsen die drüsig behaarten, typischen Storchschnabel-ähnlichen Früchte, die hier mit ihrem langen Schnabel eine Länge von 2-3 Zentimetern erreichen und jeweils fünf Samen enthalten, die sie bei der Reife mit ihren von unten öffnenden Klappen davonschleudern.
Wald-Storchschnabel im Garten

Quelle: Cyrille Redor/shutterstock.com
Standort
Geranium sylvaticum gedeiht am besten auf einem kalk- und silikathaltigen, neutralen und fruchtbaren humusreichen Boden, der zudem gleichmäßig feucht bis frisch ausfallen sollte. Längere Trockenheit verträgt die Pflanze ebenso wenig wie stehende Nässe; dafür kommt sie im Winter mit bis zu -34 °C zurecht. Der Standort ist im Idealfall halbschattig, aber auch Sonne oder Schatten sind möglich.
Schnitt
Viel zu schneiden gibt es beim Wald-Storchschnabel nicht; ein Schnitt nach der ersten Blüte kann eine zweite Blütezeit im Herbst begünstigen. Im Winter solltest Du die abgestorbenen Teile vorerst stehenlassen und erst im Frühjahr eine Handbreit über dem Boden kappen, bevor der neuerliche Austrieb einsetzt. In der Zwischenzeit dienen die Reste kleinen Tieren wie Insekten als Futter und Unterschlupf. Pflanzenreste lassen sich zum Mulchen oder auf dem Komposthaufen recyceln.
Vermehrung
Eine Vermehrung ist beim Wald-Storchschnabel, hast Du erst einmal ein paar Exemplare gekauft und erfolgreich im Garten angesiedelt, am schnellsten durch Teilen der Bestände möglich. Zudem lassen sich die Samen für eine Aussaat verwenden, mit der er auch in eigener Regie für zusätzliche Verbreitung sorgt.
Verwendung
Die hübschen violetten Blüten mit ihrem dekorativen Blattwerk nutzt man in naturnahen Gärten, im Steingarten und in Staudenrabatten; dank seines flotten Wachstum lassen sich mit ihm schnell die Lücken zwischen anderen, zumeist größeren Pflanzen leicht füllen. Er ist eine ideale Unterpflanzung für Rosen, Lilien und Laubbäume. Zudem lässt sich der Wald-Storchschnabel auch in Töpfen und Kübeln auf Balkon und Terrasse pflanzen.
Schädlinge
Schädlinge und Krankheiten sind bei diesen ausgesprochen robusten Pflanzen selten; selbst die gefräßigen Schnecken lassen sie links liegen. Bei zu viel Dünger und zu viel Feuchtigkeit können sie mitunter an Pilzerkrankungen wie Rost und Mehltau leiden.
Ökologie
- Bestäubt werden die Blüten von einer Vielzahl von Insekten; neben Bienen gelten hier auch Raubfliegen (Empidinae) als hocheffektive Bestäuber.
- Ein Hektar Wald-Storchschnabel kann hochgerechnet 32 Kilogramm Honig pro Hektar liefern.
- Sechs Wildbienen holen sich hier Pollen, um damit ihre Brutzellen auszustatten, darunter vier Schmalbienen (Lasioglossum spec.).
- Zudem kann beim Ausbleiben tierischer Hilfe eine Selbstbestäubung
- Das Grün als Raupenfutter nutzen der Storchschnabel-Bläuling Aricia eumedon, der Bunte Dickkopf Carterocephalus palaemon und der Schwarze Apollofalter Parnassius mnemosyne.
- Wie alle Storchschnäbel werden auch hier die Samen mit einem speziellen Schleudermechanismus in der Umgebung verstreut. Dabei bestätigen oft vorüberstreifende Tiere oder Vögel unabsichtlich den Auslöser.
Wissenswertes
- Der lateinische Name Geranium sylvaticum ist gleichbedeutend mit Wald-Storchschnabel.
- Blätter und Blüten sind essbar.
- Früher wurden die Pflanzen auch als Heilmittel verwendet, heute spielen sie in der Naturheilkunde keine Rolle mehr.
- Die violette Blütenfarbe ist sehr intensiv – im Schwarzwald nutzte man sie früher zum Färben von Ostereiern.
- Als Färbepflanze fand der Wald-Storchschnabel ebenfalls Verwendung; mit den Wurzeln lässt sich Wolle gelb färben, mit den Blüten wurden von den vorchristlichen Germanen militärische Gewänder blaugrau gefärbt – man glaubte, dass „Odins Segen“ vor Verwundungen schützt.
- Die Blüten sind die Wappenpflanzen des britischen Sheffield.
- Die Sorten ‚Album‘ und ‚Mayflower‘ haben den Award of Garden Merit der Royal Horticultural Society
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner