Was ist Maiglöckchen?
Wer würde Maiglöckchen nicht lieben? Convallaria majalis gehört zu den Spargelgewächsen (Asparagaceae) und ist vielerorts der erste Frühlingsbote. Das ausgeprägte fleischige Rhizom reicht bis zu einem halben Meter tief hinab und dient als Nahrungsspeicher und Überwinterungsorgan. Meist entspringen dem Wurzelstock nur zwei, seltener drei Laubblätter, die sich deutlich in Blattscheide und Blattspreite gliedern.
Die zusammengerollten Blattscheiden bilden einen Scheinstängel und werden bis zu 30 Zentimetern lang, die schmallanzettlichen Blätter hingegen nur bis zu 20 Zentimeter bei einer Breite von bis zu fünf Zentimetern. Sie sind dunkelgrün, mit einer deutlich glänzenden Oberseite. Die nickenden, breit glockenförmigen Blüten stehen mit bis zu zehn Exemplaren mit einem langen dünnen Stiel in einer Traube und zeigen alle in die gleiche Richtung. Charakteristisch ist der durchdringende Duft, der bereits aus der Ferne auf blühende Maiglöckchen aufmerksam macht.
Nach der Bestäubung entwickeln sich sechs bis zwölf Millimeter große, knallrote Beeren mit bis zu fünf Samen. Diese sind hellbraun, rund und leicht kantig.
Maiglöckchen im Garten

Quelle: AnnaNel/shutterstock.com
Standort
Das Maiglöckchen ist anspruchslos, pflegeleicht und extrem winterhart. Es liebt einen durchlässigen, humusreichen Boden mit mäßiger Feuchtigkeit, der auch ruhig mal trocken werden darf. Pralle Sonne ist zu vermeiden, im Schatten bis Halbschatten gedeiht der Frühlingsbote am besten.
Schnitt
Die teppichartig kriechenden Rhizome muss man mit dem Spaten in ihre Schranken weisen, sollte sich das Maiglöckchen über Gebühr ausbreiten.
Vermehrung
Will man Maiglöckchen aus Samen ziehen, ist dafür einmal Frost nötig: Es handelt sich um einen Kältekeimer. Die Pflanze verbreitet sich fleißig selbst über ihre Wurzelausläufer. Größere Horste kann man nach der Blütezeit problemlos teilen und an anderer Stelle einpflanzen.
Verwendung
Maiglöckchen sind eine schöne, wenn auch vergängliche Unterbepflanzung für Hecken und Sträucher. Man kann sie vor Mauern, in Beeten und Rabatten ebenso anpflanzen wie in Blumentöpfen auf dem Balkon. Mit anderen Frühblühern wie Traubenhyazinthen und anderen farbenfrohen Vertretern lassen sie sich gut arrangieren.
Schädlinge
Maiglöckchen gelten als recht robust, werden aber bisweilen von Rostpilzen und Grauschimmel heimgesucht. Hässliche Löcher in den Blättern hinterlässt das von weitem sichtbare knallrote Lilienhähnchen als Käfer und als Raupe.
Ökologie
Die Blüten des Maiglöckchens enthalten keinen Nektar, aber ein zuckerreiches Gewebe am Grund des Fructhknotens. Vor allem Wildbienen und Hummeln bohren dieses an und bedienen sich im Gegenzug für den Pollentransport. Die weithin sichtbaren roten Früchte sind bei Vögeln heiß begehrt, vor allem bei Amseln und anderen Drosselarten. Nach der Darmpassage keimen die Samen noch besser und bekommen gleich eine Portion Dünger mit auf den Weg. Den Piepmätzen schadet das Maiglöckchengift nicht.
Wissenswertes
Klein, schön anzusehen und giftig: Das Maiglöckchen hat man 2014 zur Giftpflanze des Jahres gekürt. Es ist in allen Teilen stark giftig und enthält 38 Glykoside, darunter Convallatoxin, Convallatoxon und Convallosid.
Wegen seiner Glykoside ist das Maiglöckchen eine alte Heilpflanze, die aber heutzutage wegen der schweren Einschätzbarkeit des Toxingehaltes kaum noch Anwendung findet. Eine Ausnahme macht die Homöopathie, in der man Convallaria majalis-Globuli bei Herzinsuffizienz mit Atemnot und Ödembildungen einsetzt.
Das Maiglöckchen gilt volkstümlich als Marienblume und Symbol der Reinheit, das sich in vielen alten Mariendarstellen wiederfindet.
Maiglöckchen werden gewerbsmäßig angebaut. Dabei hat man es vor allem auf die Schnittblumen und die Duftstoffe abgesehen, die man in der Kosmetikindustrie für Parfüms verwendet. Nota bene: Mit einem davon weisen menschliche Eizellen Spermien den richtigen Weg zur Befruchtung.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner