Was ist Rasen-Schmiele?
Rasen-Schmiele (Deschampsia cespitosa) ist ein horstbildendes Gras aus der Familie der Süßgräser (Poaceae), dem man in nassen Wiesen und Wäldern oder Flachmoorwiesen vor allem in der Nähe von Quellen häufig begegnet. Eschen und Ahorn sind häufige Begleiter. Es ist auf der nördlichen Hemisphäre weit verbreitet und wächst auch in Neuseeland und afrikanischen Gebirgsregionen.
Die meist 30-50 Zentimeter, selten sogar über 1,50 Meter hohen ausdauernden krautigen Pflanzen wurzeln bis zu eineinhalb Meter in die Tiefe, wo sie sich ausreichende Mengen Wasser holen können. Mit zahlreichen unter- und oberirdischen Sprossen breitet es sich in der Umgebung aus und bildet die typischen erhöhten Bülten. Diese Horste sind sehr dicht, kräftig und vieltriebig. Die Blattoberseite ist ebenso wie die Rispenäste auffallend rau, die wechselständig stehenden Blätter sind flach und bis zu 60 Zentimeter lang, mit 6-8 Millimeter langen Blatthäutchen. Ins Licht gehalten erkennt man die zahlreichen Nerven als dunkle Längsstreifen.
Seine zweiblütigen Ährchen erscheinen in endständigen, bis zu einem halben Meter langen pyramidenförmigen, oft überhängenden Rispen. Sie sind 4-5 Millimeter lang und bilden niemals Brutknospen wie bei vielen anderen Schmielen. Die oberste Hüllspelze ist 3-4 Millimeter lang, die Granne überragt die Deckspelze nur selten. Bei den Samen handelt es sich um braune zwei Millimeter lange Karyopsen.
Rasen-Schmiele im Garten

Quelle: Flower_Garden/shutterstock.com
Standort
Hauptsache schön nass – die Rasen-Schmiele bevorzugt einen tiefgründigen nassen oder wechselnassen, mild bis mäßig sauren und humosen Lehm- oder Tonboden. Dabei braucht es viel Licht, gerne auch in der Sonne oder noch besser im Halbschatten, in dem es am besten gedeiht. Bei langanhaltender Trockenheit muss man im Sommer kräftig gießen. Die Pflanzen sind vollkommen frosthart.
Schnitt
Geschnitten wird bei der Rasen-Schmiele nur, wenn man verwelkte Anteile loswerden will. Spätestens im Frühjahr vor dem erneuten Austrieb sollte man das erledigt haben – im Winter sind sie noch eine schöne Dekoration. Dabei muss man auf die scharfen Blätter achten – sie können beim Rupfen schnell in die Haut einschneiden. Gerade Kinder treiben damit gerne Schabernack und kommen dann schon mal mit kleinen Verletzungen nach Hause.
Vermehrung
Selbst breitet sich die Rasen-Schmiele mit Ausläufern aus, sodass man dem auch nachhelfen und die Horste problemlos teilen kann. Die Samen sind Lichtkeimer, die man nicht allzu tief in die Erde pflanzen darf. Bei den Sorten bleiben die typischen Eigenschaften nur bei vegetativer Vermehrung weitergegeben.
Verwendung
Mit seiner Vorliebe für feuchte und wechselfeuchte Standorte ist die Rasen-Schmiele natürlich für den Gartenteich absolut prädestiniert. Aber auch an anderen nassen Stellen im Garten fühlt sie sich ausgesprochen wohl und gibt mit ihren großen dichten Horsten ein schönes Bild, etwa in strauchigen und krautigen Rabatten und Wildblumenbeeten oder am Rand von Gehölz. Hier gibt sie einen idealen grünen Hintergrund ab und ist sogar noch im Winter äußert dekorativ, wenn Schnee und Reif die langen Blätter zieren. Die Rispen sind übrigens auch wunderbar als Füllmaterial für frische Schnittblumen oder Trockenblumensträuße geeignet.
Schädlinge
Rasen-Schmiele ist ausgesprochen robust und hat mit Krankheiten und Schädlingen höchst selten zu schaffen.
Ökologie
Wie alle Süßgräser sorgt auch bei der Rasen-Schmiele der Wind für die Übertragung des Pollens. Die Verbreitung der Samenkörner übernehmen Wind und Wasser. Zudem können sie dank ihrer langen Granne im Tier von Tieren hängenbleiben und so fortgetragen werden.
Ökologisch interessant ist die Fähigkeit, Arsen aus dem Boden aufzunehmen. Die überraschende Eigenschaft macht man sich zur Dekontamination von belasteten Böden von Industriegebieten zunutze – die Pflanzen selbst nehmen dabei keinen Schaden und lassen sich zusammen mit dem gesammelten Schwermetall entsorgen.
Wissenswertes
Alte Bezeichnungen für Deschampsia cespitosa sind Aira cespitosa und Avenella cespitosa.
Wo Rasen-Schmielen in der freien Natur wachsen, deuten sie auf Quellen und hohes Grundwasser hin. Seine Horste bilden in Mooren und Sümpfen typische erhöhte Kuppen, die man regional als Bulten oder Bülten bezeichnet. So hat es zu vielen regionalen Ortsbezeichnungen beigetragen, in denen das Wort Bult vorkommen. Als Futtergras auf Weiden ist es nur von geringem Nutzwert und wird von Kühen und Pferden meist verschmäht. Das dürfte vor allem an den rauen Blättern mit ihrem schneidenden Rand liegen, die sich beim Weiden unangenehm bemerkbar machen.