Was ist ein Buschwindröschen?
In vielen Wäldern Europas prägt das Buschwindröschen (Anemone nemorosa) mit seinem Grün und den typischen kleinen Blüten den Unterwuchs des Frühjahrs. Außer in Laub- und Mischwäldern weiß es sich selbst am Boden der für viele Pflanzen unwirtlichen Nadelwälder zu behaupten. Der lateinische wie auch der deutsche Name beziehen sich auf seine Blütezeit – kurz wie ein Windhauch (griechisch anemos). Der Artname nemorosa bedeutet hainbewohnend, entsprechend dem bevorzugten Habitat. Im Englischen heißt es nicht minder bezeichnend windflower.
Das Buschwindröschen gehört zu den Hahnenfußgewächsen (Ranunculaceae) und gilt als schier unverwüstlich. Mit seinen Wurzelstöcken bildet es grüne Teppiche, die im Frühjahr die weithin sichtbaren Blüten zieren, bevor die Bäume mit ihrem Laub Schatten spenden.
Der kleine Frühlingsbote wird bis zu 25 Zentimeter hoch. Die meist einzeln stehenden, sternförmigen Blüten entspringen einem Quirl aus drei Hochblättern. Sie haben einen Durchmesser von 1,5-4 Zentimetern, sind von weißer Farbe und vor allem außen häufig rot-violett überlaufen. Im Inneren steht ein Büschel weißer Staubfäden mit leuchtend gelben Staubbeuteln. Bei der Frucht handelt es sich um eine Sammel-Nussfrucht, deren zahlreiche einsamige Nüsschen für schnelle Verbreitung sorgen. Dazu tragen die kurzen Borsten bei, die im Fell vorüberstreifender Tiere hängenbleiben. Hauptverbreiter sind aber Ameisen, die sie mit einem nahrhaften Stielchen am Samen anlocken.
Dem gelben bis dunkelbraunen Wurzelstock (Rhizom) entspringt erst nach der Blüte ein handförmig geteiltes, grundständiges Blatt. Die Blattfieder sind 2- bis 3-spaltig, mit ungleich großen Zipfeln. Noch bevor die ersten Hitzeperioden des Sommers einsetzen zieht sich die Pflanze zurück und wartet mit ihrem dauerhaften Rhizom dicht unter der Oberfläche auf das nächste Frühjahr.
Buschwindröschen im Garten

Quelle: Edita Medeina/shutterstock.com
Standort
Wie in Wald und Hain bevorzugt das Buschwindröschen einen halbschattigen bis schattigen Standort. Allzuviel Sonne mag es nicht. Der Boden sollte locker, humusreich und gleichmäßig feucht sein, wie es das Pflänzchen von seinem natürlichen Standort mit im Frühjahr verrottendem Laub kennt.
Schnitt
Ein Schnitt ist nicht nötig, da sich das Buschwindröschen im Frühsommer zurückzieht und nur die Wurzelstöcke verbleiben.
Vermehrung
Das Buschwindröschen sorgt selbst für seine Verbreitung. Es bildet nicht nur zahlreiche Ausläufer, sondern vermehrt sich mit reichlich verteilten Samen. Für eine Neubepflanzung setzt man am besten gleich mehrere Exemplare zusammen.
Verwendung
Das Buschwindröschen fühlt sich außer in Wäldern in der Nähe von Gebüschen und Hecken wohl. Im heimischen Garten bildet es mit den Jahren große Gruppen, die im Frühjahr zum ersten Blumenschmuck beitragen. Dabei ist der anspruchslose Bodendecker ausgesprochen pflegeleicht. Für die Begrünung großer Flächen ist er bestens geeignet, und er lässt sich optisch gut mit anderen Frühblühern wie Krokus, Traubenhyazinthe oder Winterling kombinieren.
Schädlinge
Buschwindröschen sind hart im Nehmen. Rostpilze und der Anemonen-Becherling Dumontinia tuberosa führen zu Blattflecken, die alsbald mit dem Laub verschwinden. Schnecken machen einen Bogen um die Giftpflanze.
Ökologie

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Buschwindröschen werden gerne von Insekten besucht, zumal sie in vielen Wäldern von März bis April den ersten Nektar liefern. Das macht sie ökologisch extrem wichtig. Hummeln und andere Wildbienen freuen sich auch im heimischen Garten über das reichhaltige Nahrungsangebot.
Wissenswertes
Klein, hübsch, giftig: Das Buschwindröschen enthält in allen Pflanzenteilen die Gifte Anemonin und Protoanemonin. In kleinen Mengen nutzte man es früher in der Volksheilkunde gegen Kopfschmerzen – daher auch der Volksname „Kopfschmerzblume“. Allerdings ist damit nicht zu spaßen, denn bei Überdosierung drohen Übelkeit, Erbrechen und Durchfälle bis hin zu Nierenversagen und Nervenschäden. Bei empfindlichen Personen kann der Saft Hautreizungen hervorrufen, sodass man auch auf das Hausmittel gegen Warzen verzichten sollte.
Ähnliches gilt für den in den Alpen verbreiteten Brauch, getrocknetes „Hexenkraut“ in der Pfeife zu rauchen. Es ruft Wahnvorstellungen und andere psychotische Zustände hervor, wie es sich für einen wilden Ritt auf dem Besen gehört.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner