Was ist Knotige Braunwurz?
Die Knotige Braunwurz ist Namensgeber der Braunwurzgewächse (Scrophulariaceae) und zugleich ihr in Europa am häufigsten anzutreffender Vertreter. Ebenso wächst sie in den gemäßigten Zonen des westlichen Asiens bis nach Sibirien und gilt inzwischen auch in Teilen Nordamerikas als eingebürgert. Sie bevorzugt feuchte und fruchtbare Böden an Flussufern, den Rändern von Eichen- und Buchenwäldern und Gebüschen, wo sie mit ihren unterirdischen Ausläufern oft größere Kolonien bildet.
Die ausdauernden krautigen Pflanzen verfügen über ein horizontales knotig angeschwollenes, knorriges Rhizom, das ihnen zu ihrem Namen verholfen hat. Darüber erhebt sich ein bis zu einem Meter hoher, behaarter und scharf vierkantiger Stängel, der sich in der oberen Hälfte reichlich verzweigt; die einfachen gegenständig stehenden breit-lanzettlichen bis herzförmigen Blätter sind auf der Oberseite saftig grün, auf der Unterseite hell graugrün, mit deutlich hervortretenden Blattadern, einem nur kurzen Stiel und einem doppelt gesägten Rand. Beim Zerreiben riechen sie eher unangenehm.
An den Enden der Triebe erscheinen im Hochsommer die stark verzweigten, 10-25 Zentimeter großen Thyrsen mit ihren unverkennbaren, beinahe kugeligen Rachenblüten: Sie sind 6-9 Millimeter lang, asymmetrisch mit verwachsenen und vorne abgerundeten Kronblättern, die eine zweilippige Krone mit grünlich-gelber Unterlippe und bräunlicher Oberlippe bilden. Aus ihnen entstehen birnenförmige, von einem gedrehten Schnabel gekrönte 6-10 Millimeter große Kapselfrüchte mit zahlreichen nur millimetergroßen dunkelbraunen Samen.
Knotige Braunwurz im Garten
Standort
Knotige Braunwurz braucht einen mäßig nährstoffreichen, möglichst gleichmäßig feuchten Boden und steht am liebsten im Halbschatten, gerne auch in der Sonne, solange die nicht den ganzen Tag auf sie brennt. Sie gilt als ausgesprochen pflegeleicht, denn sie kommt mit vielen Substraten von lehmig über kalkig bis sandig und steinig zurecht. Der pH-Wert des Bodens sollte neutral bis basisch sein. Im Winter vertragen die heimischen Gewächse selbst ordentlichen Frost ohne Probleme.
Schnitt
Eigentlich brauchst Du die Knotige Braunwurz nicht viel zu schneiden, sie bleibt auch ohne Dein Zutun prächtig. Trotzdem kannst Du natürlich allein aus ästhetischen Gründen das abgestorbene Kraut eine Handbreit über dem Boden kappen; vorzugsweise erst im Frühjahr, bevor der neue Austrieb beginnt, denn so können in der Zwischenzeit zahlreiche Kleinlebewesen die Reste als Futter und Unterschlupf nutzen.
Vermehrung
Vermehren lässt sich die Knotige Braunwurz durch Teilen der Bestände, die mit ihren Ausläufern schnell das neue Territorium in Beschlag nehmen. Zudem ist eine Aussaat möglich; die winzigen Samen sind Kältekeimer, die Du am besten gleich nach der Reife im Spätherbst an Ort und Stelle im Garten aussäst. Ansonsten sorgt sie auch für Selbstaussaat.
Verwendung
Als alte Heilpflanze darf die Knotige Braunwurz natürlich in einem Apothekergarten nicht fehlen. Ebenso gut macht sie sich wie an ihren natürlichen Standorten am Rand von Hecken und Sträuchern mit einigermaßen feuchtem Boden. In Blumenrabatten und Staudenbeeten lässt sie sich als Umrandung oder in kleinen Gruppen einsetzen, sodass sie am besten zur Geltung kommen.
Ökologie
Blütenknospe mit dem Braunwurz-Mönch
- Die typischen Rachenblumen werden vor allem von Bienen und Wespen, vor allem von Faltenwespen bestäubt. Fun fact: In Nordamerika, wo die Knotige Braunwurz eingeschleppt wurde, wurden auch Kolibris als Bestäuber beobachtet.
- Nektar gibt es reichlich zu holen; die bienenfreundliche Braunwurz gilt bei Imkern als gute Honigpflanze.
- Den reichlich gebildeten Pollen holen sich auch zehn Arten von Wildbienen, die damit die Proviantpakete für ihre Brutzellen schnüren. Vor allem Sandbienen (Andrena spec.) und Schmalbienen (Lasioglossum spec.) haben es die kleinen Rachenblüten angetan.
- An den saftigen Blättern legen zehn Schmetterlinge ihre Eier ab und nutzen sie als Raupenfutter. Dabei handelt es sich um Nachtfalter, darunter drei Mönche: Braunwurz-Wald-Mönch Shargacucullia prenanthis, Königskerzen-Mönch Shargacucullia verbasci und der auf dem Bild gezeigten Braunwurz-Mönch Shargacucullia scrophulariae, der sein Lieblingsfutter bereits im Namen trägt.
- Die stark verzweigten Blütenstände mit ihren elastischen Stielen sorgen dafür, dass die Samen bei der Reife von Wind und Tieren herausgeschüttelt und verbreitet werden.
Wissenswertes
- Knotige Braunwurz ist eine uralte Heilpflanze, die in den Kräuterbüchern des ausgehenden Mittelalters ausführlich beschrieben wurde. Man nutzte sie als harntreibendes, blutreinigendes, wundheilendes und entzündungshemmendes Mittel, bei Hämorrhoiden, Leber-, Nieren- und Magenbeschwerden.
- Gemäß der damals gebräuchlichen Signaturenlehre sah man sie wegen der charakteristischen Form und Färbung der Rhizome als Heilmittel gegen Skrofulose, eine tuberkulöse Erkrankung der Haut und Lymphknoten des Halses an.
- Interessant ist Braunwurz nach aktuelleren Erkenntnissen für Gelenkschmerzen wie bei der Psoriasis-Arthritis: Die Blätter enthalten ebenso viel biologisch wirksames Harpagosid wie die als Heilpflanze dafür übliche Teufelskralle.
- Bis heute gebräuchlich ist Scrophularia nodosa in der Homoöpathie, wo man aus einer Urtinktur aus den Blättern Globuli gegen Schwellungen, Furunkel und entzündliche Hauterkrankungen herstellt.
- Gebräuchlich in Naturheilkunde und Phytotherapie sind vor allem die Blätter, die wirksamer sind als die Wurzeln; man kann sie frisch oder getrocknet als Tinktur, Tee, Salbe oder in Umschlägen verwenden.
- Bisweilen wurde die Braunwurz auch gegessen; heute ist man damit eher vorsichtig, denn sie enthält reichlich Saponine und das Alkaloid Scrophularin, die in hoher Dosierung als giftig angesehen werden und den Magen-Darm-Trakt schädigen.
- Das ist auch der Grund, warum die Braunwurz für Pferde und Rinder giftig ist. Die meisten Tiere meiden sie instinktiv und rühren sie erst gar nicht an.
Wegen der giftigen Inhaltsstoffe darf Knotige Braunwurz als Tee und in anderen Zubereitungen während Schwangerschaft und Stillzeit nicht verwendet werden!
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner