Was ist Gelber Fingerhut?
Gelber Fingerhut (Digitalis lutea) ist der zierlichere Verwandte des bekannten Roten Fingerhutes und gehört wie dieser zur Familie der Wegerichgewächse (Plantaginaceae). In der freien Natur findet man die zweijährige oder ausdauernde krautige Pflanze nur selten auf Waldlichtungen und an Waldwegen von hellen und warmen Eichen- und Buchenwäldern.
Bei dieser Art sind Stängel und Blätter mit Ausnahme des Blattgrundes meistens kahl. Der Stängel erhebt sich aus einem fleischigen, horizontal kriechenden braunen Rhizom und steht aufrecht; er ist 40-80 Zentimeter hoch, unverzweigt und schwach rinnig, mit wechselständigen schmal-lanzettlichen bis eiförmig-lanzettlichen Blättern. Diese bilden hier keine Blattrosette, sondern sind über den ganzen Stängel verteilt, wobei sie unten bis zu 14 Zentimeter lang und nach oben hin zusehends kleiner werden. Der Blattrand ist unregelmäßig gesägt.
Als Blütenstände bildet der Gelbe Fingerhut erst ab dem zweiten Jahr langgezogene endständige und einseitswendige Trauben mit dichtstehenden, hängenden fingerhutartigen Blüten, von denen einige in die Gegenrichtung zeigen. Die fünf Kelchblätter sind oval-lanzettlich und grün, mit wenigen drüsigen Haaren; die fünf Kronblätter sind 15-20 Millimeter lang und zu einer 5-7 Millimeter breiten Röhre verwachsen. Sie sind schwefelgelb, innen mit einer unauffälligen braunen Aderung und mit spitz zweizipfeliger Oberlippe. Erst gegen Ende der Blütezeit zeigt sich im Inneren der Röhren eine leopardenartige braune Fleckung. Die Früchte sind braune Kapseln mit einem scharfen behaarten Schnabel und zwei Fächern, in denen die zahlreichen eckigen Samen sitzen. Der Kelch bleibt bei der Fruchtreife als Schutz erhalten.
Gelber Fingerhut im Garten

Quelle: James d'Almeida/shutterstock.com
Standort
Der Gelbe Fingerhut bevorzugt einen frischen, nährstoff- und basenreichen humosen und mittelgründigen Lehmboden. Kalk im Boden mag er ebenso wie viel Wärme, er steht am liebsten in der Sonne oder im Halbschatten.
Schnitt
Nach der Blüte sollte man die Blütenstände nahe an der Basis abschneiden, um so die Bildung neuer Triebe anzuregen. Zugleich verhindert man damit die Selbstaussaat, sofern diese nicht erwünscht ist.
Vermehrung
Die Vermehrung erfolgt mit Samen oder durch Teilen der vorhandenen Bestände.
Verwendung
Der Gelbe Fingerhut macht sich gut in Staudenbeeten oder Rabatten und wie in der Natur am Rand von Hecken und Gehölz. Ebenso ist er als Heilpflanze für den Apothekergarten geeignet und gilt als gute Bienenweide.
Schädlinge
Dank seiner Giftstoffe wird der Gelbe Fingerhut von den meisten Schädlingen gemieden, und auch Pilzerkrankungen wie Mehltau und Rostflecken trifft man eher selten an.
Ökologie
Honigbienen, Wildbienen und Hummeln holen sich den Nektar und Pollen des Gelben Fingerhutes, dessen Blütenröhren deutlich kleiner und enger sind als die des Roten Fingerhutes – große Hummeln gehen hier leer aus. Den Pollen sammelt die Wildbiene Lasioglossum morio, für die Blätter als Raupenfutter interessiert sich der Wachtelweizen-Scheckenfalter (Melitaea athalia). Die Verbreitung der Samen übernehmen der Wind und später Ameisen.
Wissenswertes
Der Gelbe Fingerhut ist so selten geworden, dass er in Deutschland als besonders geschützt gilt. Wie sein roter Verwandter ist er hochgiftig und enthält wie dieser eine Reihe von herzaktiven Glykosiden. In der Naturheilkunde werden beide ähnlich genutzt.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner