Was ist Färberkamille?
Färberkamille oder Färber-Hundskamille (Anthemis tinctoria) ist eine ausdauernde, selten nur ein- oder zweijährig wachsende krautige Pflanze aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Sie ist bei uns heimisch und findet sich selten, dann aber gesellig auf Trockenrasen und Felsbandgesellschaften oder auf eher trockenen Ruderflächen an Dämmen, Bahngleisen und Böschungen.
Die Färberkamille entspringt einem früh verholzenden Wurzelstock und erreicht eine Höhe von 20-50 Zentimetern. Ihre geraden Stängel ragen aufrecht empor und sind dicht mit filzigen Haaren besetzt. Die Blätter bilden eine Halbrosette und sind fein gefiedert, mit kammförmig gesägten Fiederblättchen, einer dunkelgrünen Oberseite und grauweißer Unterseite. Endständig steht an jedem Stängel eine einzelne Korbblüte, die bis zu vier Zentimeter breit wird. Sie bestehen aus bis zu 500 goldgelben Röhrenblüten in der Mitte und bis zu 50 randständigen, wesentlich längeren Zungenblüten, die selten auch fehlen. Nach der Bestäubung entwickeln sich die nur halbmillimetergroßen Achänen ohne Pappus und mit geflügeltem Rand.
Färberkamille im Garten
Standort
Die Färberkamille wächst vorzugsweise auf sommerwarmen und trockenen, durchlässigen und humusarmen flachgründigen Steinböden mit viel Sonne. Im Schatten und mit zu viel Nährstoffen bildet sie mehr Kraut als Blüten, und Staunässe verträgt sie überhaupt nicht.
Schnitt
Mit einem regelmäßigen Schnitt und dem Entfernen alter Blüten hält man die Färberkamille buschig und lässt sie weitere Körbchen bilden.
Vermehrung
Die Vermehrung der Färberkamille erfolgt durch Samen oder mit Stecklingen. Bei der Aussaat sollte man beachten, dass es sich um einen Lichtkeimer handelt, man die Samen also nur leicht auf die Erde andrücken sollte.
Verwendung
Mit ihrer Vorliebe für nährstoffarme und trockene Standorte ist die Färberkamille eine ideale Pflanze für Steingärten und sandig-kiesige Blumenbeete. Kompakt wachsende Zuchtsorten der Färberkamille eignen sich besonders gut für Kästen und Kübel, mit denen man die gute Bienenweide auch auf Balkon und Terrasse aufstellen kann.
Schädlinge
Schädlinge und Krankheiten spielen bei der robusten Färberkamille keine große Rolle – selbst Schneckenlassen sie in Ruhe.
Ökologie
Neben dem Hauptbestäuber Honigbiene finden sich auf den Blütenköpfen der Färberkamille auch Hummeln, Wildbienen, Schmetterlinge und Schwebfliegen ein. So sammeln sieben Wildbienen Pollen, drei Seidenbienen (Colletes spec.), die Dickkopf-Furchenbiene (Halictus maculatus), Gewöhnliche Löcherbiene (Heriades truncorum), Rainfarn-Maskenbiene (Hylaeus nigritus) und die Bedornte Schneckenbiene (Osmia spinulosa).
Als Nektarpflanze nutzen vier Schmetterlinge die Färberkamille, darunter drei Zipfelfalter (Satyrium spec.) und der Wolfsmilch-Glasflügler (Chamaesphecia empiformis), als Raupenfutter der Kamillen-Blütenspanner (Eupithecia extremata) und die Karden-Sonneneule (Heliothis viriplaca).
Die Samen sind so klein, dass sie auch ohne Pappus vom Wind weit fortgetragen werden und so für die Ausbreitung sorgen.
Wissenswertes
Bei der formenreichen Färberkamille unterscheiden Botaniker eine Reihe von Unterarten. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von Zuchtsorten mit unterschiedlicher Wuchshöhe, Größe der Blüten und Blütenfarben von weiß bis orange.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner