Was ist Deutsche Schwertlilie?
Deutsche Schwertlilie (Iris germanica) ist eine in Gärten weit verbreitete Zierpflanze aus der Familie der Irisgewächse (Iridaceae), die man auch des Öfteren ausgewildert an feuchten Böschungen oder an den warmen Mauern und Felsen von Weinbergen und Burgruinen findet.
Die ausdauernden Pflanzen entspringen einem dick fleischigen Wurzelstock, der deutlich nach Veilchen riecht. Das Rhizom kriecht weitverzweigt nahe an der Oberfläche und bildet mit der Zeit dichte Horste. Daraus erheben sich wenig verzweigte Sprosse mit ganzen Fächern der bis zu 70 Zentimeter langen, steif aufgerichteten schwertförmigen Blätter; diese sind graublau grün und von einem weißen Reif überzogen.
An den Enden der Blütentriebe erscheinen 3-5 kurz gestielte, bis zu zehn Zentimeter breite duftende Blüten. Die Blütenkrone aus sechs einheitlich gestalteten Perigonblättern ist blauviolett gefärbt, nur in seltenen Fällen rein gelb. Die inneren sind breit elliptisch geformt und stehen aufrecht, sodass sie einen „Dom“ bilden, die zurückgeschlagenen äußeren, etwa acht Zentimeter langen Perigonblätter weisen keine dunkle Äderung auf oder höchstens ganz an der Basis, die hier gelblich erscheint und einen auffälligen gelben Bart trägt – daher gilt die Deutsche Iris als „Bartiris“. Die Staubbeutel sind genauso lang wie die sie tragenden Staubfäden, und die Äste der Griffel streben auseinander. Kapselfrüchte mit drei Fächern und Samen werden in unseren Breiten nur höchst selten gebildet.
Deutsche Schwertlilie im Garten

Quelle: Kristine Rad/shutterstock.com
Standort
Die ausgewilderten Exemplare zeigen, wo sich die Deutsche Schwertlilie am wohlsten fühlt: Sie finden sich vorwiegend auf warmen, sonnenbeschienenen Stein- oder Lössböden mit reichlich Kalk. Auch wenn man sie gerne im Uferbereich von Teichen pflanzt verträgt sie doch dank ihres Feuchtigkeit speichernden Rhizoms vorübergehende Trockenheit sehr gut. Nähe zum Wasser macht den Winter ein wenig gefährlich – Iris germanica gilt als frosthart, aber das Eis kann ihnen Schaden zufügen. Wer ganz auf Nummer sicher gehen möchte bedeckt Pflanzen am Teich im Herbst mit einem Kälteschutz aus Laub oder Stroh. Im Frühjahr kann man diesen dann wieder entfernen.
Schnitt und Pflege
Am besten schneidet man die Deutsche Iris im Frühjahr zurück – wenn man sie mit Stroh oder Laub abgedeckt hat beseitigt man den Winterschutz und schneidet bei dieser Gelegenheit die abgestorbenen Triebe und verwelkten Blätter mit einer scharfen Schere ab. Da die Bestände mit der Zeit blühfaul werden empfiehlt sich alle 3-5 Jahre die Rhizome auszugraben, zu teilen und in frischer Erde neu zu pflanzen.
Beim Düngen muss man ein wenig aufpassen – zu viel Stickstoff und zu viel zerfallendes organisches Material wie Mulch kann zum Faulen der Rhizome führen. Daher bevorzugt man einen stickstoffarmen Mineraldünger.
Vermehrung
Pflanzen und teilen sollte man die Deutsche Schwertlilie entweder im Frühjahr oder im Herbst. Dabei reicht es vollkommen aus, das dicke Rhizom nicht allzu tief, sondern dicht unter der Erdoberfläche zu vergraben – etwa eine Handbreit reicht aus. Am besten bildet man kleine Gruppen von drei bis fünf Exemplaren, die man so pflanzt, dass die fächerförmigen Blätter ein wenig nach außen zeigen. Eine Vermehrung mit Samen ist weder bei der Wildart noch bei den Sorten möglich, denn sie sind bei uns allesamt steril und werden daher nicht keimen.
Verwendung
Mit ihren großen und farbintensiven Blüten gehört die Deutsche Schwertlilie zu den auffälligsten Gewächsen, die man üblicherweise in der Nähe eines Gartenteiches in der Sumpfzone oder am feuchten Uferrand anpflanzt. Dort machen sie sich besonders gut mit Rohrkolben, Rohr-Glanzgras oder Schwaden, die eine schöne Kulisse für die violette Blütenpracht bilden. Etwa zur gleichen Zeit blühen auch die deutlich niedrigen Sumpfdotterblumen, die Sumpfkalla oder Fieberklee. Man sollte die Iris aber nicht zu sehr beschatten, und in einem reinen Schwertlilienbeet wächst sie am allerbesten. Wer ein Wuchern befürchtet kann die Rhizome auch in Körben einsetzen. Als Bartiris verträgt sie aber auch trockene Standorte wie Blumenbeete und Rabatten. Die einzelnen Blüten halten nicht allzu lange, aber durch ihre große Zahl ist immer etwas am Blühen.
Schädlinge
Die Deutsche Schwertlilie wird nur selten von Krankheiten und Schädlingen bedroht; am ehesten leiden sie unter Rostpilzen und Thripsen auf den Blättern, und auch Schneckenkönnen an den Blättern und Rhizomen Schaden anrichten.
Ökologie
Bestäubt werden die auffälligen blauen Blüten der Deutschen Schwertlilie von Bienen, Hummeln und Schwebfliegen. Der sonderbare gelbe Bart in den Blüten soll Staubbeutel vortäuschen – Pollen gibt es allerdings vergleichsweise wenig, denn die Deutsche Schwertlilie glänzt eher durch ihren tief in den Blüten verborgenen Nektar. Die pro Blüte drei Komplexe aus Blütenblatt, Nektarium und Staubblatt werden jeweils einzeln bestäubt.
An Blättern und Trieben machen sich die Raupen der Gammaeule zu schaffen; sie sind bei der Wahl aber auch nicht besonders wählerisch und nehmen mit vielen Pflanzen als Raupenfutter vorliebt.
Wissenswertes
Die Namen Schwertlilie und Iris
Der Name Schwertlilie stammt von den fächerförmig stehenden, schwertförmigen Blättern; den Artnamen mit deutsch und germanica hat sie Carl von Linné zu verdanken, der sie 1753 erstmalig beschrieb. Die lateinische Gattungsbezeichnung Iris leitet sich von der gleichnamigen Götterbotin der Hera in der griechischen Mythologie ab.
Alte Zauberpflanze an Burgen
Die Bestände in Weinbergen und an den Felsen von Burgen kommen nicht von ungefähr – im Mittelalter sah man die Deutsche Schwertlilie als Zauberpflanze an, die mit ihren schwertförmigen Blättern Feinde fernhalten sollte. Es war sogar üblich, bei Belagerung und Einnahme die Pflanzen auszugraben und mitzunehmen, um sie bei sich selbst einzupflanzen. In der Landgüterverordnung Karls des Großen, Capitulare de villis, wird sie als Lilium erwähnt.
Hybride unter Naturschutz
Wie alle Schwertlilien (mit Ausnahme der häufigen Iris pseudacorus) steht auch die Deutsche Schwertlilie unter Naturschutz – wild wachsende Exemplare dürfen daher nicht gepflückt werden! Die lateinische Bezeichnung Iris germanica ist eigentlich nicht ganz korrekt, wie man inzwischen weiß: Eigentlich handelt es sich bei der beliebten Gartenpflanze um eine natürlich entstandene Hybride mit unbekannten Eltern; man vermutet, dass es sich dabei Bleiche Schwertlilie (Iris pallida) und Bunte Schwertlilie (Iris variegata) handelt. Korrekt wäre daher die Schreibweise Iris x germanica. Das wird spätestens dadurch offensichtlich, dass sie meistens steril ist und nur vegetativ für Nachkommen sorgen kann. Vermutlich stammt die beliebte Hybride ursprünglich aus dem Mittelmeerraum – dort bildet sie auch ganz im Gegensatz zu unseren Breiten bisweilen keimfähige Samen.
Deutsche Schwertlilie als schwach giftige Heilpflanze
Die Pflanzen gelten als schwach giftig. Deutsche Schwertlilie ist aber auch eine Heilpflanze, deren Wurzeln man bereits seit langer Zeit in der Naturheilkunde und Volksmedizin verwendet – nicht nur bei uns in Europa, sondern auch in China, Pakistan, Indien, Iran und in der Türkei. Die aromatisch nach Veilchen riechende Schwertlilienwurzel wird oft als „Veilchenwurzel“ bezeichnet und ist Bestandteil vieler Hustentees. Früher gab man Stücke des getrockneten Rhizoms zahnenden Kindern zum Beißen.
Hauptwirkstoffe sind ätherisches Öl (0,1-0,2 %), Flavonoide wie Irilon, außerdem Triterpene, Sterole und phenolische Verbindungen. Sie sind in niedriger Dosierung entzündungshemmend, schleimlösend, schmerzlindernd, harnstreibend und antimikrobiell. Neueren Untersuchungen zufolge sollen sie sogar neuroprotektiv wirken und vor Alzheimer schützen. In hohen Dosen ist Iriswurzel hingegen ein rabiates Abführmittel, das man wegen der Toxizität aber lieber nicht verwenden sollte.
Aromatisches Schwertlilienwurzelöl
Das hocharomatische ätherische Schwertlilienwurzelöl verwendet man bei der Herstellung von Parfüm und zum Aromatisieren von Likör, Süßigkeiten und Backwaren. Für den charakteristischen veilchenartigen Duft sind Triterpene verantwortlich, vor allem Iridalen, das bei der Wasserdampfdestillation der getrockneten und pulverisierten Iriswurzel aus Ironen entsteht.
Zahlreiche Sorten von Iris germanica im Handel
In den Gärten war Iris germanica bereits im Mittelalter beliebt. Dementsprechend gibt es mittlerweile hunderte von Sorten, die im Gartenfachhandel erhältlich sind und die sich vor allem in ihrer Blütenfarbe unterscheiden. Das Farbenspiel reicht von dunklem Violett über Rötlichviolett und Gelb bis zum seltenen reinen Weiß. Einige davon blühen im Herbst ein weiteres Mal.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner