Was ist Wilde Möhre?
Die Wilde Möhre (Daucus carota) gehört zu den Doldenblütlern (Apiaceae) und ist die bei uns einheimische Wildform der Gartenmöhre. Ebenso wie diese verfügt sie über eine typische rübenförmige Wurzel, aus der das frische grüne Kraut mit einer bodenständigen Rosette und bogig aufsteigenden Stängeln hervorgeht. Sie ist auf Wiesen, Weiden, Ruderalstellen und Schotterflächen häufig und in großer Zahl anzutreffen.
Die verzweigten, stark behaarten Triebe mit ihren endständigen Dolden werden bis zu 80 Zentimetern hoch. Ihre Blätter sind zwei- bis dreifach gefiedert und sehr filigran, mit schmallanzettlichen Fiederblättchen. Im ersten Jahr bildet sie nur grün, im zweiten Jahr folgt der Blütenstand in Form einer nestartig eingerollten Doppeldolde. Ihre Kronblätter sind fast immer weiß, nur selten rosa oder zartgelb gefärbt. Als Früchte und Ausbreitungseinheiten dienen eiförmige Doppelachänen, die mit ihren Stacheln im Fell vorüberstreifender Tiere wie Kletten hängenbleiben und für die Verbreitung sorgen.
Wilde Möhre im Garten
dekorative vertrocknete Blütenstände im Spätsommer
Standort
Die Wilde Möhre bevorzugt einen sandigen, eher trockenen Boden mit viel Sonne. Sie hegt keine besonderen Ansprüche und gedeiht in so ziemlich jeder nährstoffreichen Gartenerde.
Schnitt
Ein Schnitt ist nicht notwendig.
Vermehrung
Die Vermehrung der Wilden Möhre erfolgt mit Samen. Sie keimen nur bei länger anhaltender Kälte und ausreichend Feuchtigkeit ohne Staunässe. Daher erfolgt die Aussaat am besten sehr früh im Frühjahr oder spät im Herbst.
Verwendung
Mit ihren dekorativen Blüten macht sich die Wilde Möhre in Kräuter- und Bauerngärten oder einer Wildblumenwiese gut.
Schädlinge
Schädlinge und Krankheiten spielen bei der Wilden Möhre eine geringere Rolle als beim Gemüse. Wie dieses wird sie bisweilen von der Möhrenfliege (Psila rosae) heimgesucht, deren Larven Fraßgänge in die Rüben bohren.
Ökologie
Fliegen und Käfer lieben die Blüte
Die Wilde Möhre ist in Europa weit verbreitet und mit ihrem Nektarreichtum eine wichtige Anlaufstelle für Bienen und Schmetterlinge. 25 Wildbienenarten und 12 Schmetterlinge nutzen sie als Nektarpflanze und als Raupenfutter. Dazu gehören bekannte Arten wie das Landkärtchen (Araschnia levana), Gamma-Eule (Autographa gamma), Schwalbenschwanz (Papilio machaon) und Widderchen (Zygaena spec.). Bei den Wildbienen herrschen Sandbienen (Andrena spec.) und Furchenbienen (Halictus spec. und Lasioglossum spec.) vor.
Wissenswertes
Wer wissen möchte, woher die Wilde Möhre ihren Namen hat, muss sich die Dolden genauer anschauen. Sie hat ein einzigartiges Merkmal, mit dem sie sich von allen anderen Doldenblütlern unterscheiden lässt: Genau in der Mitte des Meeres aus weißen Blüten sitzt eine einzige schwarze – früher nach heutigen Maßstäben politisch unkorrekt als Möhrchen, kleiner Maure bezeichnet. Diese einzelne dunklere Möhrenblüte soll vermutlich ein bereits gelandetes Insekt vortäuschen und weitere Bestäuber anlocken.
Ebenso typisch ist die Nestform älterer Dolden, die der Wilden Möhre den Namen Vogelnest eingebracht haben, und der charakteristische Möhrengeruch beim Zerreiben eines Blattes. Die Doldenform hängt neben der Reife von der Luftfeuchtigkeit ab.
Die Wilde Möhre ist eine alte Heilpflanze, die heutzutage in Vergessenheit geraten ist. Früher verwendete man das Kraut bei Verdauungsproblemen, Menstruationsbeschwerden und gegen Würmer, die Früchte als harntreibendes Mittel.
Was sind zweijährige Pflanzen?
Zweijähre Pflanzen bilden im ersten Jahr meist nur eine flache Rosette. Im nächsten Jahr wächst die Pflanze in die Höhe, blüht und versamt sich. Die Pflanze stirbt und aus dem Samen entsteht die nächste Generation.
Markus Wichert
Naturgärtner