Was ist Gewöhnliche Kornrade?
Gewöhnliche Kornrade (Agrostemma githago) ist ein altes Ackerunkraut, das früher in Felder vor allem von Wintergetreide häufig anzutreffen war und mit dem Beginn der industriellen Landwirtschaft fast völlig aus dem Landschaftsbild verschwunden ist. Es handelt sich dabei um einen Vertreter aus der Familie der Nelkengewächse (Caryophyllaceae), der in der freien Natur praktisch nicht vorkommen und vermutlich im Mittelmeerraum und in Asien beheimatet ist.
Die einjährigen krautigen Pflanzen erreichen eine Wuchshöhe von bis zu einem Meter und weisen eine bis zu 95 Zentimeter lange Pfahlwurzel auf. Alle oberirdischen Teile sind anliegend zottig graufilzig behaart. Die Stängel stehen aufrecht und einzeln oder sind nur schwach verzweigt. Die gegenständigen Blätter sind schmal linealisch-lanzettlich mit einer auslaufenden Spitze, 5-13 Zentimeter lang und 2-10 Millimeter breit.
Die Blüten der Kornrade sind 3-10 Zentimeter lang gestielt, zwittrig, radiärsymmetrisch und fünfzählig, mit am Grund zu einer Röhre verwachsenen und die Krone mit bis zu vier Zentimeter langen Zipfeln weit überragenden Kelchblättern. Dagegen sind die genagelten, 3-4 Zentimeter langen Kronblätter rosa und am Ende ausgerandet. Griffel und Staubblätter überragen die Krone ebenfalls deutlich. Meistens finden sich nur zwei oder drei Blüten pro Pflanze, selten bis zu 50. Bei den Früchten handelt es sich um eiförmige Kapseln von 1-2 Zentimetern Länge mit fünf Klappen und schwarzen nierenförmigen, von kleinen Warzen bedeckten Samen.
Gewöhnliche Kornrade im Garten
Standort
Die Gewöhnliche Kornrade liebt einen trockenen bis frischen, nährstoffreichen und milden bis mäßig sauren humosen sandigen oder reinen Lehmboden. Sie bevorzugt volle Sonne und blüht vor allem in etwas ärmeren Böden reichlich.
Schnitt
Ein Schneiden ist bei der Gewöhnlichen Kornrade nur erforderlich, wenn man im Herbst die abgestorbenen Pflanzenteile entsorgen möchte.
Vermehrung
Eine Vermehrung mit Samen gelingt leicht. Dazu bringt man sie nach den Eisheiligen in etwa einem Zentimeter Tiefe aus. Die Sämlinge sind hart im Nehmen und ertragen noch Minustemperaturen von bis zu -15 °C. Nur nahe an der Oberfläche reagieren sie empfindlich auf Trockenheit.
Verwendung
Die Kornrade ist typischer Begleiter von Bauerngärten und eine beliebte Zierpflanze für Blumenbeete und Rabatten. Als Schnittblume ist sie wenig geeignet, da sie schnell welkt. Man pflanzt sie vorzugsweise in Gruppen, damit sich die etwas windempfindlichen Pflanzen gegenseitig abstützen können.
Schädlinge
Junge Kornraden werden von Kaninchen, Vögeln und Schneckengefressen. Haustiere meiden die Zierpflanze im Garten. Im Kraut siedeln sich Minierfliegen und -motten wie auch Rüsselkäfer an. Ansonsten gilt sie als recht resistent gegenüber Krankheiten und Schädlingen.
Ökologie
Die Blüten der Gewöhnlichen Kornrade werden vor allem von Schwebfliegen und anderen Fliegen, seltener von Schmetterlingen, Bienen und anderen Hymenopteren bestäubt. Kraut und Frucht fressen die Raupen der Violettbraunen Kapseleule Hadena rivularis.
Wissenswertes
Der botanische Gattungsname leitet sich von griechisch αγρος, Feld und στεμμα, Krone ab. Dagegen kommt der Artname githago vermutlich vom hebräischen khitah, Weizen, da die Samen eine ähnliche Größe haben wie die des Getreides. Im Polnischen steht K?kol Pate beim gleichlautenden Familiennamen wie auch bei K?kolewski und den im vormaligen Danzig und Pommern häufigen Konkol und Konkolewski.
Die Gewöhnliche Kornrade war in unseren Breiten seit der Jungsteinzeit und dem Beginn des Ackerbaus als Kulturfolger weit verbreitet. Sie ist auf den Menschen angewiesen, denn die stabilen Kapseln öffnen sich nur durch Verrottung oder wesentlich schneller beim Dreschen des Getreides. Die Samen reifen innerhalb von 33 Tagen nach der Bestäubung und werden so zusammen mit Roggen und Weizen reif. Früher prägte sie mit ihren roten Blüten Äcker und Felder ebenso wie Kornblume und Mohn. Für den akuten Rückgang ist vor allem die moderne Saatgutreinigung verantwortlich, bei der die giftigen Samen aussortiert werden, aber auch der Einsatz von Herbiziden. Sie sind etwa so groß wie die Getreidekörner und ließen sich früher nur manuell entfernen. Heute gilt die Kornrade als gefährdete Art.
2003 wurde die Gewöhnliche Kornrade zur Blume des Jahres gekürt. Neben der Wildform bekommt man im Gartenfachhandel Zuchtsorten mit unterschiedlich gefärbten Blüten. Als Heilpflanze spielt sie heutzutage aufgrund der stark schwankenden Giftstoffgehalte keine Rolle mehr; man verwendete sie früher gegen Erkältungskrankheiten, Hauterkrankungen und Menstruationsbeschwerden.
Was sind einjährige Pflanzen?
Einjährige Pflanzen keimen, wachsen und blühen innerhalb eines Jahres. Durch Versamen können sie sich erhalten und wieder am selben Standort erscheinen. Manche „wandern“ so durch den Garten und erfreuen uns an immer neuen Standorten.
Markus Wichert
Naturgärtner