Was ist Ringelblume?
Die Ringelblume (Calendula officinalis), genauer Garten-Ringelblume, ist ein einjähriges, selten zweijähriges Kraut aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Ursprünglich am Mittelmeer beheimatet hat ihre medizinische Verwendung für eine weite Verbreitung gesorgt – man findet sie in unbeständigen Vorkommen in ganz Mitteleuropa, vorzugsweise auf nährstoffreichen Ruderalstellen im Mittel- und Hochgebirge.
Die faserige, spindelförmige Wurzel reicht tief ins Erdreich. Daraus entspringen die ungestielten lanzettlichen und glattrandigen Blätter, die bis zu zwölf Zentimeter lang und drei Zentimeter breit werden. Sie stehen wechselständig an einem bis zu einem halben Meter hohen, kantigen und wenig verzweigten Stängel.
Gekrönt wird dieser von den typischen leuchtend gelben bis orangefarbenen Blüten, die einen Durchmesser von bis zu vier Zentimetern erreichen. Wie bei allen Asteraceen stehen sie in einem dicht gefüllten Körbchen, das aus 30-50 Röhrenblüten in der Mitte und außen aus bis zu vierzig einzelnen, zwölf Millimeter langen Zungenblüten besteht. Die sich aus den Fruchtknoten entwickelnden Schließfrüchte haben unterschiedliche Formen, die von leicht gebogen bis zu geringelt reichen – daher der deutsche Name der Ringelblume. Diese Vielfalt erfüllt ihren Zweck, denn je nach Ausprägung erfolgt die Ausbreitung bevorzugt durch den Wind, durch Anhaften an vorüberstreifenden Tieren oder durch Ameisen.
Die ganze Pflanze hat einen typischen Geruch, der sich schon aus der Distanz bemerkbar macht. Besonders angenehm riechen ihre ätherischen Öle nicht – eher nach Medizin, was die Sache ja tatsächlich trifft.
Ringelblume im Garten

Quelle: Elena Koromyslova/shutterstock.com
Standort
Calendula bevorzugt einen pH-neutralen, humusreichen und nicht allzu nährstoffreichen Boden. Der Standort sollte mäßig feucht und sonnig bis halbschattig sein. Staunässe mag sie überhaupt nicht.
Schnitt
Die einzelnen Blüten halten lediglich vier oder fünf Tage. Nach erfolgreicher Bestäubung setzt die Pflanze alle Energie in die Bildung von Früchten und Samen zur Verbreitung. Das kann man vereiteln, indem man die verblühten Köpfchen mitsamt den Stielen entfernt. Danach treibt die Ringelblume erneut Knospen, sodass man bis zu den ersten Herbstfrösten Freude an der orangefarbenen Blütenpracht hat. Nur wenn man Samen für die nächste Aussaat gewinnen möchte muss man die angehenden Früchte stehenlassen.
Vermehrung
Vermehren lässt sich Calendula durch Samen. Sie lassen sich im zeitigen Frühjahr aussäen und später einpflanzen oder im Frühsommer gleich an Ort und Stelle. Dazu kann man die Früchte im Herbst selbst ernten und die vielgestaltigen Samen trocknen.
Verwendung
Die Ringelblume gibt fast überall im Garten einen hübschen Farbtupfer, ob in Blumenbeeten, Rabatten oder Kräutergarten. Vor allem in Gruppen kommt sie gut zur Geltung. In Blumentöpfen und Balkonkästchen werden sie nach der Blüte schnell unansehnlich.
Schädlinge
Pilze, Mehltau und Blattläuse machen sich gerne über die Ringelblumen im Garten her. Letztere sorgen für zusätzliches Ungemach, denn sie verbreiten beim Saugen Viruskrankheiten. Besonders beliebt sind die jungen zarten Pflänzchen bei Schnecken, die zu Gärtners Leidwesen bei feuchtem Wetter ganze Ringelblumenbeete ratzekahl fressen.
Ökologie
Pharmakologisch sind vor allem die orangegelben Blüten begehrt, sodass man beim Anbau oft gefüllte Sorten verwendet. Insekten sind davon weniger begeistert – bei den gefüllten Formen sind Staubblätter in Blütenblätter umgewandelt, die keinen Pollen bieten und zudem den Zugang zum Nektar erschweren. Für den heimischen Garten oder den Balkon sollte man Schmetterlingen und Wildbienen zuliebe besser auf die ungefüllten Varianten zurückgreifen.
Wissenswertes
Den Bauern dienten die Ringelblumen als zuverlässige Wetterstation: Waren sie bereits am frühen Morgen geöffnet, durfte man mit Sonne rechnen, blieben sie geschlossen war Regen angesagt.
Die Ringelblume ist eine der beliebtesten Heilpflanzen Deutschlands. Den Namen Calendula findet man in zahlreichen Naturheilmitteln und Pflegeprodukten. Ihre medizinische Verwendung hat eine lange Tradition: Bereits antike Ärzte wie Dioskurides wussten um ihre Heilkraft, und in den mittelalterlichen Kräuterbüchern von Lonicerus, Tabernaemontanus wie auch der Physica der Hildegard von Bingen spielen sie eine bedeutende Rolle.
Verantwortlich für die pharmakologische Wirkung der Ringelblume sind ihre etherischen Öle und eine Vielzahl sekundärer Pflanzenstoffe wie Flavonoide, Saponine und die farbgebenden Carotinoide. Sie gilt in erster Linie als probates Mittel gegen Wunden, denn sie fördert den Wundverschluss, lässt die Wunde schneller verheilen und verhindert die Ausbildung von Narbengewebe. Hierzu verwendet man vor allem Ringelblumensalbe, bei der man den Blütenextrakt mit einer Salbengrundlage kombiniert.
Im Gartenfachhandel sind zahlreiche Zuchtsorten erhältlich, die sich vor allem in Farbe, Größe und Dichte der Blüten unterscheiden.
Was sind einjährige Pflanzen?
Einjährige Pflanzen keimen, wachsen und blühen innerhalb eines Jahres. Durch Versamen können sie sich erhalten und wieder am selben Standort erscheinen. Manche „wandern“ so durch den Garten und erfreuen uns an immer neuen Standorten.
Markus Wichert
Naturgärtner