Wildbienen sind die wilden Verwandten unserer Honigbiene. In Deutschland gibt es über 560 Arten von Wildbienen, in Mitteleuropa um die 750, weltweit etwa 25.000. Als wichtiger Bestandteil vieler Ökosysteme benötigen sie besonderen Schutz, zumal viele davon bereits vom Aussterben bedroht sind. Im Garten kann man eine Menge für die bedrohten Tiere tun: Mit ausreichend Nahrung und vielfältigen Lebensräumen.
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Einheimische Pflanzen sind oft die besten Nahrungsquellen für Wildbienen: Flora und Fauna haben sich im Laufe der Evolution aneinander angepasst.
Obststräucher und Obstbäume sind bei vielen Wildbienen beliebte Lieferanten für Nektar und Pollen. Ihr großer Vorteil: Sie blühen früh im Jahr, wenn es außer Weidenkätzchen noch so gut wie nichts zu futtern gibt, und sie sorgen mit ihrem Blütenreichtum für einen reichhaltig gedeckten Tisch. Im Idealfall wird dadurch die Strecke zwischen Futterquelle und Nest verkürzt, sodass die Tiere ihre Nahrung nicht von weit verstreut stehenden Einzelpflanzen zusammensuchen müssen.
Gerade bei Obstgehölz zeigt sich, wie wichtig die Wildbienen für eine gute Ernte sind. Die Honigbienen alleine schaffen aus noch nicht vollständig geklärten Gründen längst nicht den gleichen Bestäubungserfolg wie in der Kooperation mit ihren wilden Verwandten. Auch im Garten geht nichts über Teamwork. Den Gärtner dürfte das freuen.
In urbanen Gebieten sind Balkon, Terrasse und Dachgarten von Insekten oft besser besucht als die monotonen Agrarlandschaften in der Umgebung. Gerade hier ist ein Trachtfließband mit heimischen Blühpflanzen optimal, das den Wildbienen vom Frühjahr bis in den Spätsommer genügend Nahrung liefert. Bis dahin haben die meisten solitär lebenden Weibchen ihre Nester fertig und die sozialen Hummeln und Furchenbienen genug Überwinterungstiere hervorgebracht.
Für den Balkon kommen vor allem frühblühende Zwiebelgewächse, Wildblumen und Kräuter in Frage. Hummeln übernachten gerne in Taubenskabiosen, verschiedene Chelostoma-Arten sind auf Glockenblumen angewiesen. Ansonsten gilt: Hauptsache viel Nektar, reichlich Pollen und möglichst abwechslungsreich. Auf dem Balkon kann man einigen solitären Wildbienen den Lieferweg kurz halten und sie mit einem Wildbienenhotel als Nisthilfe unterstützen. Überwinterung mit Frühstück und Fresspaket inklusive.
Kräuter sind nicht nur etwas für die Küche und Naturheilkunde, sondern auch für Insekten wie Bienen, Hummeln und Schmetterlinge. Mit ihren ungefüllten und nektarreichen Blüten liefern sie auch vielen Wildbienen reichlich Futter. Das Beste daran: Viele der hier aufgezählten Arten lassen sich auch auf dem Balkon ziehen und locken selbst in der Stadt viele Besucher an.
Viele einheimische Kräuter wachsen im Wald und benötigen daher Schatten und gleichmäßige Feuchtigkeit ohne Staunässe. Das macht Waldmeister, Lungenkraut oder Bärlauch auch für schattige Stellen oder Balkone in Nordlage geeignet.
Die heimischen Bewohner von Wiesen, Gräben und Wegrändern wie Schnittlauch, Pfefferminze, Schafgarbe und Rainfarn haben es gerne sonnig oder halbschattig mit unterschiedlichen Ansprüchen an die Bodenfeuchte. Das Substrat kann hier gerne nährstoffreich ausfallen.
Dagegen brauchen die ursprünglich am Mittelmeer beheimateten Vertreter wie Rosmarin, Oregano, Zitronenmelisse, verschiedene Arten von Thymian und Weinraute viel Wärme und Sonne, aber nur wenig Wasser. Sie sind für trockene sonnenbeschienene Stellen und Südbalkone bestens geeignet.
Nicht nur in Wildblumenwiese, Blumenbeet und Staudenrabatte gibt es Nahrhaftes, worauf die Wildbienen fliegen: Auch der Nutzgarten bietet im Sommer einen reich gedeckten Tisch.
Beliebte Pollen- und Nektarlieferanten sind Hülsenfrüchte (Fabaceae) wie Erbsen und Bohnen, Kürbisgewächse (Cucurbitaceae) wie Gurke, Kürbis und Melone wie auch Nachtschattengewächse (Solanaceae) mit Tomaten und Paprika. Je fleißiger hier Wildbienen und Honigbienen bestäuben, desto reichhaltiger fällt die Ernte aus. Für Dich als Gärtner eine Win-Win-Situation ;-).
Etlichen Gemüsesorten ist ein kurzes Leben beschieden – die meisten werden geerntet, lange bevor sie zu blühen beginnen. Dabei werden ihre Blütenstände gerne von Wildbienen besucht. Es rentiert sich also, im Nutzgarten nicht immer kompletten Kahlschlag zu hinterlassen. Lass ein paar Pflanzen stehen, die Du nicht dringend für die Küche brauchst, damit sie in aller Ruhe blühen. Nicht nur die wilden Bienen werden das zu schätzen wissen, sondern auch Schwebfliegen, Schmetterlinge, Käfer und andere Insekten. Und Du selbst kannst gegebenenfalls die Samen ernten und für die nächste Aussaat verwenden, wenn aus den fleißig bestäubten Blüten Früchte geworden sind.
Frühlings Erwachen: Frühblüher sind für viele Insekten extrem wichtig, weil es nach dem blütenlosen Winter und vor der überbordenden Blütenfülle des Sommers spärlich etwas zu fressen gibt. Wildbienen machen da keine Ausnahme. Sie alle brauchen dringend Nektar als Flugbenzin. Vor allem die verschiedenen Weiden-Arten dienen zu dieser Zeit als heiß begehrte Erstversorger.
Wichtig sind die Frühblüher auch als Rendezvous-Plätze für die Fortpflanzung: Männchen warten geduldig an den Blüten auf begattungswillige Weibchen – früher oder später muss ja mal eines zum Volltanken vorbeikommen. Nachdem sie ihren unehelichen Pflichten nachgekommen sind sterben die werdenden Väter, sodass man im Sommer fast nie männliche Wildbienen beobachten kann.
Lediglich die Wildbienen-Weibchen leben länger und sorgen mit ihren Nestern für Nachwuchs. Aber ohne frühblühende Blumen gibt es keine Samenspender, sodass die nächste Generation gefährdet ist. Sommerblüher kommen für die meisten der Jungs zu spät oder bestenfalls last minute.
Jetzt geht die Arbeit richtig los: Unablässig sind die Weibchen auf der Suche nach Nistplätzen. Daher sind Tankstellen mit Nektar nun mindestens genauso wichtig wie im Frühjahr. An einer geeigneten Stelle wird dann kräftig genagt, gegraben und geschaufelt.
Für die Aktion Neue Heimat brauchen sie jede Menge Kraftfutter zur Stärkung. Das finden sie nun an Schlehe, Weißdorn, Obstbäumen und Taubnesseln. Im Mai beginnt auch die Blütezeit auf den Wiesen und Magerrasen, die besonders artenreich sind und vielen Wildbienenarten Nahrung liefern.
Von Sommerpause und Urlaub kann eine Wildbiene nur träumen, denn fertig sind die Kinderstuben noch lange nicht. Haben die solitären Arten in Lehmboden, markhaltige Stängel oder Totholz ihre Gänge gegraben oder sich ein komfortables Schneckenhaus zurechtgerückt bleibt der Treibstoffbedarf hoch: Jetzt sammeln sie jede Menge Pollen, aus denen sie kleine Proviantpakete für ihre Jungen basteln.
In jeder einzelnen Brutzelle wird ein Pollenkügelchen mit einem Ei bedacht und mit einer Trennwand von der nächsten Babywiege getrennt. Entsprechend wichtig sind Pflanzen mit hohen Pollenwerten. Hier sind viele Wildbienen besonders wählerisch und besuchen nur bestimmte Gattungen oder Arten, während sie beim Nektar sozusagen von Diesel bis Super mit allem Möglichen vorliebnehmen.
Die ersten Sommerarten sind Korbblütler wie die Schafgarbe und verschiedene Doldengewächse wie die Wilde Möhre. Im Hochsommer folgen weitere Asteraceen wie Disteln und Flockenblumen, an denen sich zahlreiche Polleninteressenten einfinden.
Zudem nutzen Wildbienen die Blüten von Glockenblumen, Malve, Storchenschnabel, Wegwarte und Habichtskräutern als Zuflucht bei schlechtem Wetter und zum Übernachten. Sofern die heimische Baustelle nicht bereits zum Ausruhen geeignet ist. Schließlich können sie nicht wie die Honigbiene in einem kuscheligen Bienenstock abwarten, bis das Wetter besser wird.
Im Spätsommer sind vor allem die sozial lebenden Wildbienen wie Hummeln und Furchenbienen verstärkt unterwegs. Einmal hin – alles drin: Sie bevorzugen reichlich blühende Massentrachten von Korbblütlern, Brombeeren oder Mauerpfeffer, damit die kleinen Staaten möglichst viele überwinterungsfähige Tiere hervorbringen können. Bei den Hummeln überleben nur die Jungköniginnen den Winter und sorgen für die Erhaltung der Art.
Je später das Jahr, desto dürftiger das Büffet. Im Oktober sind die meisten Sommerblumen verblüht und geht das Nahrungsangebot gegen Null. Je länger Nektar und Pollen von geeigneten Pflanzen zur Verfügung stehen, desto mehr Brutzellen können die solitären Wildbienen-Weibchen anlegen und damit die Arterhaltung sichern.
Wildbienen sind vom Bienensterben besonders betroffen: Im Gegensatz zu den Honigbienen werden sie nicht von einem Imker gehegt und gepflegt, sondern sind auf sich allein gestellt. Umweltverschmutzung und der Mangel an Lebensräumen und Futter machen ihnen besonders zu schaffen – zumal die meisten davon auf einige wenige oder sogar nur eine einzige Nahrungspflanze angewiesen sind.
Viele Wildbienen sind an bestimmte Lebensräume gebunden, die sie in besiedelten Gebieten nicht vorfinden. Zumindest einige Arten kannst Du daheim in Garten und auf Balkon und Terrasse unterstützen, indem Du ihnen Nistgelegenheiten, Nahrungspflanzen und Baumaterial anbietest.
Hier findest du weitere Beiträge, wie du Wildbienen helfen kannst:
So kannst Du Bienen helfen
Keine Pestizide, aber dafür gute Bienenweiden und viel Platz für Nester: Ein bienenfreundlicher Garten ist auch ein insektenfreundlicher Garten. Zudem findest Du hier einige Tipps, wie Du auch unseren zahmen Honiglieferanten fürs morgendliche Frühstück etwas Gutes tun kannst.
Was brauchen Wildbienen?
Hier geht es darum, dass Wildbienen Lebensraum, Brutgelegenheiten, Baumaterial für ihre Nester und Futterpflanzen für die Versorgung ihrer Brut benötigen. Wir zeigen Dir, was hier sinnvoll ist.
Wo nisten Wildbienen?
erklärt, wo Wildbienen normalerweise ihre Nester bauen: in die Erde, in vorhandene und selbstgegrabene Hohlräume oder als Nachmieter in Schneckenhäusern. Manche spielen sogar Kuckuck und schieben Anderen ihre Eier unter. Du kannst den Tieren dazu passend Bodenflächen, Totholz oder ein Wildbienenhotel anbieten.
Wildbienenhotel bauen
Apropos Wildbienenhotel: Nisthilfen sind für Wildbienen gedacht, die bereits vorhandene Hohlräume in Beschlag nehmen. Wir zeigen Dir, wie man ein Wildbienenhotel mit Löchern in einem Holzblock oder mit Röhrchen baut und dass andere Lebensräume im Garten mindestens ebenso wertvoll sind.
Wildbienenhotel kaufen
Natürlich kannst Du so eine Nisthilfe auch fertig kaufen – im Handel sind allerdings viele Modelle erhältlich, mit denen man den Wildbienen keinen Gefallen tut. Hier erfährst Du, auf was Du beim Kauf unbedingt achten solltest.
Wildbienenhotel: Perfekter Standort und Pflege
Egal ob gekauft oder Marke Eigenbau: Das Wildbienenhotel an einer geeigneten Stelle aufzuhängen gehört zu den entscheidenden Faktoren. Falsch platziert werden es die Tiere meiden oder der Brut sind nur geringe Erfolgsaussichten beschieden. Hier kannst Du nachlesen, wie man es richtig macht.
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