Gerade in Zeiten von Insektensterben und speziell Bienensterben brauchen die Wildbienen Unterstützung. Dazu gehören nicht nur bienenfreundliche Gärten mit ergiebigen Bienenweiden, sondern auch geeignete Unterkünfte, in denen die solitären Bienen ihre Nester bauen können. Einigen Arten kannst Du mit einer speziellen Nisthilfe helfen. Was Du bei käuflichen Modellen beachten musst schildern wir im Ratgeber Wildbienenhotel kaufen. Wie man eines ganz einfach und preisgünstig selber baut wollen wir Dir in diesem Beitrag Schritt für Schritt erklären.
Eine Honigbiene erkennt jeder, aber was eine Wildbiene ist sieht man oft erst auf den zweiten Blick. Dabei gibt es davon allein in Deutschland rund 560 Arten. Sie sind in der freien Natur wichtige Bestäuber, und auch im Garten fällt die Ernte bei Obst und Gemüse dank fleißiger Kooperation wilder und zahmer Bienen wesentlich höher aus als mit den domestizierten alleine.
Gegen das Bienensterben: Wildbienenhotel für Garten und Balkon
Erst sterben die Bienen, dann stirbt der Mensch. Mit dem treffenden, aber fälschlich Albert Einstein untergeschobenen Zitat taucht das Bienensterben sporadisch in den Medien auf. Tatsächlich hängt unsere Versorgung mit Obst und Gemüse wesentlich von der Bestäubungsleistung der Bienen ab – ohne sie sähe es in den Regalen der Supermärkte ziemlich leer aus.
Bei alledem ist das Bienensterben nur die Spitze des Eisberges, mit dem das Insektensterben Spuren der Verwüstung in der Natur hinterlässt. Es schadet weniger den Honigbienen, die wenigstens noch von ihrem Imker umsorgt werden, sondern vor allem ihren wild lebenden Verwandten, die alleine zurechtkommen müssen und sich mit Umweltverschmutzung, schwindenden Lebensräumen und fehlendem Nahrungsangebot konfrontiert sehen.
Warum Wildbienenhotel selber bauen manchmal besser ist
Wie wir in unserem Ratgeber Wildbienenhotel kaufen zeigen gibt es auf dem Markt leider viel Schrott – käufliche Nisthilfen sind oft dekorativ, aber für Wildbienen nur bedingt oder überhaupt nicht geeignet. Einen sinnvollen Beitrag zum Bienenschutz bekommst Du mit wenig Bastelarbeit und dem richtigen know-how leicht selber hin. Ein paar wichtige Informationen vorweg sind beim Selberbauen wichtig.
Wer mietet sich überhaupt in einem Wildbienenhotel ein?
Nur etwa ein Fünftel nimmt bereits vorhandene Hohlräume in Beschlag, wie eine Nisthilfe sie bietet. Das heißt, nicht alle solitären Bienen werden sich für Dein Selbstgebasteltes interessieren – ein Viertel sind Kuckucksbienen, und rund die Hälfte sucht sich ihr Zuhause im Erdboden. Wie Du auch denen helfen kannst zeigen wir Dir später.
Was gehört in ein Wildbienenhotel und was nicht?
Die folgenden Punkte solltest Du beim Nisthilfen für Wildbienen bauen im Hinterkopf behalten:
- Vorgegebenen Hohlräume sind das A und O – und zwar in Form von Röhrchen und/oder Bohrungen in Holz.
- Entscheidend sind Material und Verarbeitung. Röhrchen aus Schilf oder Bambus und Bohrlöcher in Holz müssen die richtige Größe haben und vor allem sauber verarbeitet sein, damit sich die Damen beim rückwärts einparken nicht die Flügel verletzen.
- Zum verbreiteten Unsinn käuflicher Nisthilfen gehören Zapfen, Holzwolle, Sägespäne und Stroh. Damit können Bienen nichts anfangen. Gleiches gilt für Schneckenhäuser, wie sie einige Wildbienen zum Nestbau verwenden – am Boden, aber nicht in luftiger Höhe. Beim Wildbienenhotel Marke Eigenbau haben sie ebenso wenig zu suchen.
- Das richtige Aufhängen an einer geeigneten Stelle ist ebenso wichtig wie das Material: Der Standort für ein Wildbienenhotel darf nicht zu nass, zu heiß oder schwer zugänglich sein. Dieser Punkt ist so wichtig, dass wir daraus einen eigenen Ratgeber Wildbienenhotel aufhängen gemacht haben.
Bauanleitung für Wildbienenhotels: So wird’s gemacht!
Die Röhre ist bei Nisthilfen für Wildbienen das Maß aller Dinge. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten:
- fertige Röhrchen wie Bambus, Schilf und Pappröhrchen
- Bohrlöcher in Hartholz
- Löcher in Lehm und gebranntem Ton.
- Wenigstens 8-10 Zentimeter Tiefe sind erforderlich.
- Passende Durchmesser liegen zwischen zwei und neun Millimeter.
- Drei bis sechs Millimeter sind für die meisten einheimischen Wildbienen optimal, daher sollten diese bei der Zimmerauswahl überwiegen.
- Hinten geschlossene Hohlräume – was zum Durchgucken wollen die Tiere nicht.
- Eingänge und Bohrungen müssen glatt sein wie ein Bienenpopo, damit sich die Mädels nicht an aufgerichteten Fasern oder fransigen Eingängen verletzen.
So baut man ein Wildbienenhotel mit Röhrchen
Bambus, Schilf oder Pappröhrchen in eine alte Konservendose stecken: Unverrückbar dicht an dicht gesteckt oder mit Seil oder Kabelbinder befestigt kommst Du am schnellsten Du zu einer einfachen, aber absolut geeigneten Nisthilfe.
- Auch bei Röhrchen gilt das Maß aller Dinge:
- 8-10 Zentimeter Tiefe,
- 2-9 Millimeter Durchmesser, wobei
- 3-6 Millimeter Durchmesser am meisten gebraucht werden.
- Die Röhrchen sollten ungefähr so lang sein wie die Dose selbst, sodass sie vorne nicht herausragen und unnötig dem Regen ausgesetzt sind.
- Pappröhrchen in beliebiger Länge bekommst Du auch im Internet zu kaufen. Nicht wundern: Die Pappe ist teilweise erstaunlich lange haltbar.
- Bambus musst Du mit einer scharfen Säge auf Länge bringen; sorge dafür, dass die Vorderseite hinterher schön glatt ist und das Innere sauber.
- Schilfstängel schneide mit einem scharfen Messer oder einer Schere. Auch hier ist ein fransenfreier, glatter Eingang wichtig.
- Achte darauf, dass die Bauelemente hinten geschlossen sind. Das lässt sich mit einer Schicht frischem Gips oder erwärmtem Bienenwachs bewerkstelligen, in die Du die Röhrchen hineindrückst. Dann können Vögel sie auch nicht herauszupfen und plündern.
- Dicht gestopfte Röhrchen sind eine Alternative, wenn sie sich von Meise und Specht nicht mehr bewegen lassen.
Für Wildbienenhotels geeignete Holzarten
Bohrlöcher in Holz sind vielen Wildbienen willkommen, aber nicht jedes Holz ist für den Bau geeignet.
Geeignete Holzarten:
- Hartholz von Laubbäumen sollte es auf jeden Fall sein.
- Eschenholz gilt als optimal. Allerdings ist es oft nur schwer in einer geeigneten Qualität zu bekommen.
- Ahorn, Apfel, Birke, Birne, Eiche, Hainbuche, Haselnuss, Kastanie, Pflaume, Rotbuche oder Ulme sind ebenfalls für ein Wildbienenhotel geeignet.
Ungeeignete Holzarten:
- Nadelholz geht gar nicht! Das Holz von Kiefer, Tanne oder Fichte enthält Harz, das Pelz und Flügel verklebt.
- Weichholz ist ebenso unbrauchbar, denn bei Wind und Wetter stellen sich zuverlässig Fasern auf und verletzen die Bienen.
- Imprägniertes und mit Chemikalien behandeltes Holz wie das von Eisenbahnschwellen ist schädlich für die Brut.
Holzblock mit Bohrungen: Das ist beim Wildbienenhotel bauen wichtig!
Löcher in einem Hartholzblock sind bei einer Nisthilfe kritisch, weil sie direkt mit den Tieren in Kontakt kommen. Daher gibt es beim Selberbauen folgendes zu beachten:
- Den Holzblock nicht zu groß wählen. Je größer er ausfällt, desto größer ist auch die Gefahr, dass sich mit der Zeit Risse bilden. Nimm lieber mehrere kleine.
- Alle Bohrungen müssen glatt und sauber sein.
- Gleiches gilt für die Eingänge – nach dem Bohren musst Du die Front sauber schleifen!
- Bohrungen dürfen nie ins Stirnholz gehen! Die Holzfasern müssen immer quer zum Loch verlaufen. Parallel dazu stellen sie sich auf und verletzen die Biene. Ein gern gemachter Fehler bei vielen käuflichen Nisthilfen, wo der Einfachheit halber an den Schnittstellen von Ästen statt an der Seite gebohrt wird.
- Röhre = Maß aller Dinge gilt auch hier:
- Optimale Tiefe 8-10 Zentimeter,
- Durchmesser 2-9 Millimeter, dabei
- die meisten Löcher 3-6 Millimeter.
- Ein Mindestabstand von zwei Zentimetern sollte zwischen den Bohrlöchern liegen.
- Die Bohrungen müssen gerade ins Holz gehen.
- Die Hohlräume dürfen sich weder kreuzen noch durch den ganzen Block gehen.
- Der Bohrer darf nicht heißlaufen – verbrannte Röhren werden nicht akzeptiert.
- Nach dem Bohren die Löcher gründlich säubern und die Frontseite glätten – etwa mit Pfeifenreiniger und Sandpapier.
- Zum Schutz kannst Du den fertigen Block mit Leinöl und/oder Bienenwachs einreiben, damit er wetterfester wird. Die Löcher müssen dabei aber sauber bleiben.
Löcher in Lehm, Löss und Ton für Wildbienenhotels
Zumindest einige der erdbewohnenden Arten kannst Du mit Löchern in Lehm, Löss oder Ton anlocken, sofern die Nisthilfe nicht in für die Tiere absurder Höhe aufgehängt wird. Lehm und Löss lassen sich in einem stabilen Holzkästchen platzieren und löchern.
- Löss ist nur mäßig stabil und muss daher vor Feuchtigkeit und Erschütterungen besonders gut geschützt werden.
- Löcher in Lehm dürfen ebenfalls nicht zu feucht werden; umso wichtiger ist hier die Platzierung, wie im Ratgeber Wildbienenhotel aufhängen geschildert.
- Tonblöcke lassen sich mit Löchern versehen und brennen. Falls Du töpferst ist ein selbst modelliertes Wildbienenhotel ein spannendes Projekt.
Alternativen sind offene und aufgebrochene Flächen im Garten; viele Wildbienen bevorzugen Steilhänge oder bauen in Sandflächen, möglichst ohne oder mit nur spärlichem Bewuchs.
Wildbienenhotel bauen: Schutz vor Regen und Vögeln
Witterung und hungrige Piepmätze können einer Nisthilfe für Wildbienen arg zu schaffen machen und den Bruterfolg erheblich gefährden. Ein entsprechender Schutz ist daher anzuraten.
- Ein Dach schützt vor Regen. Du kannst es aus Blech etwa von einer alten Konservendose, Wellblech oder Plexiglas herstellen. Es sollte vor allem die Eingänge zu den Brutröhren um einige Zentimeter überragen, darf aber den Anflug nicht behindern.
- Kaninchendraht hält Vögel fern. Er sollte zumindest so weit vor den Eingängen platziert sein, dass auch der lange Schnabel eines Spechts nichts ausrichten kann.
Wildbienenhotels: Fünf Sterne und abschreckende Beispiele
Allgemeine Informationen zu Nisthilfen für Wildbienen
- https://www.wildbienen.de/wbf-nihi.htm
- https://www.wildbiene.com/standard/content.php?am=3&as=0&am_a=3
- https://www.wildbienen.de/wbschutz.htm
- https://www.wildbienen.info/artenschutz/nisthilfen_01.php
- https://www.wildbienen.info/artenschutz/nisthilfen_02a.php
So sollen Nisthilfen aussehen: Positive Beispiele…
…und so bitte nicht: Negative Beispiele - Untauglich, unsinnig oder sogar schädlich!