Ratgeber

Wildbienenhotel Kauftipps - Vermeide gutgemeinte Todesfallen!

Die rund 560 Arten von Wildbienen in Deutschland bräuchten in der freien Natur deutlich mehr geeignete Lebensräume und Nahrungspflanzen. Auch geeignete Brutstätten sind in landwirtschaftlich genutzten Flächen rar geworden – aber auch in vielen aufgeräumten Gärten. Willst Du den Wildbienen in deinem eigenen Garten Nisthilfen anbieten, so kannst Du diese entweder fertig kaufen oder wie in unserem Ratgeber Wildbienenhotel selber bauen basteln. In diesem Beitrag wollen wir Dir erklären, worauf Du beim Kaufen einer Nisthilfe für Wildbienen achten musst.

Ist ein Wildbienenhotel sinnvoll?

Absolut – das vielzitierte Bienensterben betrifft vor allem Wildbienen, die im Gegensatz zu den vom Imker umsorgten Honigbienen allein auf weiter Flur zurechtkommen müssen. Du wirst Dich ohnehin wundern, wie viele solitäre Bienen es in der Stadt gibt: Oft leben hier bis zu 90 Prozent der Arten, die in der Region leben. Im urbanen Umfeld finden sie oftmals mehr Nahrung als in den landwirtschaftlich genutzten Gebieten drumherum, in denen ihnen Monokulturen und Pestizide zusätzlich zu schaffen machen.

Bietest Du den Tieren in Deinem Garten außerdem genug Nistmaterial und ein reichhaltiges Nahrungsangebot, so wird aus dem Wildbienenhotel ein wichtiger Beitrag zum Bienenschutz und gegen das Bienensterben.

Worauf muss man beim Kauf achten?

Wildbienenhotels werden von Menschen gekauft und nicht von Wildbienen. Das sieht man vielen käuflichen Modellen auch an. Mit ihrem dekorativen Aussehen sind die meisten für menschliche Augen attraktiv, aber in denen der Bienen uninteressant. Daher solltest Du beim Kauf auf die folgenden Gos und No-Gos achten.

Die No-Gos: Unnötiger Plunder muss nicht sein

Fangen wir mit dem Unsinn an, der sich leider in vielen Wildbienenhotels zum Kaufen findet: Sieht nett aus, bringt nix. Lass die Finger von

  • Tannen-, Fichten- und Kiefernzapfen – Bienen sind doch keine Eichhörnchen!
  • Holzwolle, Stroh und Sägespäne - die sind eher etwas für Ohrwürmer und Spinnen, wobei Erstere in einem Ohrwurmhotel besser aufgehoben sind und wir Letztere in unserem Wildbienenhotel lieber nicht haben möchten.
  • Schneckenhäuser werden nur am Boden besiedelt – keine Wildbiene kommt auf die Idee, leere Gehäuse auf zwei Meter Höhe in einem Baum zu suchen. Zudem kann sie die dort nicht so zurechtrücken wie sie das selber gerne möchte.
  • Lochziegel und Strangfalzziegel haben viel zu große Löcher; sie sind nur brauchbar, wenn sie zur Unterbringung von Röhrchen dienen.
  • Beobachtungsnistkästen sind für Wildbienen ein Graus. In den Glas- oder Plexiglasröhrchen findet kein Austausch von Luft und Feuchtigkeit statt; dadurch fangen Brut und Proviant nach einiger Zeit an zu schimmeln, und im Sommer kommt es oft zu einem tödlichen Hitzestau. Beim Schimmeln beobachten? Nein danke.

Sinnvolle Elemente in einem Wildbienenhotel

  • Blöcke aus Hartholz mit Bohrungen,
  • Röhrchen aus Bambus, Schilf oder Hartpappe,
  • gegebenenfalls Löcher in gebranntem Ton und
  • Bauteile mit Lehm oder Löss.
Viel hilft viel ist Quatsch: Ein einfaches, aber gutes Wildbienenhotel kommt auch mit einem Holzblock oder mit Röhrchen alleine aus. Im Zweifelsfall kannst Du auch einfach beide Modelle anbieten.

Das ist bei den Röhren zu beachten!

Die vorgegebenen Hohlräume sind das Maß aller Dinge, wie in unserem Ratgeber Wildbienenhotel selber bauen ausgiebig geschildert – da machen auch die gekauften Nisthilfen keine Ausnahme. Auf die folgenden Punkte solltest Du beim Erwerb besonderen Wert legen:

  • Die Röhren müssen hinten geschlossen sein; kann man durchgucken werden Wildbienen sie in den seltensten Fällen akzeptieren.
  • Der Durchmesser sollte zwischen zwei und neun Millimetern liegen. Zwei ist eigentlich schon ziemlich klein, muss also nicht unbedingt sein.
  • Die meisten Wildbienen bevorzugen Löcher von drei bis sechs Millimetern. Von denen sollte auf jeden Fall reichlich geben.
  • Mindestens zwei Zentimeter Abstand zwischen den Löchern sollten es in einem Holzblock schon sein.
  • Die Löcher müssen gerade gebohrt sein und dürfen sich im Inneren nicht kreuzen.
  • Häufiger Fehler: Bohrungen ins Stirnholz. Sehr unvorteilhaft, denn so verlaufen die Gänge parallel mit den Fasern des Holzes, die sich mit der Zeit aufstellen.
  • Eingänge und Hohlräume müssen glatt und sauber sein. Fransige Eingänge und hineinragende Holzfasern verletzen die Tiere, wenn sie rückwärts hineinkriechen.
  • Risse im Holz oder im Material der Röhrchen leisten dem Eindringen von Feuchtigkeit Vorschub und führen zu Schimmel.
  • Nadelholz geht gar nicht – das Harz verkleistert den Tieren Pelz und Flügel. Hartholz von Esche, Ahorn, Apfel, Eiche oder Hainbuche ist wesentlich besser geeignet.
  • Behandeltes Holz ist ebenfalls ein No-go: Holzschutzmittel schützen auch vor brütenden Wildbienen. Am besten ist das Material naturbelassen oder bestenfalls geölt oder mit Bienenwachs versiegelt.
  • Frisches Holz ist bedenklich – je größer der Holzblock, desto größer die Gefahr, dass sich Risse bilden. Gut abgelagertes Holz ist unbedingt vorzuziehen. Wenn sich der Block eindeutig leicht feucht anfühlt lasse die Finger davon und kaufe lieber ein anderes Wildbienenhotel.

Was sonst noch beim Wildbienenhotel kaufen wichtig ist

  • Ein kleines vorragendes Dach ist wünschenswert, um die Brutröhren vor Wind und Wetter zu schützen – aus Holz, Blech, Plexiglas oder Wellblech. Natürlich kannst Du ein Wildbienenhotel ohne Dach auch so unterbringen, dass es erst gar nicht dem Regen ausgesetzt ist.
  • Ein Drahtgitter vor den Brutlöchern, etwa aus Kaninchendraht, hat sich vielfach bewährt. Es sorgt dafür, dass Meisen und Spechte nicht so leicht an die Brut herankommen. Andererseits dürfen die Maschen auch nicht so dicht sein, dass sie die Bienen beim Anflug behindern.
  • Holz, Bambus, Schilf, Pappröhrchen sind geeignete Baumaterialien; Metall braucht man höchstens zum Aufhängen oder für das Dach, zumal gerade Eisen und Weißblech mit der Zeit korrodieren.
  • Plastik ist unbedingt zu meiden, vor allem wenn es Regen und Feuchtigkeit sammelt und nicht mehr verdunsten lässt.
Groß muss ein Wildbienenhotel nicht sein. Einige Modelle im Gartenhandel haben gigantische Ausmaße und locken nur unnötig Vögel und andere Fressfeinde herbei. Kaufe lieber etwas kleines Übersichtliches und gegebenenfalls mehrere Exemplare, die Du im Garten verteilen kannst.

Wo wohnen Wildbienen normalerweise?

Um dazu näheres zu erfahren solltest Du mal einen Blick auf unseren Ratgeber Wo nisten Wildbienen? werfen. Gut 95 Prozent leben solitär, die übrigen fünf Prozent sozial, bilden aber deutlich kleinere Völker als Honigbienen: die Hummeln. Bei den Einzelgängerinnen gibt es jede Menge Spezialisten, die ihre Nester in die Erde graben, sich in Schneckenhäuser einnisten oder in Fraßgängen von Käfern oder Spechthöhlen. Etwa 135 Arten, also rund ein Viertel aller deutschen Wildbienenarten, leben als Kuckucksbienen und schieben der Verwandtschaft ihre Brut unter.

Spechthöhlen und ähnliche Hohlräume sind übrigens auch die ursprünglichen Behausungen unserer Honigbiene. Vor ihrer Domestizierung lebte sie als Waldbewohner.

Wer mietet sich im Wildbienenhotel ein?

Eine Nisthilfe, gleich ob gekauft oder selbstgebaut, wird längst nicht von allen Wildbienen der Umgebung aufgesucht. Für parasitierende Kuckucksbienen, Erdbewohner oder Mörtelbienen sind die Röhrchen und Bohrlöcher eines Wildbienenhotels uninteressant. Denen kannst Du mit offenen Bodenflächen, Totholz oder einer trockenen Mauer im Garten ebenfalls Nistmöglichkeiten parat halten, und Hummeln sind für einen speziellen Hummelnistkasten dankbar.

Nähere Informationen zu den Vorlieben der Tiere findest Du übrigens im Ratgeber Wo nisten Wildbienen?

Ist die Ansiedlung von Wildbienen überhaupt erlaubt?

In Deutschland ist es erlaubt, auf Privatgrundstücken Nisthilfen zur Ansiedlung von Hautflüglern anzubringen. Da besteht rechtlich kein Unterschied zum Aufhängen von Nistkästen für höhlenbrütende Vögel wie einem Meisenkasten. Laut Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) sind alle heimischen Wildbienenarten besonders geschützt – da kommt ein Wildbienenhotel gerade richtig.

Nach § 44 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) ist es übrigens verboten, wild lebenden Tieren der besonders geschützten Arten nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen, zu töten oder ihre Entwicklungsformen, Fortpflanzungs- oder Ruhestätten der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören. Das gilt natürlich auch für Wildbienen. Gucken ist auf jeden Fall erlaubt ;-)

Wo hängt man ein Wildbienenhotel hin?

Ebenso entscheidend wie ein geeignetes Wildbienenhotel ist seine Unterbringung im Garten. Nisthilfen sollten sonnig und vor Wind und Regen geschützt angebracht werden.

  • Am besten zeigt die Rückseite zur Wetterseite, die Vorderseite nach Osten bis Südosten. So wärmt sie sich morgens schnell, aber nicht übermäßig auf; pralle Mittagshitze ist unzuträglich.
  • Hast Du eine passende Stelle gefunden, so musst Du die Nisthilfe fest fixieren – an Seilen in den Baum gehängt wird sie zur Schaukel. Am besten bringst Du sie an einer Mauer, einem Holzpfahl oder am Stamm eines Baumes an.
  • Gerade aufhängen – sonst laufen die Hohlräume gegebenenfalls mit Regen voll.
  • Mindestens ein halber Meter Abstand vom Boden sorgt dafür, dass das Wildbienenhotel nicht so schnell feucht und von Fressfeinden heimgesucht wird.
  • Ein passendes Nahrungsangebot sollte in der unmittelbaren Nähe vorhanden sein. Die wenigsten Wildbienen sind Generalisten wie die wenig wählerische Honigbiene, sondern oligolektische Nahrungsspezialisten – heißt sie sammeln nur an bestimmten Pflanzenfamilien oder sogar nur an wenigen Arten Pollen für ihre Brut.
  • Auch Nistmaterial muss in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Je nach Wildbienenart brauchen sie Steinchen, Lehm, Sand, Blätter und Blüten zum Nestbau, vor allem aber auch Wasser zum Trinken, Kühlen und Mörteln. Eine Bienentränke ist daher auf jeden Fall willkommen.
  • Nach dem Aufhängen muss das Wildbienenhotel an seinem Platz bleiben – zumindest so lange, wie die Mütter mit dem Nestbau beschäftigt sind. Hängst Du es an eine andere Stelle, so finden sie die Eingänge nicht mehr.
  • Nicht im Keller oder in der Garage überwintern! Die Nisthilfe muss unbedingt draußen bleiben, denn bei höheren Temperaturen denken die überwinternden Tiere, dass der Frühling angefangen hat und schlüpfen vorzeitig.

Wie sehe ich, ob Bienen im Wildbienenhotel sind?

Das erkennt man an Tür zu. Hat das Muttertier den Nestbau beendet und alle Kammern angelegt, so verschließt es die Eingänge mit einem Deckel. Schlüpft die Brut, so drückt sie ihn von innen auf und entfleucht. Heißt je mehr Röhrchen verschlossen sind, desto mehr Wildbienen haben von Deinem Angebot Gebrauch gemacht.

Muss ich das Wildbienenhotel pflegen?

Wildbienenhotel kaufen, an der richtigen Stelle aufhängen, fertig. Eigentlich musst Du nur regelmäßig kontrollieren, dass kein Schimmel sprießt und sich keine Vögel über das Wildbienenhotel hergemacht haben. Das mit dem Saubermachen erledigen die Gäste schon selber. Gebrauchte Röhren säubern sie vor dem Anlegen neuer Brutkammern.

Wenn Du möchtest kannst Du natürlich trotzdem die Gänge mit einem Pfeifenreiniger säubern – tunlichst nachdem die alten Mieter ausgezogen sind und bevor neue kommen. Hat es mit dem Nachwuchs nicht geklappt bleibt der Deckel auf dem Loch; mit einer Markierung mit Farbe oder Tippex siehst Du, wo das der Fall ist. Diese Röhren kannst Du dann grundreinigen, denn sonst gehen da Wildbienen von sich aus nicht mehr dran.

Nisthilfen können auch andere Tiere gebrauchen! Viele sind bereits für etwas Totholz, einen alten Baumstumpf oder Äste von Laubbäumen dankbar. Manche Wildbienen siedeln in trockenen Mauern, markhaltigen Stängeln und Schneckenhäusern, die Du an geschützten Stellen am Boden deponieren kannst. Ebenso hilfreich sind Hummelnistkasten, Florfliegenhotel und Tontöpfe mit Holzwolle für Ohrwürmer.

Weitere Informationen zu Wildbienenhotels

Allgemeine Informationen:

So sollen Nisthilfen für Wildbienen aussehen:

Abschreckende Beispiele: