Ratgeber

Wildbienenhotel: Den perfekten Standort finden

Hast Du unsere Ratgeber Wildbienenhotel kaufen und Wildbienenhotel bauen gelesen und Dir eine oder mehrere Nisthilfen für Garten, Balkon oder Terrasse zugelegt, so ist das Aufhängen an einer geeigneten Stelle die halbe Miete. Zudem erklären wir Dir hier, was Du bei der Umgebung beachten solltest und wie man ein Wildbienenhotel pflegt. Und dass es nicht bei einer Nisthilfe für Wildbienen bleiben muss.

Das ist wichtig beim Aufhängen eines Wildbienenhotels

Warm, vor Wind und Regen geschützt und ohne pralle Sonne: Das sind die wichtigsten Kriterien, auf die potenzielle Mieterinnen bei der Buchung achten.

Hast Du das Wildbienenhotel einmal aufgehängt, so darfst Du es erst wieder bewegen und an einer anderen Stelle deponieren, wenn die Bienenmütter mit dem Nestbau fertig sind. Ansonsten suchen sie an der alten Stelle und finden dort den Eingang nicht mehr.

Bitte ohne Seegang!

Ganz und gar grauselig für eine Wildbiene ist eine Nisthilfe, die an einem Seil irgendwo lustig herumbaumelt. Wenn den Eingang anfliegen schon beim kleinsten Lüftchen mehr Präzision erfordert als die Landung auf einem Flugzeugträger verleidet das der alleinerziehenden Mutter das Brüten. Sorge also dafür, dass das Wildbienenhotel fest aufgehängt ist, entweder an einer Mauer, einer Wand, an einem eigenen Holzpfahl oder an einem Baum.

Weg von der Wetterseite!

Am besten hängt ein Wildbienenhotel mit der Rückseite zur Wetterseite, in den meisten Fällen also gen Westen. Umgekehrt wäre äußerst unvorteilhaft, denn dann landet so ziemlich jeder Regen direkt in den Brutröhren. Am besten zeigt die Front mit den Eingängen nach Osten bis Südosten, dann sind sie vor den schlimmsten Niederschlägen geschützt und wärmt in der Morgensonne schnell auf.

Warm ja, heiß nein!

Schon gleich morgens schön warm werden ist vollkommen in Ordnung, aber die pralle Mittagssonne gilt es zu vermeiden. Ansonsten wird die Brut am ersten heißen Sommertag unweigerlich gegrillt. Im Zweifelsfall also lieber in den Halbschatten hängen als in die volle Sonne. Eine Wand oder Mauer im Hintergrund hat den Vorteil, dass sie die Wärme speichert und am Abend lange vor der nächtlichen Kälte schützt.

Nicht zu tief hängen!

Einen halben Meter Abstand sollte das Wildbienenhotel vom Boden haben. Weiter unten ist es meistens zu feucht; auf Dauer wirkt sich das ungünstig auf Holz und Röhrchen aus, die wesentlich schneller schimmeln als weiter oben. Zudem kommen in der Höhe spielfreudige Katzen oder hungriges Getier nicht so schnell an die Nisthilfe.

Kein Hindernisparcours!

Für eine Wildbiene ist das nicht anders als für ein Verkehrsflugzeug: Beim Landeanflug erst einmal zwischen irgendwelchen Hindernissen hindurch zu manövrieren ist mühsam. Daher sollten beim Wildbienenhotel die Eingänge leicht im Flug erreichbar sein und nicht unnötig durch Blätter, Zweige oder anderes versperrt. Kaninchendraht vor der Front hilft Vögel und andere ungebetene Gäste fernhalten, aber das Gitter darf auch nicht so eng sein, dass die Wildbiene kaum hindurchgelangt.

Auch das Umfeld muss stimmen

Mit dem Wildbienenhotel aufhängen allein ist es nicht getan – die werdenden Mütter brauchen auch Bettzeug und Verpflegung.

Geeignetes Nistmaterial in Reichweite

Zum einen werden die Wände der Brutröhren tapeziert, zum anderen müssen Trennwände zwischen den Brutzellen gebaut und zuletzt der Eingang verschlossen werden. Dafür brauchen die Wildbienen je nach Art Blätter, Blütenblätter, Pflanzenhaare, Sand, Lehm und Steinchen und nicht zuletzt auch Wasser, damit sie das alles mit ihren Drüsensekreten verkleben können.

… und etwas zum Futtern

Brutröhren sind vorhanden, Baumaterial gibt es, nun muss nur noch Proviant zur Verfügung stehen:

  • Nektar benötigen Bienenmütter als Flugbenzin, damit sie die anstrengende Arbeit erledigen können.
  • Pollen und Nektar werden zu Vorratspaketen für die Brut verarbeitet.

In jeder fertigen Brutzelle wird ein Ei deponiert und ausreichend Futter für die gesamte Entwicklung vom Schlüpfen bis zur ausgewachsenen Jungbiene.

Geeignete Pollenpflanzen sind für viele Arten von Wildbienen kritisch. Die meisten sind oligolektisch, heißt sie sammeln nur den Pollen von wenigen Pflanzenarten oder im Extremfall sogar von nur einer einzigen. Mit vielen verschiedenen einheimischen Pflanzen im Garten machst Du da schon mal nichts falsch, denn mit Exoten können die wenigsten wilden Bienen etwas anfangen.

Alles möglichst nahe beieinander!

Nahrung, Unterkunft und Baumaterial sollten nicht zu weit voneinander entfernt liegen. Wildbienen haben im Vergleich zu Honigbienen einen sehr begrenzten Flugradius - die meisten fliegen nur 100 – 300 Meter, selbst die großen kräftigen Brummer wie die Holzbiene selten über einen Kilometer. Jeder Flug bedeutet hohen Spritverbrauch in Form von Nektar; je näher alles zur Verfügung steht, desto mehr Brutzellen kann eine Wildbiene anlegen. Leichte Erreichbarkeit und kurze Flugstrecken sind daher wesentliche Faktoren für den Bruterfolg.

Woran erkennt man, dass Gäste im Wildbienenhotel sind?

Anfangs daran, dass die Nisthilfe von Wildbienen ausgiebig begutachtet wird, später, dass die Tiere Material für den Bau und als Proviant anschleppen. Ist ein Gang vollständig mit Brutkammern belegt, so machen sie einen Deckel auf den Eingang. Je mehr von den Löchern verschlossen sind, desto mehr Gäste haben sich eingemietet. Wie schnell das mit der Belegung funktioniert hängt vor allem davon ab, wie viel geeignetes Nistmaterial und wie viel Pollen die Bienenmütter in der näheren Umgebung vorfinden.

Wie pflegt man ein Wildbienenhotel?

Eigentlich musst Du da nur regelmäßig kontrollieren, ob keine Beschädigungen, Feuchtigkeit oder Schimmel auftreten oder sich Vögel über die Brut hergemacht haben. Um die Grundreinigung brauchst Du Dich nicht zu kümmern, denn das nehmen die Gäste selbst in die Hand. Willst Du trotzdem mal saubermachen, dann bitte erst im Frühjahr, nachdem alle Jungbienen ausgeflogen sind; dann kannst Du die Röhrchen mit einem Pfeifenreiniger durchputzen und auspusten.

Im Winter kannst Du beim Wildbienenhotel die Ausgänge mit einem kleinen Tupfen Farbe markieren, dann siehst Du im Frühling, wo es mit der Brut nicht geklappt hat und kannst gegebenenfalls die Röhren reinigen.

Die Nisthilfe bloß nicht im Haus oder in der Garage warm überwintern! Steigende Temperaturen signalisieren den Larven das beginnende Frühjahr, dann kommen sie zur Unzeit heraus und finden nichts zu fressen. Draußen ist das Wildbienenhotel am besten aufgehoben.

Sinnvolle Ergänzungen zum Wildbienenhotel

Nisthilfen werden nur von einigen Wildbienen bezogen; den anderen kannst Du aber im Garten ebenfalls Lebensraum bieten. Zu geeigneten Unterkünften werden

  • Totholz, Baumstümpfe und Äste, vorzugsweise von Laubbäumen und am besten gleich mit Löchern im Holz, beispielsweise für Holzbienen;
  • aufgebrochene Flächen mit Sand und Lehm für terrestrisch lebende Wildbienen wie Sandbienen und Furchenbienen – immerhin die Hälfe aller Arten;
  • Steinhaufen und Trockenmauern für Mauerbienen und Mörtelbienen;
  • markhaltige Stängel, etwa von Brombeeren, Nachtkerzen und Königskerzen, Disteln oder Beifuß, in die einige solitäre Bienen ihre Nester knabbern. Wichtig: Wie in der freien Natur müssen diese aufrecht stehen, horizontal irgendwo hingelegt sind sie nutzlos. Lass die Pflanzen einfach über Winter stehen oder stelle abgeschnittene Stängel an einer geschützten Stelle aufrecht hin.

Schau dazu auch mal in unseren Ratgeber Wo nisten Wildbienen?

Totholz, offene Bodenflächen und Mauern sind ideale Lebensräume und werden nicht nur von Wildbienen genutzt, sondern auch von vielen anderen Insekten und Kleintieren. Je kleinteiliger und vielfältiger Du den Garten gestaltest, desto mehr Tiere werden sich darin ansiedeln.

Nisthilfen gibt es auch für andere Tiere

Beim Wildbienenhotel muss es nicht bleiben; Du kannst auch für andere Tiere Nisthilfen im Garten platzieren. Schau doch mal in unsere Ratgeber, dort ergänzen wir nach und nach ähnliche Anleitungen wie die Bauanleitung für ein Wildbienenhotel für Hummelnistkasten, Ohrwurmhotel oder Florfliegenhotel. Auch bei diesen Nisthilfen gilt, dass neben der Unterkunft geeignete Lebensräume und reichhaltiges Nahrungsangebot mindestens ebenso wichtig sind.