Der Begriff Kletterpflanze beschreibt Pflanzen, die keinen eigenen stabilen, aufrechten Stamm oder Leittrieb ausbilden. Um in die Höhe wachsen zu können, benötigen sie stützende Hilfen. Dies können Fels- oder Hauswände, sowie Gerüste oder stabile Gehölze und Bäume sein. Es gibt immergrüne, blühende und laubabwerfende Gattungen.
Kletterpflanzen – Das Wichtigste auf einen Blick!
Kletterpflanzen benötigen je nach Art spezifische Rankhilfen.
Dicht wachsende Kletterpflanzen bieten zahlreiche Nistmöglichkeiten für die einheimische Vogelwelt.
Ausdauernde Pflanzen können sehr schwer werden und benötigen entsprechend konstruierte Rankhilfen und belastbare Wandbefestigungen.
Kletterpflanzen haben durch Blüten, Früchte und als Biotop einen hohen ökologischen Nutzen.
Eine Wandbegrünung sorgt für ein ausgeglichenes Raumklima in Wohngebäuden und bildet ein eigenes Mikroklima.
Viele Nutzpflanzen zählen zu Kletterpflanzen (Wein, Hopfen, Kiwi, Bohnen, Erbsen, etc.)
Botaniker unterteilen Kletterpflanzen nach ihrer Klettertechnik in Selbstklimmer und Gerüstklimmer.
Kletterpflanzen werden meistens im Container gehandelt und sind daher ganzjährig zu pflanzen.
Kletterpflanzen als Sichtschutz
Gerade in Neubausiedlungen mit kleinen Grundstücken und dichter Bebauung sind Kletterpflanzen als Sichtschutz sehr beliebt. An Rankgittern aus diversen Materialien befestigt und geleitet, nehmen sie selten mehr als 20 bis 30 cm Dicke in Anspruch. Form und Größe der abzudeckenden Flächen sind dabei unabhängig vom Habitus eines Gehölzes, sondern können durch die Gestaltung der Rankhilfen festgelegt werden. Kletterpflanzen mit großen Blättern schützen nicht nur vor neugierigen Blicken, sie schlucken auch Lärm und unterbrechen Windschneisen.
Kletterpflanzen zur Begrünung von Fassaden
Die Begrünung von Häuserfassaden wird immer beliebter und erfüllt in Städten unter dem Stichwort "Urban Gardening" eine erstaunlich wirkungsvolle Steuerung des Mikroklimas. Die traditionelle bodengebundene Begrünung erfolgt durch ebenerdige Anpflanzungen von geeigneten Kletterpflanzen, welche an Rankhilfen (Gerüstkletterer) oder mithilfe von Haftwurzeln (Selbstklimmer) die Wand von unten erobern. Egal, durch welches System die Begrünung erfolgt, die Pflanzen schützen die Fassade vor direkten Witterungseinflüssen.
Im Sommer sorgen sie für eine Beschattung der Wandflächen und damit ein angenehmes Raumklima.
In der kalten Jahreszeit dämmt die zwischen den Zweigen und Blättern festgehaltene Luftschicht die Fassade und hilft, Heizkosten und Kohlendioxid einzusparen.
Kletterpflanzen schützen die empfindlichen Fassaden vor Extremwetter-Ereignissen, wie Hagel, Starkregen und intensiver Sonneneinstrahlung. Große Temperaturschwankungen werden abgemildert und eine starke physikalische Beanspruchung der Bauteile verhindert. Mit der Begrünung von Fassaden werden im städtischen Bereich viele zusätzliche Flächen erschlossen. Die Pflanzen sorgen im Sommer für eine höhere Luftfeuchtigkeit und dadurch für niedrigere Temperaturen. Dieser Effekt wird zukünftig bei zunehmenden Hitzeperioden immer wichtiger für die Gesundheit der Stadtbewohner.
Vorsicht bei alten und beschädigten Fassaden!
Schadhafter Putz, oder Risse im Mauerwerk bieten vor allem den Selbstklimmern Angriffsflächen. Ihre Triebe und Dunkelheit suchenden Haftwurzeln wachsen vorzugsweise in die Spalten und können durch Dickenwachstum starke Bauschäden verursachen. Ziehen Sie vor einer Bepflanzung unbedingt einen Fachmann zurate.
Kletterpflanzen - Biotope und Wohlfühloasen für Insekten und Vögel
Wer schon einmal erlebt hat, wie stark Blüten von Blauregen, Clematis und Efeu (besonders im Spätsommer als eine der letzten Trachten im Jahr) von Insekten beflogen werden, kann sich vorstellen, wie wichtig Kletterpflanzen für die einheimische Tierwelt sind. Besonders in Zeiten des großen Insekten- und Singvogelsterbens zählt jede neu erschaffene Nahrungsquelle. Die dichten, grünen Wände älterer Kletterpflanzen eignen sich hervorragend als Nistmöglichkeit. Geschützt vor Fressfeinden und Wetterkapriolen ziehen einige Vogelarten mehrere Bruten im Jahr heran. Mit ein wenig Glück können wir sie dabei bequem vom Wohnzimmer oder Terrassenstuhl aus beobachten.
Winterharte Kletterpflanzen
Kletterpflanzen sind per Definition winterhart, wenn sie ohne zusätzlich angebrachte schützende Materialien die winterlichen Temperaturen unbeschadet überdauern. Die Winterhärte wird in Abhängigkeit der Klimazonen unterschiedlich festgelegt. Sie kann auch kleinräumig stark variieren und ist von Geländehöhen und Reliefs abhängig. Kletterpflanzen wurden aufgrund ihrer Frosthärte bestimmten Winterhärtezonen zugeordnet, um Profis und Hobbygärtnern eine Orientierung für deren Verwendung zu geben. Die Pflanzen haben vielfältige Strategien entwickelt, um niedrigen Temperaturen und starken Frösten zu trotzen. Die robusten immergrünen Blätter des Efeus beispielsweise besitzen eine besonders dicke Cuticula (Wachsschicht) und Epidermis. Andere Pflanzen bilden vor den Wintermonaten einen stark salzhaltigen Zellsaft, um so ein Einfrieren zu verhindern.
Die Auswahl an immergrünen Kletterpflanzen ist in unseren mitteleuropäischen Klimazonen begrenzt. Anders als in tropischen Regionen, mit kaum wahrnehmbaren jahreszeitlichen Änderungen sind die unterschiedlichen Tageslängen hierzulande einer der Hauptgründe für den herbstlichen Blattfall. Die Lichtausbeute während der dunklen Jahreszeit ist für viele Pflanzen zu gering. Hinzu kommen die tiefen Temperaturen, die die dünnen, krautigen Laubblätter schnell schädigen und zerstören. Immergrüne Kletterpflanzen sind wichtig in der Gartengestaltung. Sie sorgen ohne Unterbrechung für Sichtschutz an Zäunen und Pergolen und kaschieren auch im Winter unansehnliche Mauern oder "Schmuddel-Ecken" im Garten. Wichtig ist, immergrünen Pflanzen rund ums Jahr mit ausreichend Feuchtigkeit zu versorgen. Auch an herrlich sonnigen, aber frostigen Wintertagen verdunsten die Blätter Wasser, welches über die Wurzeln nachgeliefert werden muss. Daher nach einer Frostperiode durchdringend wässern!
Quelle:Taken by Fanghong, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Auf Balkon und Terrasse gibt es oftmals wenig Platzangebot und die Nachbarn sind recht nah. Um hier ein kleines, gemütliches Rückzugsrefugium zu schaffen, sind schmal zu haltende Kletterpflanzen hervorragend geeignet. Bei der Pflanzenauswahl müssen ein paar grundlegende Voraussetzungen beachtet werden. Stark wachsende, oder wild wuchernde Arten eignen sich nicht für enge Räume. Bei Mietobjekten musst du darauf achten, dass keine Kletterpflanzen zum Einsatz kommen, die Wände, Geländer oder ähnliches beschädigen, oder beim Auszug nicht rückstandslos entfernt werden können (Haftwurzeln von Efeu und Wein). Balkone und Terrassen werden selten im Winter genutzt, Kletterpflanzen müssen nicht zwingend immergrün sein. Sehr angenehm sind üppig blühende und behaglich duftende Pflanzenarten. Du wirst dich wundern, wie viele Insekten sich auf deinem Balkon einstellen. Wer weiß, vielleicht zieht der eine oder andere Vogel sogar seinen Nachwuchs unmittelbar in deiner grünen Wand groß.
Grundsätzlich sind alle Arten von Zäunen für eine Bepflanzung mit Kletterpflanzen geeignet. Metallzäune (Maschendraht und Stabmatten) dienen konstruktionsbedingt von sich aus als Rankgitter. Bei geschlossenen Holz-, Metall- oder Kunststoffzäunen müssen häufig Vorbereitungen für eine Begrünung erfolgen. Um den schlingenden Pflanzentrieben und ihren Rankorganen verlässlich Halt zu bieten, montierst du stabile (mindestens 1 Millimeter Durchmesser) Spanndrähte aus verzinktem Metall oder Edelstahl an die Zaunelemente. Dies kann in Abhängigkeit der Pflanzenart waagerecht, senkrecht, oder fächerförmig erfolgen. Bedenke dabei unbedingt, dass sich das Gewicht der Pflanzen und die größere Windangriffsfläche erheblich auf die Statik auswirken. Die Betonfundamente der Zaunpfosten müssen entsprechend groß dimensioniert angelegt, oder der Zaun nachträglich mit Streben oder ähnlichem stabilisiert werden.
Wichtige Insekten-pflanze
Quelle:Krzysztof Ziarnek, Kenraiz, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Für alle, die gerne Angenehmes mit Nützlichem verbinden, bietet sich die Verwendung von Kletterpflanzen mit essbaren Früchten an. Seit einigen Jahren gibt es Kiwis (Actinidia), die sowohl einhäusig sind, als auch in unseren gemäßigten Breiten verlässlich Früchte bilden. Weinreben, die im Spätsommer ihre prallen Trauben verführerisch über der Terrasse hängen lassen, verleihen einen mediterranen Touch. Um ausgereifte, süße Früchte ernten zu können, ist ein möglichst sonniger Süd-Standort notwendig. In Spalierform geschnittene Obstgehölze (Apfel, Birne) gelten zwar nicht als Kletterpflanzen, können aber auch eine raumbildende, Sichtschutz bietende Verwendung finden.