https://www.naturadb.de/pflanzen/solanum-tuberosum/
Licht: | Sonne bis Halbschatten |
Boden: | durchlässig bis humos |
Wasser: | frisch bis trocken |
Nährstoffe: | nährstoffreicher Boden |
PH-Wert: | sauer |
Pflanzenart: | Einjährige |
Wuchs: | verzweigte Staude |
Höhe: | 40 - 80 cm |
Breite: | 30 - 60 cm |
Wurzelsystem: | Flachwurzler |
Blütenfarbe: | weiß |
Blühzeit: | |
Blütenform: | trugdoldenförmig |
Blattfarbe: | grün |
Blattform: | oval, spitz zulaufend, unpaarig gefiedert |
Wildbienen: | 1 (Nektar und/oder Pollen, davon keine spezialisiert) |
Raupen: | 12 (davon 1 spezialisiert) |
Käfer: | 1 |
Thematisch passende Pflanzen:
ist essbar |
Kartoffeln Verwendung: nur gekocht oder gebraten |
ist giftig: | alle Pflanzenteile über der Erde, grüne Knollen sehr giftig |
Aussaat: | |
Eignung im Hortus: Was bedeutet Hortus? |
Die Kartoffel (Solanum tuberosum), regional auch als Erdapfel bezeichnet, ist ursprünglich in Südamerika beheimatet und wächst bei uns vorwiegend als Feldfrucht. Eher selten stößt man auf verwilderte Exemplare, die man gelegentlich auf nährstoffreichen Schuttplätzen antrifft.
Es handelt sich dabei um einen Vertreter aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae), der einjährig wächst und eine Wuchshöhe von 40-80 Zentimetern erreicht. Unterirdisch ist sie ein Tiefwurzler, für den die uns als Gemüse bekannten Knollen typisch sind. Dieses sind verdickte Wurzelausläufer, die der Vermehrung und Überdauerung dienen. Die kantigen bis abgerundeten Stängel wachsen aufrecht und aufsteigend oder klettern an umgebenden Pflanzen empor; daran stehen die wechselständigen, unpaarig gefiederten und lang gestielten Blätter. Sie werden bis zu 30 Zentimeter lang und haben behaarte und unterschiedlich geformte, meist mehr oder weniger eiförmige Fiederblättchen.
Die Kartoffelblüten erscheinen in kleinen Trugdolden; sie sind zwittrig, radiärsymmetrisch und fünfzählig, mit spitzen Kelchblättern und doppelt so langen, leicht zurückgeschlagenen weißen oder lila Kronblättern. Dazwischen ragen die zusammengeneigten Staubblätter mit dem Griffel in ihrer Mittel empor. Die wenige Zentimeter große Frucht ist eine Beere und erinnert an die nahe verwandte Tomate, nur sind sie dunkel und im Inneren gelbgrün; wie diese enthält sie zahlreiche kleine hellbraune Samen.
Die Kartoffel liebt einen frischen und nährstoffreichen, locker-humosen, neutralen bis mäßig sauren und vorzugsweise sandigen Lehmboden. Sie braucht viel Licht und Sonne.
Ein Schneiden ist bei der Kartoffel nicht notwendig – zur Ernte werden die Pflanzen komplett herausgerupft und die Knollen aus der Erde geholt.
Die Vermehrung der Kartoffel mit Samen ist möglich, aber nicht üblich. Stattdessen verwendet man die zerschnittenen Knollen als Stecklinge – jedes Stück muss ein „Auge“ haben, aus dem ein Keim hervorwächst.
Als Gemüsepflanze ist die Kartoffel natürlich für den Nutzgarten prädestiniert; aber sie auch anderweitig zu pflanzen ist nicht so abwegig, denn frisch in Europa eingeführt zierte sie lange Zeit die botanischen Gärten mit ihren doch recht hübschen Blüten.
Die Kartoffel ist vor allem in der Landwirtschaft mit ihren dichten Feldbeständen von Schädlingen massiv bedroht. Einer der folgenreichsten ist der aus Zentralamerika eingeschleppte Kartoffelkäfer (Lepinotarsa decemlineata), dessen Larven innerhalb kurzer Zeit ganze Äcker kahlfressen können. Weitere Schädlinge sind Blattläuse, Asseln, Nematoden und eine Reihe von Viren, Bakterien und Pilzerkrankungen, insbesondere die durch Phytophthora infestans hervorgerufene Kraut- und Knollenfäule. Nicht zuletzt machen sich Mäuse über die nahrhaften Knollen her.
Die Kartoffel bestäubt sich vorwiegend selbst. Eine Reihe nachtaktiver Schmetterlinge interessiert sich für das Blattwerk der Kartoffel als Raupenfutter, so der Totenkopfschwärmer (Acherontia atropos) und die Gammaeule (Autographa gamma); dagegen lebt die zweite Generation der Saateule (Agrotis segetum) an den Wurzeln. Insgesamt dient sie 11 Schmetterlingsarten als Futterpflanze.
Kraut und Frucht der Kartoffel enthalten Solanin und sind leicht giftig. Ähnliches gilt für die grünen Anteile der Knollen, die sich bei Lichteinfall bilden und die daraus hervorgehenden Sprossen, die Kartoffelkeime. Die Kartoffelernte beginnt, wenn das Kraut zu welken beginnt.
Von der Kartoffel gibt es nicht nur zahlreiche Wildsorten in ihrer südamerikanischen Heimat, sondern inzwischen auch weit über 1.000 Kultursorten. Sie gehört zu den wichtigsten Nahrungspflanzen der Menschheit. Nach Europa kam sie erst im 16. Jahrhundert und wurde zunächst wegen ihrer hübschen Blüten kultiviert. Erst viel später erkannte man, dass man die stärkereichen Knollen gekocht genießen kann. Der Legende nach soll der gewitzte Friedrich der Große für die Verbreitung gesorgt haben, indem er Kartoffelfelder von Soldaten bewachen ließ – sehr nachlässig, sodass die aufmerksam gewordenen Bauern sich an den Knollen bedienen und sie selber anbauen konnten.
Einjährige Pflanzen keimen, wachsen und blühen innerhalb eines Jahres. Durch Versamen können sie sich erhalten und wieder am selben Standort erscheinen. Manche „wandern“ so durch den Garten und erfreuen uns an immer neuen Standorten.
Allerlei Spitzfindigkeiten in Internet und Boulevardpresse und selbst die Weltgesundheitsorganisation WHO deklarieren die Kartoffel ausdrücklich nicht als Gemüse – was natürlich barer Unsinn ist. Die einfache Definition von Gemüse ist eine ein- oder zweijährige krautige Pflanze, von der man Teile roh oder gekocht verzehren kann, was auf die Kartoffel sicherlich zutrifft. In der Landwirtschaft gilt sie als Hackfrucht, da der Boden ähnlich wie bei Zuckerrüben und Mais mehrfach gehackt wird. Damit soll das Wachstum von wildwachsenden Beipflanzen unterdrückt werden. Egal was WHO und einige Journalisten sagen: 2003 hat der Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN) die Kartoffel zum Gemüse des Jahres gekürt.
Die Kartoffel besteht vor allem aus Kohlenhydraten in Form von Stärke und enthält so gut wie kein Fett. Im Gegensatz zu Nudeln und Reis hat sie den Vorteil, dass sie zu rund 80 Prozent aus kalorienlosem Wasser besteht. Dafür ist sie aber reich an Ballaststoffen, Mineralien und Spurenelementen und nicht zuletzt Vitaminen.
Die Kartoffel stammt ursprünglich aus den Andenregionen Südamerikas und diente den einheimischen Indianern schon Jahrtausender vor der Ankunft der Europäer als Nahrungsmittel. Noch heute erregt die Vielfalt an wilden Kartoffelsorten mit unterschiedlich geformten und gefärbten Knollen und Blüten Staunen, wenn man nur die wenigen in Europa angebauten Sorten kennt: Allein in Peru gibt es über 3.000 endemisch wachsende Kartoffelarten.
Wichtig war die Kartoffel für die Inkas und andere Stämme vor allem wegen ihrer Lagerfähigkeit – nicht als frische Knolle, sondern durch vielfaches Einfrieren in der Kälte, Auftauen in der Sonne und Herausstampfen des Wassers. So entsteht in Gemeinschaftsarbeit innerhalb von rund drei Wochen der stärkereiche chuño. Die traditionelle Konserve ist ewig haltbar und wegen ihrer Leichtigkeit einfach zu transportieren. Mit Wasser versetzt quillt sie ähnlich auf wie Nudeln oder Reis und lässt sich zu einer Vielzahl regionaler Gerichte verwenden. Chuño brachte findige Europäer auf die Idee, aus den Knollen Instant-Kartoffelpüree und ähnliche Instant-Produkte herzustellen.
Kartoffel ist nicht heimisch, aber dennoch Nahrungsquelle/Lebensraum für Bienen und Schmetterlingsraupen