Was ist Wiesen-Bärenklau?
Wiesen-Bärenklau oder Gemeiner Bärenklau (Heracleum sphondylium) findet sich häufig auf feuchten und nährstoffreichen Fettwiesen, Staudenfluren, in Auwäldern und an den Ufern von Gewässern. Die einheimische krautige und ausdauernde Pflanze gehört zur Familie der Doldengewächse (Apiaceae), wird bis zu eineinhalb Metern hoch und weist innen hohle, kantig gefurchte und mit steifen Borsten besetzte Stängel auf.
Den Namen hat er von seinen großen, gestielten und behaarten Blättern, die im Umriss entfernt an eine Bärentatze erinnern. Am Grund sind sie mit einer großen Blattscheide versehen. Die Pflanze enthält etherische Öle mit großen Mengen Terpenkohlenwasserstoffen und Trimethylamin und riecht dadurch in allen Teilen unangenehm. Ihre Blüten sind weiß oder grünlich gelb und stehen in großen Doppeldolden. Als Früchte werden geflügelte Doppelachänen gebildet, die vom Wind oder vorüberstreifenden Tiere verbreitet werden.
Wiesen-Bärenklau im Garten

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Standort
Wie an seinen natürlichen Standorten bevorzugt der Wiesen-Bärenklau einen feuchten, nährstoff- und basenreichen tiefgründigen Boden. Bei der Pflanzung sollte man Abstand von vielbegangenen Wegen halten, denn bereits die Berührung der borstigen Haare reicht für Hautreizungen und Photodermatosen mit Sonnenbrand-ähnlichen Symptomen. Wer eine empfindliche Nase hat, sollte ihn außer Riechweite pflanzen, denn gerade im Sommer kann sein Geruch recht penetrant werden.
Schnitt
Ein Schnitt ist nur bei alten und vertrockneten Pflanzen notwendig – wobei man die hohlen Stängel auch für Wildbienen stehenlassen kann. Bei ausuferndem Wachstum ist bisweilen eine Begrenzung mit dem Spaten notwendig. In jedem Fall sollte man beim Hantieren mit dem Wiesen-Bärenklau Gartenhandschuhe tragen, um nicht mit dem hautreizenden Saft in Kontakt zu kommen. Dünne Latexhandschuhe werden von den steifen Borsten problemlos durchlöchert.
Vermehrung
Wer Wiesen-Bärenklau aus Samen vermehren möchte, sollte sich auf ein Geduldsspiel einstellen: Es dauert bis zu zehn Jahren, bis die ersten Blüten erscheinen. Daher ist es zumeist probater, Ableger aus den vorhandenen Beständen zu versetzen.
Verwendung
Den Wiesen-Bärenklau kann man am Rand von Gehölz und Hecken oder auf feuchten Wiesen anpflanzen. In Gruppen kommt er am besten zur Geltung und lässt sich zudem mit anderen Stauden gut kombinieren.
Schädlinge
Schädlinge sind auf dem Wiesen-Bärenklau dank seiner giftigen Inhaltsstoffe selten anzutreffen. Schneckenwerden nur jungen Trieben gefährlich.
Ökologie

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Die Bestäubung des Wiesen-Bärenklaus erfolgt durch Bienen, Käfer, Fliegen und Schmetterlinge. Sein Nektar ist nicht wie bei anderen Pflanzen versteckt und somit auch für saugende Insekten mit kurzem Rüssel interessant. Dementsprechend finden sich in der Blütezeit Unmengen verschiedener Interessenten auf den großen Dolden ein. Als Raupenfutter oder Nektarlieferant verwenden ihn in Deutschland 14 Arten von Schmetterlingen, darunter der Kaisermantel (Argyrinnis paphia), das Landkärtchen (Araschnia levana) und die namenstragende Bärenklau-Rauhaareule (Dasypolia templi). Die Pollen sind wichtige Nahrungsgrundlage für Sandbienen, und viele Wildbienen legen ihre Nester in den vertrockneten hohlen Stängeln des Vorjahres an.
Wissenswertes
Wiesen-Bärenklau ist ungeachtet seiner Giftigkeit eine alte Heilpflanze, deren Kraut und Wurzeln man in der Naturheilkunde früher gegen Erkältungen, Hautausschläge, Monatsbeschwerden und Verdauungsbeschwerden einsetzte. Nutztiere fressen die jungen Pflanzen sogar ausgesprochen gerne und lassen sich von ihren Giftstoffen wenig beeindrucken.
Wer den Wildbienen im Garten etwas Gutes tun möchte, sollte die vertrockneten Stängel des Wiesen-Bärenklaus stehenlassen. Die Tiere nutzen die Hohlräume zur Anlage ihrer Nester und suchen gezielt nach vertikal stehenden Stängeln. Abgeschnitten und horizontal gelegt sind sie für sie nutzlos.
Der Wiesen-Bärenklau ist ausgesprochen variabel, sodass Botaniker viele Unterarten unterscheiden. Drei davon treten in Deutschland auf, wobei der Bergwiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium ssp. elegans) und der Sibirische Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium ssp. sibiricum) wesentlich seltener vorkommen als die Hauptart (Heracleum sphondylium ssp. sphondylium).
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner