Was ist Gewöhnliche Nachtviole?
Die Gemeine oder Gewöhnliche Nachtviole (Hesperis matronalis) gehört zur Familie der Kreuzblütler (Apiaceae) und ist in Europa und Westasien weit verbreitet. Bei uns ist sie schon lange eingebürgert und vielerorts aus Gärten, wo sie eine beliebte Zierpflanze ist, ausgewildert. Man findet sie zerstreut in Wäldern und Gebüschen von Flussauen, an Zäunen und Wegrändern.
Die zweijährigen oder ausdauernd wachsenden krautigen Pflanzen erreichen einen Wuchshöhe von 40-100 Zentimetern und entspringen einer spindelförmigen Wurzel. Ihre Stängel sind aufrecht und verzweigt und wie die Blätter kahl oder rau behaart. Die eiförmigen bis lanzettlichen Blätter stehen vor allem unten an der Pflanze dicht, sie sind gestielt und haben einen gezähnten, seltener glatten Rand.
Die zwei Zentimeter großen Blüten erscheinen in endständigen Trauben; sie sind typische vierzählige und zwittrige Kreuzblüten mit violetten grün gespitzten Kelchblättern und violetten, genagelten und verkehrt-eiförmigen Kronblättern. Als Früchte bilden sich 4-10 Zentimeter lange Schoten mit drei Millimeter großen Samen.
Gewöhnliche Nachtviole im Garten
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Standort
Die Gewöhnliche Nachtviole ist wenig anspruchsvoll, bevorzugt aber einen nährstoff- und basenreichen, locker-humosen steinigen oder kiesig-sandigen Lehm- und Tonboden. Sie steht am liebsten im Halbschatten und verträgt auch schattige Standorte. Einmal angewachsen verträgt sie auch längere Trockenphasen problemlos.
Schnitt
Mit einem kräftigen Rückschnitt nach der Blüte kann man die Lebensdauer der sonst meist nur zweijährig wachsenden Gewöhnlichen Nachtviole verlängern. Zudem verhindert man so eine Selbstaussaat.
Vermehrung
Die Vermehrung erfolgt am besten mit Samen. Die Pflanzen blühen erst im zweiten Jahr, im ersten bilden sie nur eine Rosette aus Blättern. Mit einer erfolgreichen Selbstaussaat bilden sie schnell große Bestände, die man auch ohne weiteres teilen kann.
Verwendung
Mit ihren hübschen und intensiv riechenden Blüten ist die Gemeine Nachtviole eine Zierde für Bauerngarten, Blumen- und Staudenbeete und macht sich auch gut an Mauern und Zäunen. Sie ist eine wichtige Futterpflanze für Schmetterlinge und eine gute Bienenweide.
Schädlinge
Abgesehen von Schmetterlingsraupen wie die des Kohlweißlings, die sich über die Blätter hermachen, sind Krankheiten und Schädlinge eher selten anzutreffen.
Ökologie
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Die Kreuzblüten beginnen gegen Abend zu duften und locken viele nachtaktive Schmetterlinge an. Für die Bestäubung kommen trotz des tief in den Blüten verborgenen Nektars auch Bienen, Schwebfliegen und Tagfalter zur Hilfe. Pollen sammeln die beiden Wildbienen Osmia brevicornis und Andrena haemorrhoa. Als Raupenfutter dient sie unter anderem dem Großen und Kleinen Kohlweißling (Pieris brassicae und Pieris rapae), dem Aurorafalter (Anthocharis cardamines) und Motten wie Plutella porrectella. Die Verbreitung der Samen erfolgt mit Wind und Wasser oder durch Anhaften an Tieren.
Wissenswertes
Neben der Wildform bekommt man im Gartenfachhandel auch zahlreiche Zuchtsorten und Hybriden. Sie gilt als schwach giftig und wurde früher als Heilpflanze verwendet. Das ätherische Öl der Samen verwendet man unter anderem in der Parfümindustrie.
Was sind zweijährige Pflanzen?
Zweijähre Pflanzen bilden im ersten Jahr meist nur eine flache Rosette. Im nächsten Jahr wächst die Pflanze in die Höhe, blüht und versamt sich. Die Pflanze stirbt und aus dem Samen entsteht die nächste Generation.
Markus Wichert
Naturgärtner