Was ist Wald-Vergissmeinnicht?
Wald-Vergissmeinnicht (Myosotis sylvatica) wächst wild zerstreut aber gesellig an Wald- und Wegrändern, in Gebüsch und auf Waldschlägen und auf alpinen Hochstaudenfluren. Das Mitglied aus der Familie der Raublattgewächse (Boraginaceae) findet sich von Europa über Klein- und Westasien bis zum Himalaya und ist mittlerweile weltweit vielfach eingebürgert, selbst in Australien sowie nord- und südamerikanischen Ländern.
Die zweijährigen krautigen Pflanzen breiten sich mit Hilfe oberirdischer Ausläufer aus. Sie werden 15-40 Zentimeter hoch und bilden aufrechte oder aufsteigende, meist von Grund auf verzweigte Stängel mit wechselständig stehenden behaarten Blättern, die am Grund eine Rosette bilden. Die Spreiten der Grundblätter verschmälern sich allmählich in den kurzen Stiel, die ungestielten Stängelblätter sind breit-lanzettlich.
Die Blüten stehen zu mehreren in einer lockeren Scheinrispe, die sich mit zunehmender Blütezeit immer weiter verlängert. Sie sind fünfzählig, zwittrig und nur leicht zygomorph. Ihr glockenförmiger Kelch ist so lang oder wenig länger als die Kronröhre und weist linealische Zipfel und lockere, abwärts gerichtete hakig gekrümmte Haare auf. Insgesamt erreichen sie einen Durchmesser von 6-10 Millimetern und sind flach ausgebreitet. Der Kelchgrund erscheint abgerundet und bricht bei der Reife vom Fruchtstiel ab. Die Kronblätter sind himmelblau und am Grund zu einer Kronröhre verwachsen, die von gelben Schlundschuppen überragt wird. Die fünf Staubblätter und die Narben ragen nicht aus dieser Röhre hervor. Die Fruchtstiele sind mindestens fünf Millimeter lang, die vier dunkelbraun glänzenden Klausen 1,7 Millimeter lang, mit einer sehr kleinen und beinahe runden Ansatzfläche.
Wald-Vergissmeinnicht im Garten

Quelle: weha/shutterstock.com
Standort
Das Wald-Vergissmeinnicht braucht einen frischen nährstoff- und basenreichen, gerne auch kalkarmen locker-humosen Lehmboden. Es steht vorzugsweise im Halbschatten und ist winterhart; nur bei sehr strengen Frösten sollte man die Pflanzen mit etwas Winterschutz versehen.
Schnitt
Ein Schneiden erübrigt sich bei der ohnehin nur zweijährig wachsenden Pflanze.
Vermehrung
Mit seinen kurzen oberirdischen Ausläufern sorgt das kurzlebige Wald-Vergissmeinnicht für seine vegetative Vermehrung. Zudem halten sie sich dank Selbstaussaat lange Jahre an den einmal besiedelten Stellen. Man kann sie auch im Haus vorkultivieren und später im Garten aussetzen; sie sind Dunkelkeimer und keimen nur, wenn man sie gut mit Erde bedeckt und gleichmäßig feucht hält. In der Regel kommt man mit den billigen Jungpflanzen aus dem Gartenfachhandel schneller voran.
Verwendung
Mit seinem zierlichen Wuchs macht sich das Wald-Vergissmeinnicht gut in Blumenbeeten, an Wegrändern und in Rabatten. Insbesondere die kleinen Sorten eignen sich gut für die Bepflanzung auf Balkonen und Terrassen.
Schädlinge
Abgesehen von Schneckenfinden sich an den Pflanzen vor allem Blattläuse und Pilzkrankheiten wie Mehltau und Grauschimmel.
Ökologie
Bestäubt wird das Wald-Vergissmeinnicht vor allem von Bienen, Fliegen und Faltern; sie brauchen relativ lange Mundwerkzeuge, um in die von den gelben Schlundschuppen versperrten Kronröhren hineinzugelangen. Einer davon ist das Hornkraut-Tageulchen (Panemeria tenebrata).
Die tonnenförmigen und in der Mittel eingeschnürten Pollenkörner gehören zu den kleinsten aller einheimischen Pflanzen: Sie werden gerade mal sieben tausendstel Millimeter (6,9-7,7 µm) groß. Die Verbreitung der Samen erfolgt ähnlich wie bei Kletten, indem sie an vorübergehenden Tieren hängenbleiben, oder mit Wind und Wasser.
Wissenswertes
Wie die meisten anderen Vergissmeinnicht-Arten ist auch das Wald-Vergissmeinnicht sehr vielgestaltig und variabel. Je nach Lesart unterscheiden Botaniker eine Reihe von Unterarten, deren Grenzen recht fließend sind und die vor allem regional bedeutende Vorkommen bilden. In den Gärten gehört es zu den am weitesten verbreiteten Arten.
Zu den häufigsten angepflanzten Sorten gehören
- ‚Blue Basket‘, größer als die Wildart und mit dunkler blauen Blüten;
- ‚Music‘ mit aufrechten Stängeln und großen Blüten,
- ‚Nina Blue‘, klein und kompakt, bis fünf Zentimeter hoch, mit blauen Blüten;
- ‚Nina Rosea‘, desgleichen, aber mit rosa Blüten;
- ‚Pompadur‘ mit kompaktem kugelförmigem Wuchs und großen rosafarbenen Blüten,
- ‚Rosylva‘ mit rosa Blüten,
- ‚Snowball‘ oder ‚Schneeball‘ mit weißen Blüten,
- ‚Ultramarin‘ mit tief dunkelblauen Blüten,
- ‚Victoria Rose‘ mit leuchtend rosa Blüten.
Was sind zweijährige Pflanzen?
Zweijähre Pflanzen bilden im ersten Jahr meist nur eine flache Rosette. Im nächsten Jahr wächst die Pflanze in die Höhe, blüht und versamt sich. Die Pflanze stirbt und aus dem Samen entsteht die nächste Generation.
Markus Wichert
Naturgärtner