Was ist Gelbe Resede?
Gelbe Resede, Wilde Resede, Färber-Resede oder Gelber oder Wilder Wau (Reseda lutea) wächst relativ häufig an Wegen, Dämmen, und Steinbrüchen. Charakteristisch ist sie vielerorts für die Unkrautfluren von Schutzplätzen, Bahngleisen, Fabrikgeländen und Hafenanlagen. Das Verbreitungsgebiet der zu den Resedengewächsen (Resedaceae) gehörenden Krautes erstreckt sich von Nordafrika über Europa bis nach Zentralasien und Sibirien. In den Alpen steigt sie auf bis zu 1.600 Meter auf.
Die sommergrünen selten einjährigen, meist zweijährigen bis ausdauernden Pflanzen wurzeln bis zu 80 Zentimeter tief und wachsen meist buschig. Sie weisen bis zu 1,2 Meter hohe steif aufrechte oder aufsteigende, meist verzweigte Stängel auf. Zur Blütezeit ist die bodenständige Blattrosette meistens bereits verwelkt. Die wechselständigen einfach bis doppelt gefiederten Blätter haben einen glatten und gewellten bis krausen Rand und am Blattgrund Nebenblätter. Ihre Fiederblättchen sind schmal-lanzettlich.
Die grünlich-gelben gestielten Blüten stehen in zahlreichen hohen schmalen Trauben, die sich mit zunehmender Blütezeit nach oben hin ständig verlängern und in ihrer Ausrichtung dem Lauf der Sonne folgen. Sie sind geruchlos, zwittrig, zygomorph und fünf- bis sechszählig mit doppelter Blütenhülle. Man findet meist fünf, seltener 4-8 Kelchblätter, 2-8 tief geschlitzte Kronblätter, einen einzelnen oberständigen Fruchtknoten und bis zu 40 Staubblätter. Als Früchte werden 8-12 Millimeter lange aufrechte Kapseln gebildet, die sich bei der Reife an der Spitze öffnen und die zahlreichen winzigen glatten schwarzen Samen verstreuen.
Gelbe Resede im Garten
Standort
Die Gelbe Resede bevorzugt einen warmen und mäßig trockenen, nährstoff- und basenreichen, sandigen und wenig humosen lockeren Stein- und Lehmboden. Sie wächst sogar auf Sand und Schotter, wie man an Bahngleisen oftmals sieht. Kalk nimmt sie dankend zur Kenntnis, und am liebsten steht sie im Halbschatten. Längere Trockenphasen nimmt sie ungerührt hin, und im Winter erweist sie sich als vollkommen frosthart. Was sie überhaupt nicht verträgt sind nasse Füße – Staunässe ist unbedingt zu vermeiden.
Schnitt
Kneift man die verblühten Blüten regelmäßig ab, so lässt sich damit die Blütezeit wesentlich verlängern. Ansonsten kann man verwelkte Pflanzen jederzeit abschneiden.
Vermehrung
Die Vermehrung erfolgt durch Aussaat. Die Samen sät man im späten Winter oder zeitigen Frühling an Ort und Stelle im Garten aus.
Verwendung
Im Garten ist die Gelbe Resede mit ihren ungewöhnlichen hellgelben Blüten eine schöne Bereicherung für sonnige Blumenwiesen, Wegränder, Mauern und Zäune.
Schädlinge
Die robuste Gelbe Resede ist durch nichts zu erschüttern – auch nicht durch Schädlinge oder Pilzerkrankungen, die man hier vergeblich sucht.
Ökologie
Die Bestäubung der Gelben Resede erfolgt durch Insekten oder durch Selbstbestäubung, wobei letztere nicht zu Fruchtansatz führt. Honigbienen gilt sie als gute Bienenweide und wird reichlich von den Honigsammlerinnen frequentiert. Insgesamt zehn Wildbienen sammeln den Pollen, um damit ihre Brutröhren auszustaffieren. Am bekanntesten davon sind Andrena flavipes, Osmia bicornis und Lasioglossum pauxillum. Als Raupenfutterpflanze dient sie zwei Schmetterlingen, den beiden Weißlingen Raps-Weißling (Pieris napi) und Kleiner Kohlweißling (Pieris rapae).
Die Verbreitung der Samen erfolgt durch Herausschütteln aus den Kapseln durch den Wind oder durch Tiere.
Wissenswertes
Ursprünglich sind die Pflanzen vermutlich am Mittelmeer beheimatet und haben sich von dort aus weit verbreitet. Der Name Färber-Resede oder Färberwau deutet auf die alte Verwendung als Färbepflanze hin – die Wurzeln enthalten große Mengen des Carotinoids Lutein. Anscheinend wurde sie dafür bereits in der Jungsteinzeit vom Menschen genutzt, wie Funde in Pfahlbauten vermuten lassen. Bei uns wurde sie vom Mittelalter bis in die frühe Neuzeit eigens zu diesem Zweck angebaut. Neben der farbstoffreichen Wurzel wusste man auch die Samen zu nutzen: Sie enthalten ein Öl, das man als Brennmaterial für Öllampen einsetzte.
Was sind zweijährige Pflanzen?
Zweijähre Pflanzen bilden im ersten Jahr meist nur eine flache Rosette. Im nächsten Jahr wächst die Pflanze in die Höhe, blüht und versamt sich. Die Pflanze stirbt und aus dem Samen entsteht die nächste Generation.
Markus Wichert
Naturgärtner