Was ist Blauer Lein?
Blauer Lein, Staudenlein, Dauerlein oder Ausdauernder Lein (Linum perenne) gehört zur gleichnamigen Familie der Leingewächse (Linaceae). Er stammt ursprünglich aus Osteuropa und ist als Zierpflanze in weiten Teilen Mittel- und Südeuropas sowie Westasien verwildert. Man findet ihn bevorzugt auf steinigen und eher trockenen Böden von sonnenbeschienenen Hängen, auf Trockenrasen, Steppen und in lichten Kiefernwäldern zusammen mit Gräsern und Gebüschen.
Es handelt sich beim Blauen Lein um eine mehrjährige, kleine Horste bildende Staude mit tiefreichenden Wurzeln und zahlreichen aufrechten, selten aufsteigenden Stängeln, die eine Höhe von 20-60 Zentimetern und Breite von 30 Zentimetern erreichen und reichlich verzweigen. Von oben bis unten werden sie von nadelförmig schmal-linealischen, dünnen und blaugrünen Blättern bedeckt, die wechselständig stehen, unbehaart, von einen dünnen Reif bedeckt und am Rand durch kleine Zähnchen rau sind.
Am Ende der Triebe erscheinen im Früh- und Hochsommer in der Regel mehr als zehn Blüten pro Pflanze in lockeren Rispen mit zahlreichen Knospen, die sich nach und nach öffnen. Die inneren Kelchblätter sind meistens 0,3-1,0 Millimeter länger als die äußeren, die hellblauen Kronblätter 15-20 Millimeter lang und 9-12 Millimeter breit; ihre Ränder überlappen sich in voller Blüte bis weit über die Mitte und bilden eine 2-3 Zentimeter große Schale mit kurzem Trichter. Schon kurze Zeit nach dem Öffnen fallen die Kronblätter ab.
Staubblätter und Stempel sind unterschiedlich lang. Als Frucht wird eine 6-7 Millimeter lange aufrechte, gestielte eiförmige Kapsel mit zahlreichen vier Millimeter großen eiförmig-länglichen braunen Samen gebildet.
Blauer Lein im Garten

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Standort
Blauer Lein ist wenig anspruchsvoll und kommt selbst mit steinigen und sandigen, trockenen und nährstoffarmen Böden gut zurecht. Sein Geheimnis: Mit seinen tiefen und weithin verzweigten Wurzeln findet er immer noch ein paar Tropfen Wasser. Warm und trocken stellt ihn vollkommen zufrieden, nur Schatten und Staunässe mag er überhaupt nicht. Im Winter ist er vollkommen frosthart.
Schnitt
Ein Schneiden oder sonstige Maßnahmen zur Pflege sind beim Blauen Lein nicht erforderlich.
Vermehrung
Eine Vermehrung mit Samen ist leicht möglich; vorzugsweise solltest Du sie im Februar oder März im Haus in Töpfen vorziehen und nach den Eisheiligen ins Freiland ausbringen. Die Lichtkeimer dürfen nur leicht auf das Substrat angedrückt werden. Bei einem hinreichend lockeren Boden kannst Du ihn auch im Frühling oder Herbst direkt an Ort und Stelle aussäen. Vorhandene Bestände kann man problemlos teilen; nicht wundern, die faserigen Wurzeln reichen ziemlich tief. Trotzdem nehmen sie das Umsetzen nicht übel. Auch Stecklinge wachsen gut an.
Verwendung
Zart aber hart: Man sieht den filigranen Pflanzen nicht unbedingt an, dass sie ausgesprochen hart im Nehmen sind und auch auf kargen und trockenen Wegrändern, Wiesen, Böschungen und Hängen gut wachsen. Beliebt ist der Blaue Lein auch vor Mauern und Zäunen, in Staudenrabatten oder im Steingarten und Heidegarten. Hier lassen sich damit wunderbar Lücken zwischen den größeren Pflanzen auffüllen. In Kästen und Kübeln lässt sich der Blaue Lein auch auf Balkon oder Terrasse bringen.
Schädlinge
Der Rat mit dem Im Haus vorziehen hat einen schleimigen Grund: Schneckensind insbesondere den Jungpflanzen des Blauen Leins nicht abgeneigt. Ebenso finden sich an den frischen grünen Trieben mitunter Scharen von Blattläusen, die den Pflanzen aber in der Regel keinen nachhaltigen Schaden zufügen.
Ökologie

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Die dekorativen, aber leider äußerst kurzlebigen Blüten vom Blauen Lein sind bei Insekten sehr gefragt, sodass sich eine Vielzahl davon an den kleinen Tankstellen einfindet. Für die Verbreitung der kleinen Samen sorgt der Wind.
Die letzten deutschen Vorkommen von Linum perenne in der Oberrheinebene bei Mannheim und Darmstadt sowie in der bayrisch-schwäbischen Hochebene sind aufgrund des akuten Rückgangs der sonnigen Steppenrasengesellschaften stark bedroht. Sie stehen unter Naturschutz – die Samen darf man also nicht von Wildpflanzen ernten, sondern muss sie im Gartenhandel kaufen.
Wissenswertes
Linum nannten bereits die alten Römer die Leinpflanze, und perenne bedeutet ausdauernd. Das beschreibt die zähe und robuste Zierpflanze recht gut. Kein Wunder, dass sie mittlerweile in ganz Europa weit verbreitet vorkommt und auch ihren Weg nach Kleinasien und Nordamerika gefunden hat. Die Gattung Linum findet sich mit etwa 200 einjährigen bis ausdauernden Stauden auf der gesamten Nordhalbkugel.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner