Was ist Gewöhnliche Eselsdistel?
Die Gewöhnliche Eselsdistel oder Wolldistel ist einer der imposantesten Vertreter der Disteln, die zu den Korbblütlern (Asteraceae) gehören. Was im ersten Jahr als bodennahe Blattrosette beginnt wächst im zweiten Jahr mit einem meist 1-1,5, selten bis zu drei Meter hohen Blütenstängel in die Höhe und liefert den Insekten im Garten reichlich Pollen und Nektar. Sie stammt ursprünglich aus einem warmen submediterranen Klima und wächst wild vom Mittelmeer bis nach Zentralasien hinein, wo sie trockene und sandige Lehm- und Kalkböden bevorzugt. Bei uns findet sie sich häufig als Gartenflüchtling an Ruderalstellen wie Bahngleisen, Rändern von Straßen, Wegen und Autobahnen, auf Feldern und Weiden.
Wolldistel heißen die Pflanzen, weil ihre oberirdischen Teile dicht grau filzig behaart sind, vor allem die Blattoberseiten. Die großen Blätter in der Rosette werden bis zu einem Meter lang; sie sind breit dreieckig, fiederteilig, mit einem welligen und stachelig bewehrten Rand. Am straff aufrechten, im oberen Teil verzweigten und 2-3 Zentimeter breit geflügelten Stängel werden sie nach oben hin zusehends kleiner. Gehalten werden die Monster von einer kräftigen, bis über 30 Zentimeter langen Pfahlwurzel.
Die für Korbblütler typischen Blütenkörbchen erscheinen zu zweit oder dritt an den Enden der verzweigten Triebe. Sie sind kugelig mit einem Durchmesser von 2-6 Zentimetern; außen stehen breite dornenbesetzte Hüllblätter, im Inneren befinden sich purpurfarbene Röhrenblüten, Zungenblüten werden nicht gebildet. Ein einzelnes Körbchen produziert 8000-40000 vierkantige, 4-5 Millimeter große Achänen mit einem bis zu einem Zentimeter langen weißen bis rötlichen Pappus.
Gewöhnliche Eselsdistel im Garten

Quelle: Romeo Ninov/shutterstock.com
Standort
Die Gewöhnliche Eselsdistel braucht einen durchlässigen und humosen Boden; sie ist nicht besonders anspruchsvoll, aber sie mag weder Schatten noch Staunässe. Dafür kommt sie mit Trockenheit bestens klar. Im Winter vertragen die Zweijährer bis zu -23 °C.
Schnitt
Üblicherweise wirst Du Dich eher der imposanten Größe der Eselsdistel erfreuen als sie zu kappen. Lass auch die vertrockneten Reste mindestens bis ins folgende Frühjahr stehen, denn die markhaltigen Stängel werden von einigen Wildbienen als Baustelle für ihre Nester genutzt. Dass Du beim Hantieren am besten Handschuhe anziehen solltest merkst Du sehr schnell.
Vermehrung
Sich selbst vermehrt die Gewöhnliche Eselsdistel auch ganz ohne Dein Zutun sehr fleißig, indem sie ihre Samen in der Gegend verteilt. Gegebenenfalls musst Du darauf achten, dass sie Dir nicht über den Kopf wächst. Ansonsten ist reichlich Nachschub eigentlich völlig in Ordnung, da die Disteln ohnehin nur zweijährig sind und regelmäßigen Nachschub brauchen. Die Sämlinge sind unverkennbar; wenn sie Dir zu viel werden rupfe sie einfach aus. Gegebenenfalls kannst Du ja noch einen Teil davon an Freunde und Nachbarn verschenken. Die Lichtkeimer sind langlebig und bleiben über viele Jahre keimfähig.
Verwendung
Im Garten macht sich die Eselsdistel gut als Solitär oder in kleinen Gruppen, in denen sie aller Augen auf sich zieht. Dabei sind ihr trockene und sonnige Standorte wie der Steingarten oder ein straßennaher Vorgarten vollkommen recht.
Schädlinge
Im Großen und Ganzen ist die Eselsdistel hart im Nehmen und wird nur selten von Krankheiten und Schädlingen heimgesucht. Bisweilen finden sich Gallen an den Blättern, die von dem Nachtfalter Tridrepana postica hervorgerufen werden. Zudem dienen die Disteln als Wirtspflanzen für Pilze der Gattungen Bremia und Erysibe.
Ökologie
- Für Bienen und Schmetterlinge sind die Röhrenblüten ein gefundenes Fressen. Sie liefern Honigbienen, Hummeln und vielen Tag- und Nachtfaltern reichlich Futter. Ein bisschen größer müssen die Mundwerkzeuge schon sein, wenn es Nektar geben soll: Die Röhrenblüten sind über einen Zentimeter lang.
- Für den Pollen interessieren sich neben Wespen und Schwebfliegen auch 77 Wildbienen, von denen neun als spezialisiert gelten. Vor allem etlichen Schmalbienen (Lasioglossum spec.) haben es die Blüten angetan.
- Mit ihren Samen kann sich die Eselsdistel an ihr zusagenden Standorten schnell und zuverlässig verbreiten – bisweilen gründlicher als es vielen lieb ist. In Nord- und Südamerika, Australien und Neuseeland gilt sie als invasiver Neophyt und bedroht die einheimischen Ökosysteme.
- Eine einzelne Pflanze ist nicht weiter schlimm, aber große Bestände können mit ihrem undurchdringlichen Gestrüpp Getreidefelder, Weiden und Campingplätze nachhaltig ruinieren.
- In Australien versucht man sich mit biologischer Schädlingsbekämpfung, indem man Rüsselkäfer der Gattungen Larinus und Lixus auf die Pflanzen ansetzt.
- Für die Verbreitung der Samen sorgt der große Pappus, mit dem die Achänen als Schirmchenflieger weite Strecken zurücklegen können. Er ist hygroskopisch und spreizt sich nur auseinander, wenn das Wetter trocken ist und ideale Flugbedingungen bietet.
- Nach der Landung können auch Ameisen zur weiteren Verbreitung beitragen.
- Oft kommt es gar nicht so weit: Vielen Vögeln dienen die Samen als Nahrung, so dem Distelfink (Carduelis carduelis), der stundenlang an den reifen Köpfchen herumzupfen kann.
- Die dichte filzige Behaarung dient dem Wasser sparen an trockenen Standorten und reflektiert auch das UV-Licht.
- Die großen Blätter und die geflügelten Stängel leiten das Regenwasser zuverlässig zu den Wurzeln.
Wissenswertes
- Auch die Artischocke ist ein Korbblütler – und ebenso sind die Blütenböden der Eselsdistel fleischig und essbar, ebenso wie die geschälten Stängel und die Blattrippen. Genießbar ist auch die Pfahlwurzel.
- Aus den Samen lässt sich ein Distelöl pressen, das man in der Küche verwenden kann.
- Als Heilpflanze wird die Eselsdistel schon seit langer Zeit verwendet. Früher galt sie als antikarzinogen, adstringierend und kardiotonisch.
- Stellenweise nutzte man früher die Samenhaare zum Füllen von Kissen.
- Den Pollen nutzt man zum Verfälschen von Safran.
- Die Scotch Thistle ist die Wappenpflanze Schottlands und dort auf vielen Emblemen zu finden.
- Zudem findet sich die Eselsdistel im Wappen von Nancy und Lothringens.
Was sind zweijährige Pflanzen?
Zweijähre Pflanzen bilden im ersten Jahr meist nur eine flache Rosette. Im nächsten Jahr wächst die Pflanze in die Höhe, blüht und versamt sich. Die Pflanze stirbt und aus dem Samen entsteht die nächste Generation.
Markus Wichert
Naturgärtner