Heimische Wildpflanzen sind die neuen Exoten
Heimische Wildpflanzen sind vielerorts selten geworden und damit die neuen Exoten in unseren Gärten. Sie sind, im Gegensatz zu Neuzüchtungen und Neuankömmlingen, eine wichtige Nahrungsquelle für Wildbienen und Schmetterlinge. In puncto Stand- und Klimafestigkeit sind sie anderen Arten deutlich überlegen. Auch kalte Winter überleben sie meist ohne Probleme. Gut für dich, gut für die Natur.
Also pflanzt heimische Arten, so wie diese!
Markus Wichert
Naturgärtner
Was ist Wiesen-Bocksbart?
Wiesen-Bocksbart (Tragopogon pratensis) ist ein einheimischer Vertreter aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae), der bis zu 70 Zentimeter hoch wird. Man findet die meist zweijährigen krautigen Pflanzen verbreitet in Fettwiesen und seltener in den Unkrautfluren von Wegrändern.
Das Kraut entspringt einer fleischigen braunen Pfahlwurzel, die tief hinabreicht. Sie führt ebenso wie die oberirdischen Teile einen weißen Milchsaft. Meistens wird im ersten Jahr nur eine bodenständige Blattrosette gebildet, die Blüten erscheinen erst im Folgejahr. Der Stängel ist glatt, innen hohl und weit oben angeschwollen verdickt. Die blaugrünen Blätter stehen vereinzelt wechselständig und sind grasartig schmal-lanzettlich mit glattem Rand und zulaufender Spitze. Sie umfassen einen Teil des Stängels und sind häufig nach unten geknickt.
Die Blütenkopfstiele sind kaum verdickt, die einzelstehenden Blüten goldgelb mit meist acht spitz linealischen Hüllblättern am Grund der Körbchen. Sie bestehen aus 20-50 Zungenblüten. Aus ihnen entwickeln sich bis zu 25 Millimeter lange Achänen mit einem riesigen Pappus; der Pusteblumen-ähnliche Fallschirm erreicht einen Durchmesser von bis zu vier Zentimetern.
Wiesen-Bocksbart im Garten
Standort
Der Wiesen-Bocksbart bevorzugt einen warmen Standort in voller Sonne und einen frischen nährstoff- und basenreichen Boden. Staunässe mag er überhaupt nicht.
Schnitt
Ein Schnitt ist beim Wiesen-Bocksbart nur nötig, um alte abgeblühte Triebe oder die im Winter verwelkten Teile zu entfernen.
Vermehrung
Die Vermehrung des Wiesen-Bockbartes erfolgt mit den großen Samen.
Verwendung
Der Wiesen-Bocksbart ist im Garten eher außergewöhnlich, aber wegen seiner großen Blüten und Schirmchen ein Blickfang für naturnahe Wiesen oder Kräutergärten.
Schädlinge
Von Schädlingen und Krankheiten wird der Wiesen-Bocksbart nur selten befallen. An den jungen Trieben finden sich bisweilen Blattläuse ein, die aber mit zunehmendem Alter wieder verschwinden.
Ökologie
Die Bestäubung des Wiesen-Bocksbarts erfolgt durch Bienen, Schmetterlinge und Wollschweber. Den Nektar sammelt der Rundaugen-Mohrenfalter (Erebia medusa), für die Blätter als Raupenfutter interessieren sich die Bocksbarteule (Amphipyra tragopoginis) und der Kräuter-Mönch (Cucullia lucifuga). Pollen sammeln die beiden Wildbienen Andrena fulvago und Andrena humilis.
Die Verbreitung erfolgt mit den samentragenden Schirmchen, die zu den größten einheimischen „Pusteblumen“ gehören. Sie bleiben mit ihren klettenartigen Achänen auch im Fell von Tieren haften und werden so weitergetragen.
Wissenswertes
Der Namen des Wiesen-Bocksbartes rührt von den vertrockneten Zungenblüten, die wie ein Ziegenbart aus den zusammengefalteten Hüllblättern herausragen. Er ist ausgesprochen formenreich, sodass man eine ganze Reihe von Unterarten unterscheidet. Seine Blüten sind nur morgens und bei schönem Wetter geöffnet und schließen sich um die Mittagszeit.
Was sind zweijährige Pflanzen?
Zweijähre Pflanzen bilden im ersten Jahr meist nur eine flache Rosette. Im nächsten Jahr wächst die Pflanze in die Höhe, blüht und versamt sich. Die Pflanze stirbt und aus dem Samen entsteht die nächste Generation.
Markus Wichert
Naturgärtner