Was ist Schlangen-Wiesenknöterich?
Schlangen-Wiesenknöterich, Wiesen-Knöterich, Kalbszunge oder Natterkraut (Bistorta officinalis) gehört zur Familie der Knöterichgewächse (Polygonaceae). Er wächst häufig und gesellig auf feuchten Wiesen, insbesondere im Gebirge, auf Hochstaudenfluren, lichten Waldschlägen, in Auwäldern und an Bachufern und ist in den gemäßigten Regionen der Nordhalbkugel weit verbreitet.
Der ausdauernde krautige, 30-50 Zentimeter hohe Tiefwurzler weist ein kräftiges geringeltes und schlangenförmig gewundenes, innen braunes Rhizom und einen einzelnen aufrechten und unverzweigten Stängel mit leicht verdickten Knoten auf. Die in einer dichten Halbrosette stehenden Blätter sind länglich-eiförmig und am Rand leicht gewellt, oben dunkelgrün, unterseits bläulich-grün und mit geflügeltem Blattstiel.
Am Ende des Stängels erscheint eine walzliche, 2-7 Zentimeter lange Scheinähre, die bei dieser Art niemals Brutknospen enthält. Die dichtstehenden 4-5 Millimeter langen Blüten sind weiß bis rosa gefärbt, mit fünf Tepalen, drei Griffeln und acht Staubblättern. Als Früchte bilden sich dreikantige schwarze Nussfrüchte.
Schlangen-Wiesenknöterich im Garten
Standort
Der Schlangen-Wiesenknöterich wächst am besten auf einem kühlen und feuchten nährstoffreichen und kalkarmen, mild bis mäßig sauren humosen Ton- und Lehmboden. Er braucht viel Wasser; bei trockenem Stand geht er in eine Ruhephase und verliert seine Blätter, bis es wieder feuchter wird.
Schnitt
Schneiden oder sonstige gärtnerische Maßnahmen sind bei der robusten Pflanze normalerweise nicht erforderlich; verwelkte Teile kann man jederzeit entfernen.
Vermehrung
Die Pflanzen vermehren sich leicht vegetativ mithilfe ihrer Rhizome; auch eine Aussaat ist problemlos möglich.
Verwendung
Mit seiner Vorliebe für feuchte, gerne auch zeitweise überschwemmte Standorte ist der Schlangen-Wiesenknöterich eine ideale Bepflanzung für den Uferbereich von Gartenteichen oder feuchte Wiesen.
Schädlinge
Der Schlangen-Wiesenknöterich ist recht robust und wenig anfällig für Krankheiten und Schädlinge; bisweilen finden sich Blattläuse an den jungen Trieben und Rostflecken oder Mehltau an den Blättern.
Ökologie
Die rosafarbenen Ähren sind bei Bienen sehr beliebt und gelten als gute Bienenweide. Auch bei Schmetterlingen sind sie sehr beliebt, wie auch die Blätter als Raupenfutter. Insgesamt finden sich am Schlangen-Wiesenknöterich 20 Schmetterlinge ein, von denen etliche als vom Aussterben bedroht gelten wie der Blauschillernde Feuerfalter (Lycaena helle), aber auch häufige Vertreter wie Braune Moderholzeule (Xylena vetusta) und der Gelbbindige Mohrenfalter (Erebia meolans).
Wissenswertes
Eine alte botanische Bezeichnung, unter welcher der Schlangen-Wiesenknöterich bisweilen noch im Gartenfachhandel angeboten wird, lautet Polygonum bistorta. In feuchten Wiesen gilt der Nässezeiger frisch als gute Futterpflanze für Weidetiere.
Die schlangenförmig gewundenen Wurzeln standen bei der Namensgebung Pate; gemäß der mittelalterlichen Signaturenlehre verwendete man die Pflanzen nach den Empfehlungen der Kräuterbücher folgerichtig als Heilmittel bei Schlangenbissen. Die Landgüterverordnung Karls des Großen Capitulare de villis schrieb seinen Anbau in Gärten explizit vor. Seine Anwendung als Heilpflanze geht zurück bis in die Antike, wo man die adstringierenden Eigenschaften bei inneren Blutungen, Wunden, Geschwüren und Hämorrhoiden nutzte.
Noch heute werden die gerbstoffhaltigen Wurzeln in der Naturheilkunde als Tee zubereitet bei Durchfällen und als Gurgelmittel bei Entzündungen von Mund und Rachen wie Aphten, Angina und Zahnfleischentzündungen eingesetzt. Ein Aufguss in Umschlägen und Bädern gilt zudem als Heilmittel bei Wunden.
Wurzeln, Blätter und junge Sprosse kann man gekocht oder gedünstet essen. In England bereitet man daraus zusammen mit Brennnesseln, Zwiebeln und Haferflocken Dock Pudding, mit Graupen Easter Ledge Pudding her. In Russland, Sibirien und Alaska werden sie in Suppen und Salaten verwendet. Die Wurzeln sind durch die Gerbstoffe so bitter, dass man gegebenenfalls das Kochwasser mehrfach wechseln sollte.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner