Was ist Sumpf-Wolfsmilch?
Die Sumpf-Wolfsmilch ist eine Sumpfpflanze aus der gleichnamigen Familie der Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae), die man in den gemäßigten Zonen Europas und Asiens an den Ufern stehender und fließender Gewässer, in Bruch- und Auwäldern, Moorwiesen und Sümpfen, an der Küste sogar auf Salzwiesen und im Binnenland an salzreichen Gewässern findet.
Die ausdauernden krautigen Pflanzen erreichen eine Wuchshöhe von bis zu anderthalb Metern; unterirdisch verfügen sie über ein reich verzweigtes, bis zu zehn Zentimeter dickes verholzendes Rhizom, mit dem sie die kalte Jahreszeit überdauern und sich in der näheren Umgebung ausbreiten. Zudem bildet es eine Rübe, die vor allem der Speicherung von Nährstoffen dient, und bodennahe rötliche Achselknospen, die zu neuen Pflanzen auswachsen. Mit ihren Wurzeln reicht die Sumpf-Wolfsmilch bis zu einem Meter in die Tiefe.
Ihre straff aufrechten, erst im oberen Teil verzweigten Stängel sind innen hohl und bis eineinhalb Zentimeter dick; ebenso wie die wechselständig stehenden lanzettlichen, ganzrandigen Blätter sind sie hell blaugrün, kahl und mit einer wasserabweisenden Wachsschicht überzogen. Ältere Exemplare bilden bis über 100 Triebe aus. Bei reichlicher Sonneneinstrahlung und vor allem im Herbst sind die Pflanzen oft von einem roten Hauch überzogen, der sie optisch noch attraktiver macht.
Attraktiv sind auch die „Blüten“, die in Wirklichkeit Scheinblüten sind. Wie alle Wolfsmilchgewächse sind die echten Blüten sehr reduziert und äußerst unscheinbar; die für Bestäuber erforderliche Schaustellung übernehmen die großen gelblichgrünen Hochblätter der doldenförmigen Cyathien. Die Blütenstände sind mehrfach gabelig geteilt; in ihnen entwickeln sich die aufrecht stehenden Kapseln, in deren drei Kammern sich jeweils ein einzelner eiförmiger, 3-4 Millimeter großer schwarzer bis graubrauner Same befindet.
Sumpf-Wolfsmilch im Garten

Quelle: Wieland Teixeira/shutterstock.com
Standort
Die Sumpf-Wofsmilch gehört zu den wenigen Wolfsmilcharten, die auch mit nassen Böden zurechtkommt; sie bevorzugt eine dauerhaft feuchte, nährstoffreiche Erde mit reichlich Sonne oder zumindest Halbschatten. Im Winter vertragen die heimischen Pflanzen Minusgrade bis zu -28 °C.
Schnitt
Viel schneiden brauchst Du bei der Sumpf-Wolfsmilch nicht; die abgestorbenen Pflanzenteile verrotten an derart feuchten Stellen auch so recht schnell. Natürlich kannst Du sie auch jederzeit entfernen, wenn Sie Deine Optik stören. Zudem solltest Du die Fruchtstände nach dem Verblühen entfernen, wenn Du eine Selbstaussaat verhindern möchtest.
Beim Schneiden solltest Du unbedingt Handschuhe, gegebenenfalls auch eine Schutzbrille tragen, denn wie alle Wolfsmilchgewächse enthält auch diese einen hautreizenden Saft.
Vermehrung
Sich selbst breitet die Sumpf-Wolfsmilch mit ihren Rhizomen und mit ihren Samen aus. Du kannst ältere Bestände teilen und verpflanzen.
Verwendung
Mit ihrer Vorliebe für nasse Standorte qualifiziert sich die Sumpf-Wolfsmilch für den Uferbereich des Gartenteiches, für feucht-sumpfige Gräben und Wiesen und ähnlich nasse Stellen im Garten. Du kannst Sie auch in Kübeln und Kästen auf dem Balkon oder auf der Terrasse pflanzen; dann musst Du vor allem im Sommer darauf achten, dass sie ausreichend Wasser bekommen und nicht zu lange trocken stehen. An vielbefahrenen Straßen und gestreuten Wegen kommt ihr ihre Salztoleranz zugute; wie in den Salzmarschen der Küsten kommt sie auch mit recht hohen Mengen Streusalz zurande.
Schädlinge
Die meisten Schädlinge hält sich die Sumpf-Wolfsmilch mit ihrem giftigen Milchsaft vom Leib. Auch gegenüber Krankheiten ist sie nicht besonders anfällig; bei ungünstigen Standortbedingungen können mitunter Pilzerkrankungen wie Rost und Mehltau für Ärger sorgen. Zeitweise finden sich Gallen der Gallfliege Dasyneura schulzei an den Blättern.
Ökologie
- Der leicht erreichbare Pollen und Nektar der Sumpf-Wolfsmilch steht vielen Insekten zur Verfügung, auch wenn sie nur mäßig große Mundwerkzeuge
- Als Hauptbestäuber gelten Fliegen und Schwebfliegen, aber auch Bienen und Käfer holen sich hier etwas zum Futtern.
- Fremdbestäubung ist auch erforderlich, denn die Pflanzen sind selbstinkompatibel und auf fremden Pollen angewiesen.
- Bei der Fruchtreifen platzen die Kapseln auf und schleudern ihre drei Samen mehrere Meter weit von sich.
- An der Ausbreitung sind Wind und Wasser beteiligt; die Samen sind schwimmfähig und können so mit dem Wasser über weite Strecken transportiert werden.
- Nicht zu unterschätzen ist auch die fleißige Mithilfe von Ameisen; ihnen hat es das fettreiche Elaiosom der Samen angetan.
- Als Raupenfutter zeigt sich der Metelkana-Bär Rhyparioides metelkana (Diacrisia metelkana) von den Giftstoffen wenig beeindruckt. Die früher recht häufigen Schmetterlinge sind mittlerweile vielerorts selten geworden, treten aber in den verbliebenen Gebieten oft in hohen Individuenzahlen auf. Mit ihren beiden gelben und schwarz gefleckten orangenen Flügelpaaren sind sie recht unverkennbar.
- Die natürlichen Lebensräume der Sumpf-Wolfsmilch wie Bruchwälder, Sümpfe und Altarme der großen Flüsse sind dank Kultivierung und Bebauung im Schwinden begriffen, und damit auch die dort wachsenden Pflanzen. In Deutschland steht sie auf der Roten Liste als gefährdete Art, und ihre einst reichhaltigen Vorkommen im Alpenvorland stehen kurz vor dem Aussterben.
- Konkurrenzfähigeres Schilf und Weiden sorgen im Uferbereich für das Verschwinden der Sumpf-Wolfsmilch.
Wissenswertes
Als Heilpflanze wird die Sumpf-Wolfsmilch heute nicht mehr genutzt; in der Volksmedizin hat sie eine gewisse Bedeutung bei der Behandlung von Warzen mit dem giftigen Milchsaft (don’t try this at home!) und von Fieber mit einem Aufguss der Wurzeln.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner