Was ist Schwarze Tollkirsche?
Schwarze Tollkirsche (Atropa belladonna) ist eine Giftpflanze aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanacaeae). Man findet die 50-150 Zentimeter hohen krautigen Pflanzen ziemlich häufig auf Lichtungen und Waldwegen.
Es handelt sich dabei um ein sommergrünes und ausdauerndes Kraut, das einer bis zu einem Meter tief hinabreichenden rübenförmigen Wurzel entspringt. Die aufrechten stumpfkantigen und gerillten Stängel verzweigen sich erst in etwa einem Meter Höhe und sind mit kurzen drüsigen Haaren besetzt. Daran sitzen die wechselständigen, bis zu 15 Zentimeter langen ovalen bis elliptischen Blätter, die in einer ausgezogenen Spitze enden. Sie sind ganzrandig, auf der Oberseite runzlig und braungrün, auf der Unterseite heller graugrün und vor allem in der Jugend stark behaart, später nur noch auf den Blattnerven der Unterseite.
Die Blüten der Tollkirsche sind zwittrig, radiärsymmetrisch und fünfzählig und stehen einzeln oder in zwei- bis dreiblütigen Wickeln in den oberen Blattachseln. Der Kelch ist deutlich kürzer als die Krone, spitz kurzzipfelig, grün und flaumig behaart. Die innen braunvioletten, außen gelbgrünen Kronblätter sind zu einer glockenförmigen Röhre verwachsen, fein behaart, mit leicht zurückgeschlagenen oval-rundlichen Zipfeln. Charakteristisch sind die zurückgekrümmten grünen Staubfäden mit gelben Staubbeuteln.
Bei den Früchten handelt es sich um zunächst grüne, in der Reife schwarzviolette Beeren, die auf dem verweilenden sternförmig zipfeligen Kelch sitzen. Sie enthalten rundliche bis nierenförmige, braune Samen.
Schwarze Tollkirsche im Garten
Standort
Die Schwarze Tollkirsche bevorzugt einen frischen und nährstoff- und basenreichen, mild bis mäßig sauren und locker-humosen Ton- oder Lehmboden. Sie bevorzugt eher Halbschatten als pralle Sonne. Im Garten hat sie nur etwas zu suchen, wenn keine Kinder im Haushalt leben und die Erwachsenen um die Gefahren der Beeren wissen.
Schnitt
Schneiden wird man die Tollkirsche nur zum Entfernen abgestorbener Exemplare. Im Herbst sollte man sie ruhig noch bis ins kommende Frühjahr stehenlassen, da die Beeren von Vögeln gerne als Winterfutter angenommen werden.
Vermehrung
Die Vermehrung der Schwarzen Tollkirsche erfolgt mit Samen. Sterben alte Pflanzen ab, treiben häufig die Stolonen der Wurzel neu aus und bilden Tochterpflanzen.
Verwendung
Die breit ausladende Schwarze Tollkirsche nimmt recht viel Platz in Anspruch und wäre für einen Apothekergarten geeignet. Sie wächst auch gut unter Bäumen oder am Rand von Hecken.
Schädlinge
Mit ihren Giftstoffen hält sich die Schwarze Tollkirsche die meisten Schädlinge recht erfolgreich vom Leib.
Ökologie
Hauptbestäuber der Schwarzen Tollkirsche sind Bienen und Hummeln. Den Pollen sammelt die Zweifarbige Sandbiene (Andrena bicolor) für ihre Nachkommenschaft. Die giftigen Blätter als Raupenfutter nutzen fünf Schmetterlinge, die Geißblatt-Brauneule (Blepharita satura), Dunkelbraune Erdeule (Eugnorisma depuncta), der Waldkräuter-Blütenspanner (Eupithecia subfuscata), Bilsenkraut-Sonneneule (Heliothis peltigera) und die Kohleule (Mamestra brassicae).
Im Gegensatz zu Säugetieren machen die giftigen Beeren Vögeln nichts aus. Amseln, Stare, Sperlinge und viele andere gefiederte Interessenten fressen die lange bis in den Winter an den Stängeln verbleibenden Früchte mit besonderer Vorliebe und sorgen für die Verbreitung der Samen.
Wissenswertes
Die Tollkirsche ist giftig und zugleich eine alte Heilpflanze, derer man sich bereits seit der Antike bedient. Sie enthält vor allem in den schwarzen ausgereiften Früchte Alkaloide wie Atropin, Hyoscyamin und Scopolamin. 2020 wurde sie zur Giftpflanze des Jahres gewählt. Für Kinder gelten bereits drei bis vier Beeren als tödliche Dosis. Bereits nach wenigen Minuten treten Herzrasen und Atemnot auf, der Tod tritt durch Herz- und Atemstillstand ein. In der Heilkunde verwendete man sie als krampflösendes Mittel, etwa bei Gallenkoliken.
Der tödlichen Wirkung hat die Tollkirsche ihren botanischen Namen zu verdanken: Atropos war die Schicksalsgöttin, die den Lebensfaden eines Menschen durchtrennt, den ihren Schwestern Klotho gesponnen und Lachesis abgemessen hat. Die vielerorts und besonders in der Heilkunde übliche Name Belladonna kommt von der pupillenerweiternden Wirkung – bereits im alten Ägypten träufelten sich Frauen den Saft in die Augen, damit sie attraktiver erscheinen. Augenärzte verwenden das Atropin bis heute zum Weitstellen der Pupille bei Augenuntersuchungen.
Schwarze Tollkirsche sollte nicht kompostiert werden
Auch im Verrottungsprozess befindliche Pflanzenteile von Atropa belladonna können noch immer Pflanzensaft besitzen, der bei Kontakt zu Hautirritationen oder Vergiftungserscheinungen führen kann. Deshalb sollten diese besser nicht auf den Kompost.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner