Was ist Bittersüßer Nachtschatten?
Bittersüßer Nachtschatten (Solanum dulcamara) gehört zur Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) und ist auf der nördlichen Hemisphäre weit verbreitet. Man findet ihn ziemlich häufig in Wäldern und Gebüschen am Rand von Weiden, auf Lichtungen, an Ufern und Gräben sowie in Erlenbrüchen.
Es handelt sich dabei um eine krautige, kletternde Pflanze, die eine Höhe von bis zu drei Metern erklimmen kann. Unterirdisch weist sie ein kriechendes Rhizom auf. Die Stängel verholzen mit der Zeit in den unteren Anteilen und werden bräunlich bis grau; sie sind meistens behaart, später oft verkahlend. Die wechselständigen Blätter sind sehr vielgestaltig in Größe und Form; sie sind einfach bis dreifach fiederspaltig, mit elliptischen, eiförmigen oder herzförmigen Fiederblättern. Auf der Unterseite weisen sie eine dichtere Behaarung auf als auf der Oberseite. Die Ränder der Fiedern sind ganzrandig.
Die Blütenstände stehen seitlich oder am Ende der Triebe; sie sind bis zu 15 Zentimeter lang und reichlich verzweigt, mit rot überhauchten Blütenstielen und bis zu 40 Blüten. Diese sind etwa zwei Zentimeter groß, fünfzählig radiärsymmetrisch, sternförmig, mit kleinen dreieckigen Kelchblättern und großen purpurnen, violetten, selten weißen Kronblättern. In deren Mitte fallen die zusammengeneigten gelben Staubblätter und weißen Narben besonders auf.
Bei der Frucht handelt es sich um eine kugelige bis eiförmige zentimetergroße Beere, die zur Reifezeit leuchtend rot gefärbt ist und über 30 Samen enthält. Diese sind gelb oder braun, nierenförmig mit einer feinkörnigen Oberfläche.
Bittersüßer Nachtschatten im Garten
Standort
Der Bittersüße Nachtschatten bevorzugt einen nassen bis feuchten nährstoffreichen und humosen Lehm- und Tonboden und braucht viel Licht, vorzugsweise in Sonne oder Halbschatten. Länger anhaltende Trockenheit verträgt er nicht, aber auch keine Staunässe. Beim Pflanzen in der Nähe des Hauses sollte man daran denken, dass es sich um eine Giftpflanze handelt, die Kindern gefährlich werden kann.
Schnitt
Ein Schnitt ist vor allem dann erforderlich, wenn er in seinem ungestümen Wachstum zu viel Platz in Anspruch nimmt. Beim Hantieren sollte man wegen der Gifte sicherheitshalber Handschuhe tragen.
Vermehrung
Die Vermehrung des Bittersüßen Nachtschatten erfolgt mit noch nicht vollständig verholzten Stecklingen oder mithilfe von Samen. Mit letzteren sorgt er auch für Selbstaussaat.
Verwendung
Im Garten kommt der Bittersüße Nachtschatten als Zierpflanze eher seltener zum Einsatz. Dabei ist er mit seinen auffälligen violetten Blüten und gelben Staubblättern nicht minder hübsch als die früher ebenfalls erst als Zierpflanzen eingeführten Kartoffeln und Tomaten. Im Apothekergarten macht sich die alte Heilpflanze allemal gut.
Schädlinge
Ein nur auf den ersten Blick ungewöhnlicher Schädling des Bittersüßen Nachtschattens ist der aus Nordamerika eingeschleppte Kartoffelkäfer Leptinotarsa decemlineata: Auch die Kartoffel ist ein Nachtschattengewächs. Hier fand ein transkontinentaler Austausch statt, denn der Kartoffelkäfer war zuvor in Europa ebenso unbekannt wie umgekehrt der Bittersüße Nachtschatten in Amerika. Heute ist er dort ein nicht zu vernachlässigendes wildwachsendes Reservoir für den Schädling.
Ökologie
Die Bestäubung des Bittersüßen Nachtschattens erfolgt vor allem durch Bienen und Fliegen. Dabei ist der Pollen nur über ein Loch auf der Unterseite der Staubbeutel zu erreichen – Bienen helfen mit brummenden Flugmuskeln nach, eine seltene Form der Vibrationsbestäubung. Den Nektar erreichen auch die langen Rüssel der Feldstaudenrasen-Silbereule (Macdunnoughia confusa), die Blätter nutzt die Rote Mooreule (Lacanobia splendens) als Raupenfutter.
Die Verbreitung der Samen erfolgt vor allem durch Vögel, die die roten giftigen Beeren unbeschadet fressen können.
Wissenswertes
Der Bittersüße Nachtschatten ist eine alte Heil- und Giftpflanze. Sie enthält Saponine und Alkaloide wie Solanin, vor allem in den unreifen Beeren. Früher nutzte man das Kraut in der Volksheilkunde gegen rheumatische Beschwerden, Bronchitis und Asthma, heute nur noch in Form eines standardisierten Extraktes gegen entzündliche Hauterkrankungen oder zur Unschädlichkeit verdünnt in der Homöopathie. In großen Mengen genossen führt es zu Übelkeit und Bauchschmerzen bis hin zu Atemlähmung und Kreislaufstillstand; bei Kindern gelten 30-40 unreife Beeren als tödlich.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner