Heimische Wildpflanzen sind die neuen Exoten
Heimische Wildpflanzen sind vielerorts selten geworden und damit die neuen Exoten in unseren Gärten. Sie sind, im Gegensatz zu Neuzüchtungen und Neuankömmlingen, eine wichtige Nahrungsquelle für Wildbienen und Schmetterlinge. In puncto Stand- und Klimafestigkeit sind sie anderen Arten deutlich überlegen. Auch kalte Winter überleben sie meist ohne Probleme. Gut für dich, gut für die Natur.
Also pflanzt heimische Arten, so wie diese!
Markus Wichert
Naturgärtner
Was ist Färber-Scharte?
Die Färber-Scharte ist ein einheimischer Korbblütler (Asteraceae), der in weiten Teilen Europas und Westasiens sowie im Westen Nordafrikas wild vorkommt; man findet sie in nährstoffarmen Mooren und Sümpfen, lichten Wäldern, Gestrüpp und Hochstaudenfluren. Im Garten sind ihre leuchtenden Blüten nicht nur für den Gärtner attraktiv, sondern auch für zahlreiche Insekten.
Als ausdauernde krautige Pflanze verfügt die Färber-Scharte über eine kurze dicke Pfahlwurzel, aus der ein aufrechter und gerillter, vor allem im oberen Teil verzweigter Stängel sowie fiederspaltige, gestielte und mit einem fein gesägten Rand versehene Blätter entspringen; weiter oben am Stängel werden diese zusehends einfacher, kleiner und zuletzt sitzend. Sie ist längst nicht so stachelig wie sie von weitem aussieht, sondern stachellos und unbehaart.
Im Spätsommer zeigen sich die für die Familie typischen Korbblüten, die an den Enden der Triebe in doldenartigen Rispen zu 2-5 Exemplaren zusammenstehen. Einzelne Körbchen sind walzenförmig, 15-20 Millimeter lang und 6-12 Millimeter breit, mit einer glockenförmigen Hülle aus fünf Reihen grüner, in der Sonne rotviolett überlaufener und schwarz gespitzter Hüllblätter. Im Inneren befinden sich lediglich Röhrenblüten; diese sind purpurfarben mit bläulichen Staubbeuteln, selten als Albinos weiß. Entweder bilden die Pflanzen nur weibliche Blüten oder nur zwittrige. Als Früchte werden 4-6 Millimeter lange rötlich-graue kahle Achänen mit einem gefiederten gelblichem bis weißem Pappus gebildet.
Färber-Scharte im Garten
Standort
An ihren natürlichen Standorten wächst die Färber-Scharte auf feuchten bis wechselfeuchten und eher mageren Böden mit Lehm, Ton oder Torf. Im Garten nimmt sie mit so ziemlich jeder Gartenerde vorlieb und steht bevorzugt in der Sonne oder zumindest im Halbschatten, Im Winter verträgt sie bis zu -23 °C.
Schnitt
Stauden wie die Färber-Scharte sollte man erst im Frühjahr zurückschneiden, indem man die vertrockneten Anteile eine Handbreit über dem Boden kappt. Im Winter dienen sie noch zahlreichen Kleintieren als Unterschlupf und Nahrung. Die Reste kannst Du zum Mulchen oder auf dem Komposthaufen weiterverwenden.
Vermehrung
Vermehren lässt sich die Färber-Scharte am einfachsten mit ihren Samen, die Du im Herbst ernten und aussäen kannst.
Verwendung
Die Färber-Scharte eignet sich für feuchte und frische Stellen im Garten, wie etwa den Rand von Hecken und Gehölz, für Naturwiesen oder sumpfige Ecken. In kleinen Gruppen gepflanzt kommt sie am besten zur Geltung.
Ökologie
- Die Bestäubung erfolgt durch Bienen, Hummeln, Schmetterlinge, Fliegen und Schwebfliegen.
- Den Pollen holen sich zudem 66 Wildbienen, von denen sechs als spezialisiert gelten.
- Zudem wird sie von Schmetterlingen als Raupenfutter und als Nektarpflanze genutzt.
- Die Verbreitung der Samen erfolgt mit Wind und Regen, und einmal zu Boden gefallen mittels Ameisen, die sie weiter verschleppen.
- Moorwiesen und ähnliche feuchte und nährstoffarme Standorte sind in Deutschland selten geworden; dementsprechend sind auch die Bestände der Färber-Scharte im Schwinden begriffen. Inzwischen gilt der früher häufige Korbblütler als gefährdet und steht auf der Roten Liste.
- Besonders konkurrenzstark ist die Färber-Scharte nicht; trotzdem gilt sie in einem kleinen Areal im Nordosten der USA inzwischen als Neophyt.
Wissenswertes
- Die Namen rühren von den gesägten Blättern (serratula) und von der Verwendung als Färberpflanze (tinctoria).
- Das gelbliche Serratulin findet sich vor allem in den Blättern, wenn diese vor der Blüte geerntet werden. Mittels Alaunbeize erhält man eine für einen Naturfarbstoff ungewöhnlich stabile Färbung.
- Grün gefärbte Wolle, Baumwolle und Leinen erzielte man zusammen mit dem blauen Indigo.
- Zudem ist die Färber-Scharte eine alte Heilpflanze, die man früher wegen ihrer Gerbstoffe als Adstringens bei Hämorrhoiden und geschwürigen Hautkrankheiten einsetzte.
- Färber-Scharte ist essbar; in manchen Gegenden werden die jungen Blätter gekocht und gegessen.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner