Was ist Schmalblättriges Weidenröschen?
Schmalblättriges Weidenröschen oder Stauden-Feuerkraut (Epilobium angustifolium) ist ein sommergrünes ausdauerndes Kraut aus der Familie der Nachtkerzengewächse (Onagraceae). Man findet es zerstreut in Steinschutt-Fluren, auf Mauern, in Steinbrüchen und steinschuttreichen Waldschlägen oder Hochstaudenfluren. Mit seinen Blütenständen erreicht es eine Wuchshöhe von 50-150 Zentimetern.
Unterirdisch weist es ein kriechendes Rhizom auf, mit dem es sich in der Umgebung ausbreitet. Die aufrechten Stängel sind rund oder schwach gekantet und meist unverzweigt. Sie werden nach oben hin deutlich gerötet und sind meistens vollständig kahl. Die wechselständig stehenden Blätter sind kurz gestielt, lanzettlich, 10-20 Millimeter breit, weich, unterseits blaugrün mit deutlichen Seitennerven und fein gesägtem Rand.
Die vierzähligen Blüten erscheinen in langgezogenen endständigen Trauben. Typisch für die Art sind die leicht zygomorphen Blüten, die 2-4 Zentimeter Durchmesser haben. Ihre Kelchblätter sind linealisch und dunkel purpurrot, die abgerundeten Kronblätter haben einen kurzen Nagel und sind etwas heller gefärbt. Bei den Früchten handelt es sich um linealische vierspaltige Kapseln, die bei der Reife am Ende aufspringen und die zahlreichen schopfig behaarten Samen freisetzen. Jedes Weidenröschen produziert 80.000 davon pro Jahr, mit rund 300-400 in jeder Kapsel.
Schmalblättriges Weidenröschen im Garten
Standort
Das Schmalblättrige Weidenröschen bevorzugt einen nährstoffreichen, mäßig sauren und feinerdearmen Steinboden ohne Kalk. Der Stand sollte sonnig oder zumindest halbschattig sein.
Schnitt
Ein Schneiden ist beim Schmalblättrigen Weidenröschen notwendig, um die vertrockneten Teile zu entsorgen, vor allem wenn man die Selbstaussaat mithilfe der reichlich gebildeten Samen verhindern möchte.
Vermehrung
Die Vermehrung des Schmalblättrigen Weidenröschens gelingt am einfachsten mit den Samen, die jahrelang keimfähig bleiben. Selbst verbreitet es sich zudem mit seinem weitreichenden Rhizom.
Verwendung
Mit seinen weitläufigen Wurzeln ist das Schmalblättrige Weidenröschen ein guter Bodenfestiger und macht sich gut in Staudenbeeten oder am Gehölzrand.
Schädlinge
Von Schädlingen und Krankheiten wird die allgegenwärtige und robuste Pflanze nur selten heimgesucht. Bisweilen finden sich Blattgallen und Rostflecken.
Ökologie
Hauptbestäuber des Schmalblättrigen Weidenröschens sind vor allem Honigbienen, Hummeln und Wildbienen; es gilt als ausgezeichnete Bienenweide, dessen Beitracht sich in vielen Blütenhonigen und Waldhonigen findet. 14 Schmetterlinge nutzen es als Raupenfutter, darunter der vom Aussterben bedrohte Fledermausschwärmer (Hyles vespertilio) und der Weidenröschen-Blattspanner (Ecliptoptera silaceata).
Die Verbreitung der Samen erfolgt mit dem Wind, der die Schirmchenflieger weit fortträgt.
Wissenswertes
Das Schmalblättrige Weidenröschen gilt als Pionierpflanze, das sich mit seinen zahlreichen vom Wind verbreiteten Samen schnell auf steinigen Schuttflächen und Waldlichtungen ausbreitet. Das galt auch für die Ruinen der Städte nach dem Zweiten Weltkrieg – was dem auffälligen Kraut den noch recht neuen Namen Trümmerblume eingebracht hat.
Rhizom wie Blätter des Schmalblättrigen Weidenröschens kann man kochen und wie Spargel oder als Gemüse zubereiten. Dazu verwendet man sie vorzugsweise jung, denn mit zunehmendem Alter werden sie bitter. Die langfaserigen Haarschöpfe der Samen verwendete man früher regional geflochten als Dochte für Öllampen, in Russland als Kissenfüllungen und bei den nordamerikanischen Indianern zum Weben von Stoffen. In Alaska bekamen es die Hunde der Eingeborenen in ihrem Fressen, am Yukon stellt man aus den Blüten Gelee her.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner