Was ist Großblütige Königskerze?
Großblütige Königskerze oder Wollblume (Verbascum densiflorum) gehört zur Familie der Braunwurzgewächse (Scrophulariaceae). Das imposante Gewächs erreicht eine Höhe von bis zu zwei Metern und kommt zerstreut und oft gesellig auf sonnigen Unkrautfluren von Schuttplätzen, Wegrändern, Dämmen und Ufern wie auch auf den Lichtungen von Wäldern vor.
Es handelt sich dabei um eine zweijährige, selten mehrjährige Pflanze, die im ersten Jahr eine Blattrosette und erst im Folgejahr den charakteristischen Blütenstand ausbildet. Nach der Blüte stirbt sie ab. Sie hat eine kräftige Wurzel, mit der sie auch tief im Boden noch Wasser aufspüren kann. Die Blätter stehen wechselständig und sind ebenso wie die derben runden Stängel wollfilzig behaart. Sie sind unten breit lanzettlich und werden weiter oben am Stängel zusehends elliptisch und kleiner. Die Blätter sind runzelig, mit einem grob gekerbten, gesägten oder gezähnten Rand; die mittleren und oberen laufen vollständig am Stängel herunter.
Bei den scheinbar ährigen Blütenständen handelt es sich um eine lange walzenförmige Thyrse aus vier- bis neunblütigen wickelförmigen Zymen, die jeweils der Reihe nach aufblühen, sodass die Stände stets von oben bis unten mit offenen Blüten übersät sind. Jede Pflanze bildet um die 200 davon. Die schüsselförmigen, bis zu fünf Zentimeter großen Blüten sind fünfzählig und leicht asymmetrisch zygomorph, mit grünen Kelchblättern und goldgelben Kronblättern, die gegen das Licht betrachtet durchscheinende Punkte aufweisen. Die breiten Kapselfrüchte enthalten jeweils um die 300 kleine schwarze Samen.
Großblütige Königskerze im Garten
Standort
Die Großblütige Königskerze bevorzugt einen frischen bis mäßig trockenen, nährstoff- und basenreichen humosen Lehmboden, der gerne kalkhaltig sein darf. Sie hat es gerne warm und steht am liebsten in der Sonne.
Schnitt
Ein Schneiden ist nur notwendig, um eine Selbstaussaat einzudämmen und Samen zu ernten. Lässt man einige der gekappten alten Pflanzen stehen, werden sie von Wildbienen zum Nistbau verwendet. Abgeschnitten und horizontal gelegt nehmen die Tiere sie nicht an.
Vermehrung
Die Vermehrung erfolgt mithilfe der zahlreich gebildeten Samen. Es handelt sich dabei um Kälte- und Lichtkeimer. Daher bringt man sie am besten bereits im Herbst an Ort und Stelle im Garten aus, damit sie im Winter den notwendigen Frost bekommen. Man darf sie nur leicht auf die Erde andrücken.
Verwendung
Die imposanten Stauden sind wie geschaffen für frische bis trockene Staudenbeete und machen sich auch in Rabatten oder als Hintergrund von Steingärten gut.
Schädlinge
Auch wenn die Großblütige Königskerze als recht robust gilt, finden sich an den jungen Blüten oftmals Blattläuse, und an den Blättern können Rostpilze auftreten.
Ökologie
Die langen Blütenstände sind im Sommer eine Attraktion für zahlreiche nahrungssuchende Insekten. Darüber hinaus findet bei der Großblütigen Königskerze auch Selbstbestäubung statt. Die Blätter nutzt der Königskerzen-Mönch Shargacucullia verbasci als Raupenfutter. Bienen orientieren sich am von den gelben Blüten reichlich reflektierten UV-Licht, das für menschliche Augen unsichtbar ist.
Die Verbreitung der winzigen Samen erfolgt mit dem Wind und durch Anhaften an Tieren.
Wissenswertes
Der charakteristische dicke Filz der Großblütigen Königskerze ist eine Sparvorrichtung: Mit ihnen reduziert sie die Sonneneinstrahlung und verhindert zugleich, dass allzu viel Wasser über die Spaltöffnungen verloren geht. Beim näheren Hinsehen entpuppen sich die Haare als dicht bäumchenförmig. Zusammen mit den am Stängel herablaufenden Blättern sorgen sie zudem dafür, dass Regenwasser gezielt zur Pflanze hin und damit zu den Wurzeln geleitet wird.
Was sind zweijährige Pflanzen?
Zweijähre Pflanzen bilden im ersten Jahr meist nur eine flache Rosette. Im nächsten Jahr wächst die Pflanze in die Höhe, blüht und versamt sich. Die Pflanze stirbt und aus dem Samen entsteht die nächste Generation.
Markus Wichert
Naturgärtner