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Schmetterlinge – das sind nicht nur bunt schillernde Tagfalter, sondern vor allem eher unscheinbare Nachtfalter. Gammaeule, Nachtpfauenauge und Schönbär werden erst in der Dämmerung aktiv und bleiben unseren Blicken meist verborgen. In der Natur fungieren sie als Bestäuber und Nahrungsquelle für zahlreiche Tiere. Ein schmetterlingsfreundlicher Garten sollte daher sowohl für tagaktive wie auch nachtaktive Schmetterlinge geeignet sein.
Du findest bei uns nicht nur die passenden Blüten und Raupenfutter für Nachtfalter, sondern auch Informationen darüber, wie Du Deinen Garten mit geeigneten Lebensräumen nachtfaltergerecht gestalten kannst. Von praktisch allen Maßnahmen profitieren Tagfalter, Wildbienen und andere Insekten ebenfalls. Die wichtigsten davon:
Nachtfalter beobachten leicht gemacht. Du möchtest gerne wissen, was sich da nachts Deinem Garten tummelt und Dir mit den Kindern die heimlichen Besucher ansehen? Die Biologiestunde lässt sich mit einfachen Mitteln bewerkstelligen.
Alles eine Frage des richtigen Köders: Überreife, leicht in Gärung übergegangene Früchte weisen mit ihrem Fruchtaroma und dem frisch gebildeten Alkohol aus weiter Ferne den Weg. Dem kannst Du noch ein wenig nachhelfen, indem Du etwas Bier oder Wein hinzugibst. In einer flachen Schale auf dem Balkon, der Terrasse oder hinterm Haus zieht die Köderflüssigkeit die Nachtfalter der Umgebung magisch an.
Umgangssprachlich bezeichnet man alles, was nachts an Schmetterlingen unterwegs ist als Motten. Dank Kleidermotten und Lebensmittelmotten mit einem negativen Beigeschmack. Aber diese Schädlinge machen nur einen winzigen Teil der Artenvielfalt aus. Auffälligstes Merkmal: Nachtfalter sind allesamt eher tarnfarben als auffällig.
Genetisch ist die Unterscheidung Tagfalter - Nachtfalter unsinnig; sie hat rein praktische Gründe und nichts mit den familiären Verhältnissen zu tun. Ein Beispiel: Die als Nachtfalter geltenden Widderchen (Zygaenidae), Sackträger (Psychidae) und Glasflügler (Sesiidae) sind eigentlich tagaktiv.
Was man kaum zu Gesicht bekommt wird gerne unterschätzt. In Europa gibt es über 10.200 Schmetterlingsarten, in Deutschland alleine um die 3.700, und davon sind die meisten nachtaktiv: am helllichten Tag unterwegs sind gerade mal 190 Tagfalter. Deren buntes Flügelkleid ist relativ neu in der Evolution; der unscheinbarere Teil der Schmetterlinge ist dagegen mindestens 190 Millionen Jahre alt.
Tagfalter sind vor allem deshalb so auffällig bunt, weil sie damit Partner anlocken. Die eher konservativ gekleideten Nachtfalter hingegen wissen genau, warum sie lieber im Tarnlook unterwegs sind: Mit braun, grau und weißlich und ein paar passenden Bändern und Flecken sind sie unauffällig und verschmelzen optisch mit ihrer Umgebung. Gut beobachten kann man das beim Birkenspanner, der mit ausgebreiteten Flügeln auf einer Birke sitzend die perfekte Mimikry vorführt.
Tarnung ist wichtig, weil viele Tiere die Nachtfalter zum Fressen gern haben: nicht nur Vögel, sondern auch Raubinsekten, kleine Säugetiere wie Igel und Mäuse und nicht zuletzt Fledermäuse, für die sie zu den wichtigsten Nahrungsquellen überhaupt gehören. Trotzdem ist die nächtliche Aktivität der beste Schutz vor den noch gefährlicheren hungrigen Amseln und Meisen, Hornissen und Libellen, die am hellen Tag auf die Jagd gehen.
Wenn man nicht mit buntem Hochzeitskleid auf dem Büffet von Mausohr & Co. landen möchte, muss man sich anders um einen Partner kümmern. Nachtfalter sind Meister der Pheromone – was die Weibchen an Düften abgeben, riechen die paarungswilligen Männchen über viele Kilometer Entfernung. Das sieht man an den Riechorganen: Bei Tagfaltern sind die Fühler am Ende nur knopfförmig verdickt, bei Nachtfalter oft riesig und kammartig oder gefiedert mit entsprechend vielen Rezeptoren, mit denen sie sogar räumlich riechen und das Weibchen zuverlässiger als jedes GPS orten.
Bei vielen Nachtfaltern ist die Stellung der Flügel auffällig. Wenn sie sich nicht gerade auf einem Baumstamm mit ausgebreiteten Flügeln tarnen, sind die Tragflächen dachziegelartig zusammengeklappt und werden nur zum Fliegen ausgebreitet. Da sich die Tiere vor allem auf ihren Geruchssinn verlassen und keine besonderen optischen Unterschiede benötigen sehen Männchen und Weibchen oft einander so ähnlich, dass selbst ein erfahrener Zoologe genau hinschauen muss: Oft kann er sie nur unter Lupe und Mikroskop anhand ihrer Geschlechtsorgane auseinanderhalten.
Die Puppen von Nachtfaltern sind leicht von denen der Tagfalter zu unterscheiden: Während diese ihre typischen Sturzpuppen und Gürtelpuppen an Blättern, Stängeln und Ästen befestigen, verpuppen sich die Nachtfalter in einem Kokon oder graben sich in die Erde ein. Das bekannteste Beispiel für so einen Kokon liefert die Seidenraupe - auch sie ist ein Nachtfalter.
Erwachsene Nachtfalter haben ähnliche Vorlieben wie Tagfalter: Nektar von Blüten, Tau, Baumsäfte und Honigtau von Läusen und nicht zuletzt gärende Früchte stehen bei beiden auf der Speisekarte. Mit ihren langen Rüsseln sind Nachtfalter prädestiniert für die Bestäubung von Blüten mit besonders langer Röhre. Typisch: Viele beginnen erst in der Abenddämmerung zu duften. Wie beim Partner-Radar kommen den Tieren auch hier ihre großen riechenden Fühler zugute.
Einige Arten fressen ausgewachsen überhaupt nichts– sie haben nach der Verpuppung keine Mundwerkzeuge mehr. Das gilt vor allem für einige spät im Jahr schlüpfende und überwinternde Arten; sie müssen mit dem auskommen, was sie sich als Raupen angefressen haben.
Wer sich abends über die Nachtfalter am Teichrand, an Pfützen oder nassen Mauern wundert: Hier nehmen sie Wasser und darin gelöste Mineralstoffe auf. Salze sind so wichtig, dass sie noch nicht einmal vor Schweiß haltmachen. Nicht wundern, wenn sogar Dein zum Trocknen aufgehängtes T-Shirt von der abendlichen Jogging-Runde zur Attraktion wird.
Die Raupen der Nachtfalter haben ein wesentlich größeres Nahrungsspektrum als die der Tagfalter: Sie fressen Blätter von Nadelbäumen, Pilze, Algen, Flechten, Moose, Farne, Wurzeln, Holz und verrottendes organisches Material, von faulendem Holz und Laub bis hin zu Exkrementen. Bei ihnen gibt es wesentlich mehr polyphage Nahrungsuniversalisten als monophage Nahrungsspezialisten. Übrigens: Im Gegensatz zu ihren Eltern sind sie auch tagsüber unterwegs.
Thema Insektensterben: Neben den üblichen Verdächtigen – Monokulturen, Pestizide, Umweltverschmutzung und Rückgang natürlicher Flächen – kommt bei den nachtaktiven Schmetterlingen noch ein weiterer, meist wenig beachteter Faktor hinzu: Lichtverschmutzung.
Nachtfalter orientieren sich am Mondlicht, nachts unter natürlichen Bedingungen die einzige zuverlässige Lichtquelle. Daher ist es kaum verwunderlich, dass unser Bedürfnis nach Helligkeit für Verwirrung und Desorientierung sorgt. Straßenlaternen, beleuchtete Industrieanalgen, Flutlicht in Stadien und Autoscheinwerfer ziehen die Tiere magisch an wie die sprichwörtlichen Motten das Licht.
Fledermäuse wissen das zu schätzen – sie machen rund um die Lichtquellen äußerst erfolgreich Jagd und müssen erst gar nicht mühsam auf die Suche nach Futter gehen. Des einen Freud, des andern Leid – welche Auswirkungen solche Eingriffe des Menschen in die Natur letztlich haben sollte man immer mit Vorsicht betrachten.
Wer zuhause zum Schutz der Nachtfalter beitragen möchte, sollte die abendliche Festbeleuchtung im Garten nicht ausufern lassen. Romantische Beleuchtung mit Kerzen beim gemeinsamen Grillabend wollen wir Dir auf gar keinen Fall mies machen, aber als ökologisch bewusster Mensch solltest Du das mit der Schädlichkeit für nachtaktive Insekten immer im Hinterkopf behalten. Stell die Kerzen einfach in eine Lampe, mit der die Nachtfalter vor der offenen Flamme geschützt sind.
Unser Tipp: Oft hilft es bereits, farblich wärmeres Licht zu verwenden – die Schmetterlinge fühlen sich vor allem vom kalten Mondlicht angezogen, also zu etwas Bläulichem oder zu UV-Licht. UV-Fliegenfänger sind tagsüber gegen ungebetene Gäste in der Küche allemal besser als die chemische Keule, aber nachts im Garten sind solche Geräte ein ökologisches Desaster. Stechmücken wirst Du mit streng riechenden ätherischen Ölen schonend und natürlich los.
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