Was ist Schöllkraut?
Das Schöllkraut (Chelidonium majus) findet man häufig an Ruderalstellen, wo die einheimische Staude bis zu 70 Zentimetern hoch wird. Den Namen hat das zu den Mohngewächsen (Papaveraceae) gehörende Kraut von griechisch chelidonium, Schwalbe bekommen, weil es recht genau zu der Zeit blüht, in der auch die Zugvögel bei uns nisten.
Mit seinem braunschwarzen Rhizom und seinen faserigen Wurzeln findet das genügsame Schöllkraut selbst in Mauerritzen und zwischen Steinen Halt. Es wächst zwei- oder mehrjährig und ist typisch für Waldränder, Wege und Schuttplätze. Seine gefiederten blaugrünen Blätter stehen bodenständig in einer Rosette, weiter oben über die Stängel verteilt. Sie sind am Rand gekerbt und erinnern an die einer Eiche; auf der Unterseite stehen einige Drüsenhaare. Charakteristisch ist der goldgelbe Milchsaft, der beim Abrupfen der Blätter und Stängel zutage tritt.
Die leuchtend gelben, gut zwei Zentimeter großen Blüten glänzen und haben vier Kronblätter. Daraus entwickeln sich langgestreckte Kapselfrüchte, die der Länge nach aufreißen und die eiförmigen schwarzen Samen freigeben.
Schöllkraut im Garten

Quelle: Orest lyzhechka/shutterstock.com
Standort
Schöllkraut liebt stickstoffhaltigen, nährreichen Boden und einen warmen, schattigen bis halbschattigen Standort. Längere Trockenphase übersteht es, winterliche Fröste machen ihm nichts aus.
Schnitt
Ein Schnitt ist bei der zwei- bis mehrjährigen Pflanze nicht nötig, da sie sich im Winter zurückzieht.
Vermehrung
Die Vermehrung von Schöllkraut erfolgt durch Ableger aus den dichten Horsten oder mit Samen.
Verwendung
Schöllkraut gibt mit seinen leuchtenden Blüten einen hübschen Farbtupfer in Kräutergärten, an Mauern und im Unterwuchs von Sträuchern und Hecken.
Schädlinge
Die Alkaloide des Mohngewächses halten Schädlinge zuverlässig fern – selbst Blattläuse und Schneckenmachen um das saftige Grün einen Bogen.
Ökologie
Schöllkraut bestäubt sich größtenteils selbst, aber auch Insekten wie Bienen, Schwebfliegen und Schmetterlinge finden sich auf den leuchtend gelben Blüten ein. Die schwarzen Samen tragen ein hahnenkammartiges weißes Elaisosom, das Ameisen anlockt und so die Verbreitung sicherstellt.
Wissenswertes
Als Heilpflanze ist das Schöllkraut seit der Antike bekannt. Bereits die griechischen Ärzte wie Hippokrates und Dioskurides verwendeten es bei Hauterkrankungen, und in den mittelalterlichen Kräuterbüchern wird es ausführlich besprochen. Hildegard von Bingen beschreibt in ihrer Physica eine Mischung von Schöllkraut und Talg, die eingenommen gegen innerliche Geschwüre, also Krebs helfen soll. Neben Flavonoiden sind Alkaloide wie Berberin, Chelidonin und Coptisin die biologisch aktivsten Inhaltsstoffe; in der Wurzel sind sie am stärksten konzentriert.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner