Heimische Wildpflanzen sind die neuen Exoten
Heimische Wildpflanzen sind vielerorts selten geworden und damit die neuen Exoten in unseren Gärten. Sie sind, im Gegensatz zu Neuzüchtungen und Neuankömmlingen, eine wichtige Nahrungsquelle für Wildbienen und Schmetterlinge. In puncto Stand- und Klimafestigkeit sind sie anderen Arten deutlich überlegen. Auch kalte Winter überleben sie meist ohne Probleme. Gut für dich, gut für die Natur.
Also pflanzt heimische Arten, so wie diese!
Markus Wichert
Naturgärtner
Was ist Braunstieliger Streifenfarn?
Der Braunstielige Streifenfarn ist Namensgeber der Streifenfarngewächse (Aspleniaceae). Man findet ihn wild wachsend weltweit in vielen vorzugsweise gemäßigten bis kühleren Regionen auf Felsen, Mauern und in Wäldern mit hoher Luftfeuchtigkeit.
Unterirdisch verfügt er über ein kurzes aber kräftiges schuppenbesetztes Rhizom, oberirdisch erscheinen daraus bis zu 30 Zentimeter hohe Büschel aus filigranen Wedeln. Namensgebend ist die schwarzglänzende bis braune Rachis dieser Wedel, die von immergrünen schmalen, sich zur Spitze hin verjüngenden Blättern umstanden wird. Die einzelnen Blättchen sind gelbgrün bis dunkelgrün und abgerundet; einzelne Wedel erreichen eine Länge von bis zu 40 Zentimetern, bleiben aber mit 8-20 Zentimetern meist deutlich kleiner. Die Sporen sitzen unter kleinen linealischen bis ovalen Indusien auf der Unterseite der Blätter; jedes davon beherbergt 4-8 einzelne schräg stehende Sori, die 1-4 Millimeter lang werden.
Braunstieliger Streifenfarn im Garten

Quelle: Robert Biedermann/shutterstock.com
Standort
Einfache Faustregel: Der Braunstielige Streifenfarn hasst trockenen Boden, zu viel Nährstoffe und pralle Sonne.
Die Erde sollte immer gleichmäßig feucht sein, nur nicht staunass; zu fruchtbarer Boden lässt ihn unschön auswachsen und macht ihn ausgesprochen anfällig für Pilze und Schädlinge, und in der vollen Sonne verbrennt er schnell. Dagegen ist ihm Halbschatten oder Schatten absolut zuträglich. Die heimischen Farne sind ausgesprochen winterhart und nehmen bis zu -45 °C klaglos hin.
Schnitt
Zu schneiden gibt es beim Braunstieligen Streifenfarn kaum etwas; Du kannst die vertrockneten Wedel auch einfach stehenlassen, sie vergehen bei Wind und Wetter ohnehin recht flott. Wenn Sie Dich stören kannst Du sie auch abschneiden und zum Mulchen oder auf dem Kompost weiterverwenden.
Ungeschnitten sehen ältere Pflanzen im Frühjahr aus wie Perücken aus glänzenden schwarzen Haaren, zwischen denen die neuen Wedel erscheinen.
Vermehrung
Am einfachsten lässt sich der Braunstielige Streifenfarn vegetativ vermehren; seine Rhizome breiten sich an ihm zusagenden Standorten schnell in der Umgebung aus und lassen sich ausgraben und versetzen. Die Nachzucht aus Sporen ist zwar eine spannende Angelegenheit, dauert aber reichlich lange, bis darauf schöne große Pflanzen geworden sind.
Verwendung
Lieber schattig und immer schön feucht – das passt zum Unterwuchs von Hecken und Sträuchern, schattige Mauern und ähnliche Standorte. Falls ihm die Gegend zusagt bildet er schnell ansehnliche Kolonien.
Schädlinge
Schädlinge und Krankheiten machen dem Braunstieligen Streifenfarn höchst selten zu schaffen – die heimischen Farne sind ausgesprochen hart im Nehmen und werden so gut wie nie so geschädigt, dass sie kleinbeigeben.
Ökologie
Für die Verbreitung der Sporen sorgen Wind und Wasser; Nektar und Pollen gibt es bei Farnen als archaischen Gewächsen noch nicht zu holen. Dessen ungeachtet spielen sie in natürlichen Ökosystemen eine wichtige Rolle, etwa als Unterschlupf für Insekten und natürlich auch als Nahrung – wobei die Pflanzen wegen ihrer Inhaltsstoffe nicht für viele Tiere bekömmlich sind.
Wissenswertes
- Früher galt der Braune Streifenfarn als Heilpflanze; heute wird er von der modernen Naturheilkunde und Phytotherapie kaum noch genutzt.
- In der Antike sagten ihm Dioskurides und Plinis d.Ä. nach, dass er Gifte neutralisiert, harntreibend wirkt und bei Erkrankungen der Haut, Milz und Leber hilft.
- In den Kräuterbüchern des ausgehenden Mittelalters wie Matthiolus, Leonhart Fuchs und Brunschwig wurde er noch ausführlichst behandelt.
- Das Kraut gilt als schleimlösend, entzündungshemmend und harntreibend.
- Die Zierpflanze für schattige feuchte Mauern gewann den Garden Merit Award der Royal Horticultural Society.