Was ist Berg-Steinkraut?
Berg-Steinkraut, Steinkresse, Steinrich oder Berggold (Alyssum montanum) ist ein beliebter, nur 10-20 Zentimeter hoher buschiger Bodendecker, der im zeitigen Frühjahr mit besonders reichhaltiger Blütenpracht auf sich aufmerksam macht. Es gehört zur Familie der Kreuzblütler (Brassicaceae) und kommt bei uns mittlerweile nur noch selten wild auf warmen und basenreichen Felsfluren, Trockenrasen und Steppenrasen vor. Sein natürliches Verbreitungsgebiet reicht von Frankreich bis zum Balkan und nach Russland hinein, wo es von mittleren Lagen bis in eine Höhe von 1500 Metern wächst.
Beim Berg-Steinkraut handelt es sich um eine krautige mehrjährige Pflanze, die über ein bis zu einem Meter in die Tiefe reichendes verholzendes Rhizom und zahlreiche aufrechte und aufsteigende Stängel verfügt. An diesen stehen zahlreiche wechselständige, 8-25 Zentimeter lange einnervige Blätter; im unteren Anteil sind sie verkehrt-eiförmig, im oberen Teil lanzettlich und zusehends kleiner. Ihre Unterseite ist durch kleine Sternhaare weißfilzig, die Oberseite graugrün.
Die angenehm nach Honig duftenden, fünf Millimeter großen Blüten von Alyssum montanum erscheinen im April und Mai an den Enden der Stängel, wo sie kurze Trauben aus 15-50 Einzelblüten bilden und das Blattwerk vollständig überdecken. Während der Blütezeit verlängern sich die Trauben stetig. Jede einzelne Blüte ist Kreuzblütler-typisch vierzählig mit doppelter Blütenhülle, sternförmig und zwittrig. Die 2-3 Millimeter langen grünen Kelchblätter fallen während der Fruchtreife ab; die Kronblätter sind leuchtend gelb, 4-6 Millimeter lang, zwei Millimeter breit und am Ende ausgerandet. In der Mitte stehen sechs geflügelte Staubblätter und zweifächerige Fruchtknoten mit kurzen Griffeln.
Aus den Fruchtknoten entwickeln sich 3-6 Millimeter lange, rundlich-flache Schötchen, die außen teils mit Sternhaaren besetzt sind und an denen der Griffel erhalten bleibt. Ihr Stiel ist 1-2 Millimeter lang. Sie öffnen sich mit zwei Klappen, um die jeweils ein bis zwei Samen der beiden Fächer freizugeben.
Berg-Steinkraut im Garten
Standort
Wie an seinen natürlichen Standorten bevorzugt das Berg-Steinkraut auch im Garten einen eher trockenen und nährstoffarmen, vor allem basenreichen, neutralen bis mäßig sauren und flachgründigen Steinboden, der gerne Kalk enthalten darf und möglichst der Sonne exponiert liegt. Ansonsten nimmt es mit jeder Gartenerde vorlieb, so lange die nur gut durchlässig ist: Staunässe sollte man unbedingt vermeiden, denn die nimmt es ausgesprochen übel. Das gilt insbesondere für den Winter, wo das Wasser gut ablaufen muss. Als einheimische Pflanze ist Alyssum montanum natürlich vollkommen frosthart und übersteht im Winter auch tiefe Minusgrade bis unter -20 °C.
Schnitt
Am besten schneidest Du das Berg-Steinkraut nach der Blüte etwas zurück, am besten im Herbst, dann wächst es buschiger und wird nicht so schnell kahl und blühfaul. Nur wenn Du Samen gewinnen möchtest solltest Du einige Fruchtstände ausreifen lassen.
Vermehrung
Eine Vermehrung ist mit Samen möglich. Die Aussaat erfolgt vorzugsweise im Herbst oder im Frühling, oder man zieht sie im Haus vor und bringt sie im Frühjahr ins Freiland. In Töpfen vorgezogen kannst Du Berg-Steinkraut auch fertig kaufen. Ansonsten sorgt Alyssum montanum auch fleißig für Selbstaussaat. Die Lichtkeimer dürfen nur leicht auf das Substrat angedrückt werden.
Stecklinge schneidet man vom grünen Holz, am besten im Frühsommer; sie bewurzeln mit etwas mehr Feuchtigkeit als üblich recht zuverlässig. Verpflanzen oder Teilen ist Fehlanzeige – da spielt die extrem lange Pfahlwurzel nicht mit.
Verwendung
Dank seiner Vorliebe für trockene und steinige Standorte ist das Berg-Steinkraut geradezu prädestiniert für den Steingarten oder für den Vordergrund von Rabatten und Beeten; selbst auf bodenarmen Trockenmauern findet es noch Halt. Als Dachbegrünung ist es ähnlich unschlagbar, und in Topf und Kübel lässt es sich auch auf Balkon und Terrasse bringen.
Damit es gut zur Geltung kommt pflanzt man es üblicherweise in Gruppen oder mit anderen bunt blühenden Bodendeckern. Gut kombinieren kann man Alyssum montanum unter anderem mit Blaukissen (Aubrieta spec.), Gänsekresse (Arabis spec.) und Phlox (Phlox spec.).
Schädlinge
Blattläuse lassen sich bei Alyssum montanum kaum vermeiden; unangenehmer sind Wurzelfäule oder Mehltau und Rostpilze an den Blättern, die vor allem bei ungünstigen Bedingungen auftreten, insbesondere bei zu wenig Sonne und zu viel Feuchtigkeit. Ansonsten ist das Berg-Steinkraut wenig anfällig und robust, sodass Schädlinge und Krankheiten es längst nicht so zuverlässig umbringen wie Staunässe. Sogar im Gegenteil: Der intensive Geruch der Blüten und die im Kraut enthaltenen Senfölglykoside schützen die Pflanzen in der näheren Umgebung vor vielen Schädlingen. Selbst die sonst wenig wählerischen Schneckenkönnen sich für die Steinkresse nicht erwärmen.
Ökologie
Mit seinen Pfahlwurzeln und dem weitreichenden Wurzelsystem erobert das Berg-Steinkraut selbst die kleinsten Ritzen zwischen Steinen. So findet es an den trockensten Standorten immer noch etwas Wasser.
Bestäubt wird das Berg-Steinkraut vor allem von Bienen und Fliegen; mit seinem reichlich gebildeten und leicht zugänglichen Pollen und Nektar gilt es als ausgesprochen bienenfreundlich. Ökologisch wichtig ist vor allem die frühe Blütezeit im März und April, wo der Tisch noch nicht allzu reichlich gedeckt ist.
Am Pollen für die Versorgung ihrer Brut interessieren sich sieben Wildbienen: die Sandbienen Andrena lagopus, (Andrena tscheki, Andrena dorsata, Andrena flavipes und Andrena haemorrhoa sowie die beiden Schmalbienen Lasioglossum nitidulum und Lasioglossum nitidusculum.
Die Samen werden durch auftreffende Regentropfen aus ihren Schötchen geschleudert.
Bemerkenswert ist die
Schwermetalltoleranz von
Alyssum montanum. Nicht nur dass es
Blei, Cadmium und Zink in Konzentrationen verträgt, bei denen andere Pflanzen längst eingehen, das Berg-Steinkraut sammelt sie – es ist ein
Hyperakkumulator, der für die Dekontaminierung von schwermetallhaltigen Böden diskutiert wird.
Wissenswertes
Nach mir die Eiszeit
Man vermutet, dass das Berg-Steinkraut ursprünglich in Osteuropa und im Mittelmeerraum beheimatet war und sich erst dank der Klimaerwärmung nach der letzten Eiszeit nach Mitteleuropa ausgebreitet hat.
Zwei Unterarten – eine seltener als die andere
Botaniker unterscheiden zwei Unterarten vom Berg-Steinkraut:
- Alyssum montanum ssp. montanum , die Typart, kommt in Deutschland am Bodensee, in Mainfranken und Hessen, Thüringen, Brandenburg und Sachsen vor. Ihre Blätter sind schmal-lanzettlich, 1-2,5 Zentimeter lang, ganzrandig mit runden behaarten Schötchen und 10-20 Zentimeter langen traubigen Blütenständen.
- Alyssum montanum ssp. gmelinii ist bei uns noch seltener und wächst lediglich in Mainfranken und der nördlichen Oberrheinebene. Die Triebe sind niederliegend bis aufrecht, seine Blätter breit-lanzettlich, entfernt gezähnt und bis zu zehn Zentimeter lang, die Blütenstände erreichen eine Höhe von 10-30 Zentimeter. Die Kronblätter sind mit 3-4 Millimeter Länge und 1-1,5 Millimetern Breite etwas kleiner, die Schötchen meistens kahl und elliptisch geformt.
Beide gelten als gefährdet und stehen unter Naturschutz, insbesondere Alyssum montanum ssp. gmelinii. Wild wachsende Exemplare dürfen also keinesfalls gepflückt oder ausgegraben werden.
Noch gelber als gelb: Berggold
Für den Steingarten besonders beliebt ist die Sorte Alyssum montanum ‚Berggold‘, bei der die Blüten noch intensiver gelb gefärbt sind als bei der Stammform.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner