Heimische Wildpflanzen sind die neuen Exoten
Heimische Wildpflanzen sind vielerorts selten geworden und damit die neuen Exoten in unseren Gärten. Sie sind, im Gegensatz zu Neuzüchtungen und Neuankömmlingen, eine wichtige Nahrungsquelle für Wildbienen und Schmetterlinge. In puncto Stand- und Klimafestigkeit sind sie anderen Arten deutlich überlegen. Auch kalte Winter überleben sie meist ohne Probleme. Gut für dich, gut für die Natur.
Also pflanzt heimische Arten, so wie diese!
Markus Wichert
Naturgärtner
Was ist Wiesen-Pippau?
Wiesen-Pippau oder Zweijähriger Pippau (Crepis biennis) ist ein in Deutschland häufiges zweijähriges Kraut aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Man findet die 30-100 Zentimeter hohen Pflanzen auf Wiesen und Wegen mit frischen und nährstoffreichen Böden.
Seine Stängel verzweigen sich erst in der oberen Hälfte und sind rund und gerillt. Die sitzenden Blätter sind am Grund gezähnt bis geöhrt, leicht pfeilförmig mit nach hinten gerichteten Sägezähnen und wie der Stängel kahl oder schwach behaart. Bei dem nur aus Zungenblüten bestehenden Blütenkörbchen sind die äußeren Hüllblätter abstehend, die inneren außen graufilzig und innen zur Spitze hin seidig behaart. Insgesamt erreichen die aus bis zu 100 Zungenblüten bestehenden goldgelben Körbchen einen Durchmesser von 25-35 Millimetern; eine einzelne Pflanze bildet bis zu 14 davon, die in lockeren Doldenrispen stehen. Die gerippten braunen Achänen sind bis fünf Millimeter lang und haben einen großen weißen Pappus.
Wiesen-Pippau im Garten

Quelle: DIANA LONDERO/shutterstock.com
Standort
An seinen natürlichen Standorten wächst der Wiesen-Pippau auf frischen und nährstoffreichen, humosen und leicht sauren Ton- und Lehmböden. Er liebt Wärme und ist nicht trittfest, nach Mähen verschwindet er.
Schnitt
Ein Schnitt ist beim Wiesen-Pippau nur zum Entfernen alter und verwelkter Triebe notwendig. Will man eine Selbstaussaat verhindern, muss man die jungen Früchte rechtzeitig vor der Reife entfernen.
Vermehrung
Die Vermehrung des Wiesen-Pippau erfolgt mit den etwas an Kümmel erinnernden Samen.
Verwendung
Wiesen-Pippau im Garten ist eher ungewöhnlich, aber er ist eine dekorative Wildpflanze für naturnahe Blumenbeete und Naturgärten. Zudem ist er eine ertragreiche Pollenquelle für zahlreiche Wildbienen.
Schädlinge
Krankheiten und Schädlingen spielen beim robusten Wiesen-Pippau kaum eine Rolle. Bei zu feuchtem Stand kann Mehltau auftreten, und auf den jungen Trieben und Knospen finden sich bisweilen Blattläuse.
Ökologie

Quelle: HWall/shutterstock.com
Die Blätter des Wiesen-Pippau nutzt der nachtaktive Schmetterling Bocksbarteule (Amphipyra tragopoginis) als Raupenfutter. Wesentlich beliebter ist sein Pollen bei Honigbienen und vor allem bei Wildbienen. Insgesamt 19 unserer einheimischen Wildbienen nutzen ihn als Futterquelle für ihre Brut, vor allem Sandbienen (Andrena spec.), Mauerbienen (Osmia spec.) und Furchenbienen (Lasioglossum spec.). Bleiben die tierischen Helfer aus kommt es aus zu einer Selbstbestäubung.
Wissenswertes
In der Landwirtschaft ist der Wiesen-Pippau nicht gerne gesehen, weil er ein recht hartes Heu liefert und Kühe ihn nicht gerne fressen. Auf gemähten Wiesen und auf Weiden verschwindet er schnell, da er weder Mahd noch Beweidung verträgt.
Was sind zweijährige Pflanzen?
Zweijähre Pflanzen bilden im ersten Jahr meist nur eine flache Rosette. Im nächsten Jahr wächst die Pflanze in die Höhe, blüht und versamt sich. Die Pflanze stirbt und aus dem Samen entsteht die nächste Generation.
Markus Wichert
Naturgärtner