Was ist Kleines Mädesüß?
Kleines Mädesüß, Knolliges Mädesüß oder Filipendelwurz (Filipendula vulgaris) gehört zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Anders als seine „große“ Verwandte trifft man es in der freien Natur nur selten an. Es bewohnt Kalk-Magerrasen, Halbtrockenrasen, Gebüschsäume, Waldränder und lichte Eichen- und Kiefernwälder vor allem in den Alpen, aber auch in den Mittelgebirgen Europas bis nach Westsibirien hinein.
Die ausdauernde Staude bildet ein dickes, in Abständen knollig verdicktes Rhizom und aufrechte, bis zu 80 Zentmeter hohe Triebe. Ihre schlanken verzweigten Stängel sind massiv und rund bis schwach gekantet. Daran stehen in einer grundständigen Rosette und wechselständig über den Stängel verteilt die sommergrünen Blätter. Diese sind farnartig zerteilt, dunkelgrün und schwach oder völlig unbehaart, mit etwa zwei Zentimeter großen länglichen Fiederblättchen. Beim Zerreiben riechen sie, genau wie die Wurzeln, intensiv aromatisch nach Wintergrünöl.
Ab Frühsommer erscheinen die endständigen, bis zu 15 Zentimeter Durchmesser und 10 Zentimeter Länge erreichenden Schirmrispen. Sie sind reich verzweigt und geradezu flauschig mit Blüten übersät. Diese sind 10-15 Millimeter breit, zwittrig und sternförmig, mit sechs grünen Kelchblättern und sechs 5-9 Millimeter langen weißen, häufig außen rotgefärbten Kronblättern. In ihrer Mitte erheben sich zahlreiche meist ebenso lange Staubblätter und behaarte Fruchtblätter mit einer schirmartig verzweigten Narbe. Als Früchte bilden sie 3-4 Millimeter lange flache hellbraune Achänen mit Haaren.
Kleines Mädesüß im Garten

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Standort
Das Kleine Mädesüß wächst in freier Wildbahn auf sommerwarmen und wechseltrockenen, basenreichen und mild humosen Lehm- und Tonböden. Kalk darf gerne dabei sein, und es steht vorzugsweise in der vollen Sonne oder wenigstens im Halbschatten. Die Pflanzen sind vollkommen frosthart.
Schnitt
Ist die Luftfeuchtigkeit ausreichend hoch, bleiben die Blätter während der gesamten Vegetationsperiode erhalten. Unter trockenen Bedingungen verdorren sie im Spätsommer. Dann kann man sie getrost entfernen. Im Herbst schneidet man die alten Pflanzen nah am Boden zurück.
Vermehrung
Die geernteten Samen kann man bereits im Herbst oder im darauffolgenden Frühjahr an Ort und Stelle aussäen. Teilen lassen sich die Horste im Frühling oder Herbst, und Wurzelschnittlinge lassen sich zeitig im Frühjahr schneiden. Selbst breitet sich das Kleine Mädesüß mithilfe seines kriechenden Rhizoms aus und bildet kleine Gruppen.
Verwendung
Mit seiner Vorliebe für reichlich Licht und Wärme pflanzt man das Kleine Mädesüß vorzugsweise in sonnenexponierten Rabatten. Im kleinen Gruppen kommt es am besten zur Geltung. Es verträgt deutlich mehr Trockenheit als seine Verwandten, die eher feuchte Böden und auch mehr Schatten bevorzugen.
Schädlinge
Das Kleine Mädesüß ist recht robust, aber relativ anfällig für Pilzerkrankungen wie Mehltau und Blattflecken. Die häufig an den Blüten anzutreffenden Blattläuse richten keinen nachhaltigen Schaden an.
Ökologie

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Bestäubt wird das Kleine Mädesüß von Insekten, aber auch Selbstbestäubung ist möglich. Sie liefern reichlich Pollen und Nektar und werden reichlich von Bienen, Fliegen, Schwebfliegen und Käfern besucht. Die behaarten und mit einem Haken versehen Früchte werden wie Kletten durch Tiere verbreitet. Im Wald sind die stärkehaltigen Knollen ein beliebtes Futter für Wildschweine.
Wissenswertes
Ein anderer Name für das Knollige Mädesüß ist Filipendula hexapetala. In der Naturheilkunde wird daraus ein Tee gekocht, in alter Tradition wie es bereits die alten Kräuterbücher berichteten. Dort setzte man den Sud gegen Bisse tollwütiger Hunde, Schlangenbisse, Epilepsie, Hämorrhoiden und Rheuma ein.
Neben der Wildform sind im Gartenfachhandel vor allem die Zuchtsorten beliebt, wie ‚Flore Pleno‘, ‚Pleno‘ oder ‚Multiplex‘ mit bronzefarbenen Knospen und gefüllten cremefarbenen Blüten, oder ‚Rosea‘ mit rosa Blütenfarbe.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner