Heimische Wildpflanzen sind die neuen Exoten
Heimische Wildpflanzen sind vielerorts selten geworden und damit die neuen Exoten in unseren Gärten. Sie sind, im Gegensatz zu Neuzüchtungen und Neuankömmlingen, eine wichtige Nahrungsquelle für Wildbienen und Schmetterlinge. In puncto Stand- und Klimafestigkeit sind sie anderen Arten deutlich überlegen. Auch kalte Winter überleben sie meist ohne Probleme. Gut für dich, gut für die Natur.
Also pflanzt heimische Arten, so wie diese!
Markus Wichert
Naturgärtner
Was ist Wiesen-Kerbel?
Wiesen-Kerbel (Anthriscus sylvestris) ist ein ausdauerndes oder zweijähriges Kraut aus der Familie der Doldenblütler (Apiaceae). Wie sein Name bereits verrät findet man ihn häufig auf Wiesen und Weiden, an Wald- und Wegrändern und Böschungen.
Er wird bis zu anderthalb Meter hoch und blüht im Frühjahr als erstes Doldengewächs. In der Erde verbirgt sich eine kräftige, rübenförmige Wurzel ähnlich einer Möhre. Der gefurchte, ungefleckte Stängel ist innen hohl, steif behaart und dicht mit zwei- bis dreifach gefiederten, frischgrünen Blättern besetzt. Diese bilden eine grundständige Rosette und werden bis zu 30 Zentimeter lang. Der Umriss des Blattes ist dreieckig, mit länglich-eiförmigen und wiederum gefiederten, zierlichen Unterblättchen.
Die für die Familie typischen Dolden sind Doppeldolden, bei denen die kleinen weißen Blüten in kleineren Döldchen zusammengefasst sind. Die Blütenblättchen sind außen größer als innen. Als Früchte erscheinen länglich-bauchige Doppelachänen, die in zwei glatte braune Samen zerfallen.
Wiesen-Kerbel im Garten

Quelle: Peter Turner Photography/shutterstock.com
Standort
Der Wiesen-Kerbel bevorzugt leicht feuchte und stickstoffreiche Böden mit viel Sonne oder Halbschatten. Er ist winterhart und anspruchslos.
Schnitt
Ein Schnitt ist nur im Winter oder zum Eindämmen von übermäßigem Wachstum nötig. Einzelne trockene Stängel sollte man für Wildbienen stehenlassen, die in den Hohlräumen gerne Nester bauen.
Vermehrung
Die Vermehrung von Wiesen-Kerbel über Samen ist einfach. Das erledigt er auch selber, wenn sich sein Gärtner nicht darum kümmert.
Verwendung
Mit seinen frühen Dolden ziert der Wiesen-Kerbel Beete, Wegränder und Wildwiesen.
Schädlinge
Schädlinge und Krankheiten spielen beim Wiesen-Kerbel im Garten keine Rolle. Schneckenmachen dank der etherischen Öle einen großen Bogen um ihn, und er hält Blattläuse und Echten Mehltau von anderen Pflanzen fern. Bestenfalls Falscher Mehltau und Rostpilze machen ihm selten zu schaffen.
Ökologie

Quelle: HWall/shutterstock.com
Auf den Blüten des Wiesen-Kerbels finden sich 24 Arten von Wildbienen ein, darüber hinaus aber auch jede Menge Käfer, die zu den Hauptbestäubern des Doldenblütlers gehören. Seine Blätter sind wichtige Futterpflanzen für die Raupen von drei einheimischen Eulenfaltern.
Wissenswertes
Wiesen-Kerbel ist eine alte Gewürzpflanze und mit unserem Garten-Kerbel (Anthriscus cerefolium) nahe verwandt. Einer von beiden ist unverzichtbarer Bestandteil in Frankfurter Grüne Sauce. In der Naturheilkunde verwendet man die Blätter als Tee gegen Verdauungsbeschwerden und als Umschläge gegen Hautausschläge. Landwirte sehen ihn eher ungern in ihren Wiesen, denn die Stängel werden im Alter sehr hart und machen das Heu für die Tiere schwer verdaulich.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner