Was ist Frühlings-Adonisröschen?
Frühlings-Adonisröschen (Adonis vernalis) findet man wild nur sehr selten auf Trockenrasen und Steppenrasen oder in sommerwarmen trockenen Kiefernwäldern. Sein Hauptverbreitungsgebiet erstreckt sich von Sibirien und Westasien bis nach Europa hinein; dort gilt es als Relikt der letzten Eiszeit. Der Frühblüher gehört zur Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae) und einer Gattung mit etwa 20 einjährigen oder ausdauernden Pflanzen, die sich vor allem an alpinen Standorten finden.
Die ausdauernden krautigen Stauden bilden kleine Gruppen; sie entspringen einem weit verzweigten kräftigen dunklen Rhizom und werden meist nur etwa 20 Zentimeter hoch. Dafür reichen die Wurzeln bis zu einem Meter in die Tiefe; mit den knapp unterhalb der Erdoberfläche gelegenen Sprossknospen überdauert das Adonisröschen den Winter. Die Stängel stehen aufrecht und bleiben meist unverzweigt. Daran sitzen die 3-5 Zentimeter langen wechselständigen, ein- bis vierfach gefiederten Laubblätter, deren einzelne Fiederabschnitte schmal und linealisch sind. Sie geben den Blättern ein filigranes farnartiges Aussehen.
An den Enden der Stängel erscheinen einzelne Blüten, unter denen ein Kranz dieser Fiederblättchen liegt. Sie sind 3-6 Zentimeter breit, zwittrig, sternförmig und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die bräunlichen Kelchblätter sind eiförmig, behaart und kurz und werden von 10-20 goldgelben Kronblättern überragt. Diese stehen frei und sind keilförmig mit einer Länge von 2-4 Zentimetern. Im Inneren befinden sich zahlreiche freie Fruchtblätter und Staubblätter. Als Früchte werden behaarte Sammelnussfrüchte gebildet; die einzelnen Achänen sind etwa fünf Millimeter lang und weisen an ihrem Ende einen hakenförmigen Stachel auf. Hinzu kommt ein ölhaltiges Elaisosom, mit dem die Samen Ameisen anlocken.
Frühlings-Adonisröschen im Garten
Standort
Das Frühlings-Adonisröschen bevorzugt einen trockenen bis mäßig trockenen basenreichen Lehm- oder Lössboden. Er sollte locker, neutral bis mild, humos und vorzugsweise kalkhaltig sein. Staunässe ist unbedingt zu vermeiden. Der Tiefwurzler braucht einiges an Platz nach unten. Die Pflanzen sind vollkommen frosthart.
Schnitt
Eine Pflege ist beim Frühlings-Adonisröschen nicht vonnöten. Wenn das Laub im Herbst vertrocknet, sollte man es ruhig als Frostschutz für die nahe an der Oberfläche gelegenen Überwinterungsknospen stehenlassen.
Vermehrung
Eine Vermehrung durch Aussaat ist möglich; dazu bringt man die ausgereiften Samen an Ort und Stelle im Garten aus. Sie keimen allerdings nur sehr langsam und unvorhersehbar im kommenden Frühjahr. Eine Teilung vertragen die Adonisröschen nur schlecht, daher sollte man das möglichst vermeiden. Wenn doch, so teilt man das Rhizom in Stücke mit großen Knospen und pflanzt sie im Herbst oder zeitigen Frühjahr in feuchte Erde. Im Zweifelsfall fährt man mit jungen Adonisröschen aus dem Gartenfachhandel am schnellsten.
Verwendung
Im heimischen Garten fühlt sich das Frühlings-Adonisröschen auf einem offenen felsigen Grund im Steingarten oder am schattigen Rand von Gehölz am wohlsten.
Schädlinge
Das Frühlings-Adonisröschen ist mit seinen Giftstoffen recht gut gegen Fressfeinde gewappnet, nur Schneckenstören sich überhaupt nicht daran und machen vor allem junge Pflanzen mit Vorliebe den Garaus. Dagegen haben Krankheiten und andere Schädlinge selten eine Chance.
Ökologie
Das Adonisröschen glänzt vor allem mit den hohen Pollenwerten seiner zahlreichen Staubbeutel; Nektar bildet es nicht. Die Blüten öffnen sich nur bei schönem Wetter und folgen dem Lauf der Sonne. Die Innenseite der Kronblätter glänzt und reflektiert das Sonnenlicht, sodass sie für Insekten schon von weitem sichtbar sind. Hauptbestäuber sind Bienen, Fliegen und Käfer; dazu gehören auch zwei Wildbienen, die Gewöhnliche Schmalbiene (Lasioglossum calceatum) und die Zweifarbige Schneckenhausbiene (Osmia bicolor). Die Verbreitung der Samen übernehmen Ameisen, die sich am fettreichen Elaiosom gütlich tun.
Wissenswertes
Adonisröschen sind hochgiftig; früher wurden sie in der Heilkunde eingesetzt. Die ersten Berichte stammen aus der Antike, wo bereits Hippokrates und Plinius d. Ä. das Kraut zur Herzstärkung einsetzten. In den Kräuterbüchern des Mittelalters wie denen des Hieronymus Bock, Tabernaemontanus oder Leonhart Fuchs wird es ausführlich beschrieben. In der modernen Medizin spielen sie keine Rolle mehr, da der Gehalt an Alkaloiden stark schwankt. Dabei handelt es sich vor allem um herzwirksame Glykoside ähnlich denen des Fingerhuts. Nur noch die Homöopathie verwendet Adonis vernalis-Globuli und -Tinkturen bei Herzinsuffizienz, Nierenschwäche und rheumatischen Erkrankungen.
Heute stehen die Pflanzen unter Naturschutz und dürfen als wild wachsende Exemplare nicht gepflückt werden. Das Relikt stammt aus der Eiszeit, in der die Pflanzen der eurasischen Steppe der zurückgehenden Gletschergrenze folgten. Seine Bestände wurden lange Zeit durch Waldrodungen und Beweidung begünstigt. Schafe beispielsweise halten die Pflanzen in der Umgebung kurz und lassen auch Bäume und Büsche nicht hochkommen, während sie das giftige Adonisröschen stehenlassen. Heute sind die von der Schafhaltung begünstigten Trockenrasengesellschaften in akutem Rückgang begriffen.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner