Was ist Rotes Straußgras?
Rotes Straußgras (Agrostis capillaris) findet sich weit verbreitet auf den Magerwiesen und -weiden, an Wegrainen und Heideflächen, im Rasen von Parkanlagen und lichten Eichen- und Kiefernwäldern. Es wächst im Tiefland ebenso wie im Gebirge, und in den Alpen steigt es auf über 2.200 Meter auf. Das einheimische Gras gehört zur Familie der Süßgräser (Poaceae) und ist mittlerweile fast weltweit verbreitet. Sein Ursprungsgebiet liegt im eurasischen Raum.
Es handelt sich dabei um ein ausdauerndes horstbildendes Gras, das sich mit kurzen unterirdischen Ausläufern ausbreitet und bis zu einem halben Meter tief wurzelt. Über der Erde erreicht es eine Höhe von etwa 60 Zentimetern, mit länglichen Internodien von 4-10 Zentimetern Länge. Seine feinen flachen Blätter sind 2-4 Millimeter breit und bis zu 15 Zentimeter lang, fein gerillt, oberseits sattgrün und auf der Unterseite matt. Typisch für dieses Straußgras: Die Blatthäutchen der unteren und mittleren Stängelblätter sind bis 1,3 Millimeter lang und gestutzt.
Beim Roten Straußgras stehen die nicht in Büscheln stehenden Ährchen in endständigen lockeren, länglich-eiförmigen Rispen, die 20 Zentimeter lang und 12 Zentimeter breit werden. Die zusammengedrückten Ährchen sind 2-3 Millimeter lang, einblütig und rotbraun bis rotviolett. Ihre Vorspelze ist nur halb so lang wie die Deckspelze und wie diese unbehaart. Nach der Blütezeit bleiben die Rispen gespreizt. Die Samen sind hellbraun und länglich.
Rotes Straußgras im Garten
Standort
Das Rote Straußgras ist vor allem wegen seiner Anspruchslosigkeit beliebt. Es wächst am besten auf einem mäßig trockenen bis frischen und mäßig nährstoffreichen, kalkarmen Lehm- oder Sandboden. Der Boden sollte mäßig sauer und roh bis humos sein, der Standort möglichst in der vollen Sonne liegen, wobei es aber auch Schatten gut verträgt. Das Gras ist vollkommen frosthart. Es gilt als mäßig trockenheitsverträglich und ist mit seinen filigranen Blättern und Rispen recht strapazierfähig.
Schnitt
Ein Schnitt ist bestenfalls zum Rasen mähen erforderlich, oder wenn man die alten Rispen entfernen möchte. Sie bleiben auch im Winter stehen, selbst wenn sie ihre Samen bereits verstreut haben und sind dann nach wie vor äußerst dekorativ. Ansonsten ist das gut schnittverträgliche Rote Straußgras absolut pflegeleicht und man braucht sich nicht großartig darum zu kümmern. Es verträgt auch einen Schnitt relativ weit unten am Grund.
Vermehrung
Für die Vermehrung teilt man das Rote Straußgras zwischen Frühling und Frühsommer; danach wächst es problemlos wieder an und bildet neue Horste. Eine Aussaat mit einer Grassamenmischung ist einfach; die Samen sind Lichtkeimer und brauchen Helligkeit für die Keimung. Wie bei Grassamen üblich muss man auch hier darauf achten, dass hungrige Vögel dem Gärtner nicht alles wegfuttern. Wer es eilig hat wird im Gartenfachhandel auch Rollrasen mit dieser Grassorte finden.
Verwendung
Das strapazierfähige und genügsame Rote Straußgras ist trittverträglich und für Zierrasen und Spielrasen geeignet. Häufig findet man es auch im Rasen von Golfanlagen und Sportplätzen. Seine feine Beblätterung lockert Rasenflächen auf und macht sich auch gut als Dachbegrünung. Man kann das Gras ebenso gut in den Vordergrund von Rabatten pflanzen oder in einer naturnahen Wildblumenwiese als grasigen Hintergrund setzen. Im Vergleich zu anderen Grassorten wächst es relativ gemächlich.
Schädlinge
Schädlinge und Krankheiten wird man bei der robusten Grassorte vergeblich suchen.
Ökologie
Wie alle Gräser sorgt auch beim Roten Straußgras der Wind für die Bestäubung und die Übertragung des Pollens. In der heimischen Fauna sind zwölf Schmetterlinge an ihm als Raupenfutter interessiert; dazu gehören der Brombeerspinner (Macrothylacia rubi) und vor allem Tagfalter wie der Schachbrettfalter (Melanargia galathea), das Große Ochsenauge (Maniola jurtina) und der verbreitete Gelbbindige Mohrenfalter (Erebia meolans).
Wissenswertes
Bisweilen findet man das Rote Straußgras im Gartenfachhandel auch unter seinen alten Synonymen Agrostis tenuis und Agrostis vulgaris. Es ist äußerst formenreich, sodass die Unterscheidung in Unterarten wegen der fließenden Merkmale wenig sinnvoll erscheint.
Es gilt als gutes, aber wenig ergiebiges Futtergras für Weidevieh und gilt als Zeigerpflanze für saure und magere Böden. Patienten mit Heuschnupfen mögen es meist weniger, denn seine vor allem am Nachmittag fliegenden Pollen sind reichlich allergen.
Der Gattungsname Agrostis leitet sich von griechisch agros, Acker ab, der Artname capillaris kommt aus dem Lateinischen und nimmt mit haarförmig Bezug auf die Form der feinen Blätter.