Was ist Kaukasus-Vergissmeinnicht?
Kaukasus-Vergissmeinnicht oder genauer Großblättriges Kaukasus-Vergissmeinnicht (Brunnera macrophylla) ist die Riesenversion unserer einheimischen Vergissmeinnicht-Arten. Der Vertreter aus der Familie der Raublattgewächse (Boraginaceae) wächst, wie der Name bereits verrät, wild im Kaukasusgebirge bis in die Türkei hinunter, wo er bis auf eine Höhe von 2000 Meter aufsteigt und vorzugsweise Eichen- und Fichtenwälder besiedelt. Bei uns findet man es bisweilen auswildert an Waldrändern, in Österreich gilt es mittlerweile als eingebürgert.
Es handelt sich beim Kaukasus-Vergissmeinnicht um eine ausdauernde krautige Staude, die mit ihrem kurzen schwarzbraunen 5-10 Millimeter dicken Rhizom überwintert und sich rasenförmig ausbreitet. Darüber erhebt sich eine Rosette aus wechselständigen 5-30 Zentimeter langen, dünnen frischgrünen und rau behaarten Blättern, die auf einem fast ebenso langen Stielen sitzen. Ihr Umriss ist eiförmig bis nierenförmig mit herzförmigem Grund und einer deutlichen Spitze. Oftmals sind sie weiß oder cremefarben gefleckt. Weiter oben gelegene Stängelblätter sind deutlich kleiner und lanzettlich bis elliptisch eiförmig, der Stiel wird nach oben hin immer kürzer, bis die Blätter zuletzt sitzen.
Von März bis Mai erscheinen die kurzen verzweigten und blattlosen Blütenstände, die sich schneckenartig aufrollen zu lockeren Rispen aufrollen. Darin sitzen zahlreiche kleine blaue Blüten mit einem Durchmesser von 3-7 Millimetern. Sie sind fünfzählig mit doppelter Blütenhülle, sternförmig und zwittrig, mit einem einen Millimeter langen grünen und dicht kurz beborsteten Kelch und einer Krone, die im unteren Anteil zu einer kurzen Röhre verwachsen und weiter oben radförmig ausgebreitet ist. Die kurzen Staubblätter bleiben größtenteils in der Kronröhre verborgen. Die einzelnen Blüten sind kurzlebig und fallen schnell ab. Aus den Fruchtknoten entwickeln sich gebogene, bis zu drei Millimeter lange faltige Nüsschen mit scharfer Spitze und einem typischen kragenförmigen Ring an der Basis.
Kaukasus-Vergissmeinnicht im Garten
Standort
Das Kaukasus-Vergissmeinnicht hat keine besonderen Ansprüche bis auf einen eher kühl bleibenden Boden; am besten wächst es auf einem frischen und nährstoffreichen, durchlässigen und humosen Lehmboden mit Sonne oder Halbschatten. Ein Standort mit viel Sonne erfordert unbedingt mehr Wasser als an dunkleren Stellen. Bei länger anhaltendem trockenem Sommerwetter musst Du sie kräftig gießen.
Heimat Kaukasus heißt kalt – im Winter sind die Pflanzen frosthart bis -40 °C.
Der beste Standort für Kaukasus-Vergissmeinnicht: kühl, halbschattig und immer leicht feucht.
Schnitt
Besonderen Schnitt oder Pflege braucht das Kaukasus-Vergissmeinnicht nicht. Es reicht vollkommen aus, gegebenenfalls vertrocknete Anteile zu entfernen. Nur auf die Selbstaussaat musst Du achten: Unbeaufsichtigt sorgt sie schnell für eine weitere Ausbreitung als geplant. Dann ist es angebracht, die Fruchtstände rechtzeitig zu beseitigen, bevor sie ihre Samen ausstreuen.
Vermehrung
Vermehren lässt sich das Kaukasus-Vergissmeinnicht mit den reichlich gebildeten Samen. Sie werden im zeitigen Frühjahr erst einmal in Töpfen vorgezogen und erst später ins Freiland ausgebracht. Ebenso einfach ist es, die Bestände im Herbst zu teilen oder im Winter Wurzelschnittlinge abzunehmen.
Verwendung
Mit seinen dekorativen Blättern und zarten Blüten ist das Kaukasus-Vergissmeinnicht eine beliebte Zierpflanze für Blumenbeete und Staudenrabatten oder den Vordergrund von Gehölzgruppen, für die Uferbepflanzung des Gartenteiches oder den Steingarten. Einen schönen Kontrast bekommst Du, wenn Du es mit großblütigeren und kleinblättrigeren Pflanzen kombinierst, etwa Herzblume, Akelei, Gämswurz und Trollblume, die nach der Brunnera das mit dem Blütenschmuck übernehmen. Sie bilden einmal angewachsen schnell einen dichten Rasen, der gerade einmal zwei Handbreit Höhe erreicht.
Schädlinge
Schädlinge und Krankheiten wird man beim äußerst robusten Kaukasus-Vergissmeinnicht so gut wie nie antreffen.
Ökologie
Die Bestäubung der kleinen Blüten übernehmen vor allem Honigbienen und Hummeln. Dass man die unverkennbaren Pflanzen inzwischen häufig an Waldrändern findet liegt vor allem an den reichlich gebildeten Samen, die mit Gartenabfällen in die freie Wildbahn gelangen.
Wissenswertes
Großblättriges vom Kaukasus
Entdeckt wurde Brunnera macrophylla 1801 im Kaukasus vom deutschen Naturforscher Michael Friedrich Adams (1780-1838). Die Gattung erhielt ihren Namen zu Ehren des schweizerischen Botanikers Samuel Brunner (1790-1844), der sich unter anderem um die Erforschung der Fauna und Flora der Kapverdischen Inseln, Senegals und Gambias verdient gemacht hat. Der Artname macrophylla bedeutet großblättrig.
Zierpflanze und alte Namen
Als Zierpflanze wurde die Art 1825 eingeführt, so richtig durchgesetzt hat sie sich aber erst zu Beginn des 20. Jahrhundert. Im Gartenhandel findet man Brunner macrophylla bisweilen noch unter den alten Bezeichnungen Anchusa myosotidiflora und Myosotis macrophylla.
Viele bunte Brunnera-Sorten
Viele der im Handel erhältlichen Sorten haben anders gefärbte Blätter und weiße oder rosafarbene Blüten. Brunnera macrophylla ‚Hadspen Green‘ mit cremefarbenen Blüten und hellgrünen, weiß gerandeten Blättern und Brunnera macrophylla ‚Jack Frost‘ mit grün panaschierten silbergrauen Blättern haben den renommierten Award of Garden Merit der britischen Royal Horticultural Society gewonnen.
Verwechslungsmöglichkeiten
Von den ganz ähnlichen Gattungen Myosotis und Omphalodes unterscheidet sich Brunnera durch den typischen kragenartigen Ring am Grund der Teilfrüchte. Die Blüten sehen fast so aus wie die von Vergissmeinnicht (Myosotis spec.)
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner