Was ist Sumpf-Schwertlilie?
Die zur Familie der gleichnamigen Schwertlilien-Gewächse (Iridaceae) gehörende Sumpf-Schwertlilie oder Waser-Schwertlilie (Iris pseudacorus) findet man in weiten Teilen der niederen Lagen Europas und Vorderasien bis nach Sibirien sowie in Nordafrika, nur selten in den Mittelgebirgen. Sie wächst häufig an den feuchten und zeitweise überschwemmten Verlandungszonen von Gewässern, wie dem Röhricht von Sümpfen in Wald und Wiese, in Seggenrieden, Schilfgürteln, Erlenbrüchen und Auwäldern, an Gräben und Ufern.
Bei der sehr wüchsigen Sumpf-Schwertlilie handelt es sich um eine ausdauernde, bis zu einem Meter hohe gelbe Staude. Als bartlose Rhizomiris verfügt sie über einen kräftigen horizontal kriechenden, bis zu vier Zentimeter dicken Wurzelstock mit 10-20 Zentimeter langen Wurzeln und einer verdickten und verzweigten Grundachse, aus der sich die aufrechten und zusammengedrückten bis runden Stängel erheben. Die leicht rippigen graugrünen bis grasgrünen Laubblätter stehen grundständig; sie sind zwei Zentimeter breit und etwa ebenso lang wie der blühende Stängel und mit ihrer linealisch-schwertförmigen Form namensgebend für die Gattung.
Die rein gelben Blüten der Sumpf-Schwertlilie sind lang gestielt und geruchlos; sie erscheinen zu 3-8, selten bis zu 12 Exemplaren in den Achseln der Stängelblätter der reich verzweigten Blütentriebe. Ihre Krone besteht aus drei äußeren zurückgeschlagenen und drei inneren domförmig aufgestellten Blütenblättern. Erstere sind eiförmig und in der Mitte dunkelgelb mit rotbraunen netzförmigen Adern, die inneren schmal-linealisch und schmäler und kürzer als die drei zweizipfeligen gelben Narbenäste, welche die Krone überragen und auf den ersten Blick wie weitere Blütenblätter aussehen.
Aus den Fruchtknoten entwickeln sich walzenförmige, stumpf dreikantige und an der Spitze kurz gezipfelten Kapseln, die bis zu fünf Zentimeter lang werden und in der Reife herabhängen. In ihrem Inneren finden sich zahlreiche hellbraune, außen glatte und zusammengedrückte Samen von 6-8 Millimetern Breite.
Sumpf-Schwertlilie im Garten

Quelle: Alexey_Ivanov/shutterstock.com
Standort
Die Sumpf-Schwertlilie bevorzugt einen sumpfig-nassen, gerne auch zeitweise überschwemmten nährstoffreichen, mild bis mäßig sauren Humusboden. Sie steht gerne etwas wärmer und braucht Sonne oder zumindest Halbschatten. Als einheimische Pflanze ist sie frosthart, aber gerade im Wasser stehend ist sie für etwas schützendes Laub oder Stroh auf den Horsten dankbar.
Schnitt
Viel Schnitt und Pflege braucht die robuste gelbe Staude nicht; es reicht vollkommen aus, im Frühling gegebenenfalls den Winterschutz zu entfernen und bei dieser Gelegenheit auch die vertrockneten Pflanzenteile abzuschneiden. Die Sumpf-Schwertlilien düngen kann man, sollte man aber nur in Ausnahmefällen; da man sie bevorzugt am Gartenteich anpflanzt kann der mit zu viel Stickstoff und Phosphat im Wasser schnell kippen und dank Algenblüte grasgrün werden.
Vermehrung
In aller Regel wirst Du im Gartenhandel eine Sumpf-Schwertlilie kaufen und in Deinen Garten pflanzen; hast Du da bereits welche, so kannst Du die Rhizome auch teilen und verpflanzen. Die Pflanzen sollten nicht allzu tief in die Erde vergraben werden, vorzugsweise im Frühling oder im Herbst und vor allem außerhalb der Blütezeit.
Ebenfalls möglich ist die Vermehrung mit Samen; es handelt sich dabei um Lichtkeimer und Kaltkeimer, die am besten nah an der Oberfläche keimen und eine Periode mit niedrigen Temperaturen benötigen. Wenn Du der Keimung etwas auf die Sprünge helfen willst: vorher mit Schmirgelpapier die glatte Schale auf einer Seite etwas anschleifen und die Samen gründlich wässern sorgt oft für bessere Keimraten.
Verwendung
Die Sumpf-Schwertlilie gilt als DIE einheimische Teichpflanze schlechthin – vor dem dunklen Hintergrund des Gartenteiches oder umstehendem Gehölz kommen ihre leuchtend gelben Blüten besonders gut zur Geltung. Zur gleichen Zeit blühen Sumpfdotterblume, Fieberklee und Sumpfkalla, sodass sie sich gut miteinander kombinieren lassen und für noch mehr Blütenreichtum am Teichrand sorgen. Im Röhricht passt die Sumpf-Schwertlilie auch wunderbar zu Rohrkolben, Schwaden und Rohr-Glanzgras.
Schädlinge
Schädlinge und Krankheiten findet man bei der äußerst strapazierfähigen Sumpf-Schwertlilie selten. Bisweilen treten an den Blättern Rostflecken auf.
Ökologie
Hier geht’s zum Nektar!
Die Blütezeit der einzelnen Blüten währt nur kurz, aber dafür werden sie im Mai und Juni reichlich gebildet. Mit Geruch können sie nicht dienen, daher müssen die bestäubenden Insekten wie Bienen, Hummeln und Schwebfliegen auf andere Weise den Weg hierher finden. Bei der Sumpf-Schwertlilie erfolgt das vor allem durch die großen dunkelbraunen Saftmale der äußeren Blütenblätter, die den interessierten Besuchern den Weg ins Innere und zum Nektar weisen. Davon gibt es reichlich; in den aufrechtstehenden Blüten sammelt er sich in großen Mengen in dem Zwischenraum zwischen Griffel und Kronblättern. Als Bienenweide ist Iris pseudacorus nicht zu unterschätzen – eine einzelne Blüte bildet bei ordentlichem Wetter 15-20 Milligramm Nektar mit einem Zuckergehalt von rund 50 Prozent.
Sumpf-Schwertlilie als Raupenfutter
Sieben Schmetterlinge, genauer sieben Nachtfalter nutzen das Kraut der Sumpf-Schwertlilie als Raupenfutter. Die häufigsten davon sind die Rohrkolbeneule Globia sparganii und die goldgelb gefleckte Röhricht-Goldeule Plusia festucae.
Weitschwimmer und Düngemittelvertilger
An fließenden Gewässern können die Schwimmfrüchte der Sumpf-Schwertlilie problemlos weite Strecken zurücklegen; sie weisen große luftgefüllte Hohlräume auf, die das Treiben an der Wasseroberfläche erleichtern. So gesehen ist das mit den Lichtkeimern nicht ohne Hintergedanken: Die Samen bleiben im Wasser bis zu zwölf Monate lang keimfähig und beginnen erst auszutreiben, wenn sich die Kapseln geöffnet haben.
Ökologisch könnte die Sumpf-Schwertlilie noch einmal interessant werden, denn inzwischen weiß man, dass sie die Eutrophierung von Gewässern durch Stickstoff und Phosphate deutlich verringert. Ihr selbst macht der Nährstoffüberschuss nichts aus.
Iris pseudacorus als invasiver Neophyt
In Neuseeland sowie in Teilen Nord- und Südamerikas gilt die Sumpf-Schwertlilie inzwischen als eingebürgert. Dort macht sie sich mit ihrem ausufernden Wachstum stellenweise als invasiver Neophyt unbeliebt.
Wissenswertes
Die einzige (noch) nicht bedrohte heimische Schwertlilien-Art
Verlandungsstellen gibt es bei uns mittlerweile ebenso selten wie die dazugehörigen Sümpfe und feuchten Uferbereiche; dementsprechend sind die natürlichen Lebensräume der Schwertlilien in argem Rückgang begriffen. Dementsprechend stehen wildwachsende Exemplare in freier Natur unter Schutz und dürfen auf keinen Fall gepflückt oder ausgegraben werden. Die Sumpf-Schwertlilie macht davon bisher die einzige Ausnahme; trotzdem sollte man die Finger von ihr lassen, bevor es ihr ähnlich wie ihren Verwandten ergeht.
Sumpf-Schwertlilie als Heilpflanze
Früher verwendete man das Rhizom der Sumpf-Schwertlilie als schleimlösendes, harntreibendes und magenstärkendes Mittel, vor allem aber äußerlich zur Wundbehandlung, bei Geschwüren und entzündlichen Hauterkrankungen. Bekannt war sie bereits in der Antike– Dioskurides behandelte mit akoron den Grauen Star, wie auch Plinius d.Ä. vermerkt. Wer bei akoron eher an Acorus und Acorus calamus denkt: Der Kalmus wurde erst im 16. Jahrhundert in Europa eingeführt.
Heilkräftig ist vor allem das ätherische Öl, das dem Wurzelstock mit Linalool, Geraniol und anderen Terpenoiden nach dem Trocknen ein veilchenartiges Aroma verleiht - frisch riecht er eher nichtssagend nach frisch gemähtem Gras. Im Frühjahr ist der Gehalt am höchsten, sodass man die Rhizome vorzugsweise zu dieser Jahreszeit erntete. Außer zu Heilzwecken kam die „Veilchenwurzel“ früher bisweilen auch zum Aromatisieren von Likören und Süßwaren zum Einsatz – heute ist sie dafür nicht mehr gebräuchlich.
Sumpf-Schwertlilie als Giftpflanze
Inzwischen ist die Sumpf-Schwertlilie als Heilpflanze aus der Mode gekommen, nicht zuletzt, weil sich vor allem im Rhizom hohe Konzentrationen an Giftstoffen finden. Toxisch wirken insbesondere Triterpene wie das Isoflavonglykosid Iridin. Auch die Blüten sind als nicht essbar einzustufen. Der Saft der Pflanzen schmeckt scharf und führt erst zu einem heftigen Brennen im Mundraum, danach zu erheblichen Magen-Darm-Beschwerden mit Übelkeit, Erbrechen und von Koliken begleiteten, oft blutigen Durchfällen. Des Öfteren wurde von Vergiftungserscheinungen berichtet, weil unkundige Sammler die Sumpf-Schwertlilie mit dem ohne Blüten recht ähnlichen Kalmus verwechselt haben –der Artname pseudacorus, also Kalmus-ähnlich kommt nicht von ungefähr.
Auch giftig für Tiere
Giftig sind die Schwertlilien auch für Tiere, insbesondere für Weidevieh. Die Toxine bleiben auch nach dem Trocknen im Heu erhalten und führen gegebenenfalls zu Krämpfen und blutigen Durchfällen.
Sumpf-Schwertlilie als Färbepflanze und Gerberpflanze
Neben Gift enthalten die Rhizome auch jede Menge Gerbstoffe; früher verwendete man sie zum Gerben und Schwarzfärben von Leder. Geht aber auch weniger düster: Mit Essig zusammen färben die Wurzeln Wolle strahlend gelb.
Ersatzkaffee aus Schwertliliensamen? Bitte nicht!
In Anbetracht der Giftstoffe war das vermutlich keine besonders gute Idee: Im Botanischen Wörterbuch von Nikolai Ivanovich Annenkov von 1878 steht, dass man die Samen offenbar früher als Kaffeeersatz verwendet hat. Sollte man besser nicht nachmachen – wer koffeinfreien Ersatzkaffee haben möchte sollte besser auf Zichorienwurzel oder Eichelkaffee zurückgreifen.
Gelbe Stauden in allen Varianten: Die besten Sorten von Schwertlilie
Neben der Wildart gibt es eine Reihe von Varianten, wie
- Iris pseudacorus ‚Alba‘ mit cremeweißen Blüten,
- Iris pseudacorus ‚Golden Fleece‘ mit dunkelgelben Blüten,
- Iris pseudacorus ‚Bastardii‘ mit zitronengelben und
- Iris pseudacorus ‚Beuron‘ mit mittelgelben Blüten. Dagegen sorgen bei
- Iris pseudacorus ‚Variegata‘ die Blätter für mehr Farbe: Sie sind weiß und gelb gestreift.
Die Französische Lilie war vermutlich eine Sumpf-Schwertlilie
Jeder Frankophile kennt die Fleur de Lys, seit den Karpetingern die Wappenblume der französischen Könige. Einigen Quellen zufolge geht sie auf das Wortspiel mit Fleur de Louis zurück und Louis VII., Ludwig VII.; der ließ seinem Sohn Philipp II. einen blauen Krönungsmantel mit goldenen Lilien anfertigen, wie er in der Folgezeit üblich wurde. Gelb und Gold würde zumindest passen. Wahrscheinlich ist der Ursprung der französischen Lilie aber noch viel älter und geht zurück auf die Zeit der Christianisierung: Der Legende nach soll ein Engel dem Merowinger Chlodwig I. eine (Schwert-)Lilie und eine Ampulle mit Salböl für die Krönung überreicht haben.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner